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Weinzirl 02 - Funkensonntag

Weinzirl 02 - Funkensonntag

Titel: Weinzirl 02 - Funkensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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heute
noch nicht aufgegeben hatte.
    »Markus Holzapfel hat mir gesagt, dass du hier bist. Was ist seit
gestern passiert? Ich konnte dich nirgendwo erreichen.«
    Gerhard lachte. »Fräulein Ungeduld! Ich mache dir einen Vorschlag.
Knoblauchsuppe gegen Information.«
    Als sie im Rössle in Eckarts ankamen, waren Gott sei Dank gerade
keine Reporter da. Gerhard studierte entspannt die Karte und rümpfte die Nase.
    »Jetzt fangen die auch schon mit so ‘nem Fitness-Low-Fat-Quatsch an.
Er blätterte die Fitness-Seite schnell um und bestellte sich nach der Suppe
einen Zander. »Mit extra viel Buttermandeln«, grinste er mit einem Blick auf
Jo, die die Zander-Low-Fat-Variante bestellt hatte.
    »Gefräßiger, ungesunder Idiot«, maulte Jo, die schon zunahm, wenn
sie Essen nur auf einen Kilometer Entfernung anschaute, ja ans Essen dachte.
»Also los, wenn du mich schon mit deinem Essverhalten nervst, erzähl jetzt
endlich, was du bei Hündle erfahren hast!«
    »Bärig war es!« Gerhard verschluckte sich vor Lachen an seinem AKW , dem Alt Kemptner Weißen, das so
eine Art Getränke-Markenzeichen von ihm war. Jo knuffte ihn in die Seite. Also
erzählte Gerhard vom Canna-Bier und nach einer langen Kunstpause vom
Grundbuchamt.
    »Und was stand da drin? Mensch, wenn du schon frisst wie ein
Neandertaler, dann rede wenigstens wie ein Mensch aus der Neuzeit!«
    Gerhard konnte sich das Grinsen abermals nicht verkneifen.
    »Im Grundbuch ist ein Vorverkaufsrecht für Adi Feneberg für die
Brauerei eingetragen. Und das Ganze zum Preis, den die Brauerei 1963 erzielt
hätte. Der Senior hatte das als ›Kup‹ bezeichnet. Cool, der Alte!«
    Jo brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verarbeiten.
    »Das heißt, wenn der Junior verkaufen will, muss er die Brauerei zu
einem historischen Dumpingpreis Adi Feneberg anbieten?«
    »Ja, muss er, oder besser, hätte er müssen, denn nun ist Adi tot,
und einmal mehr fragen wir uns: Wer hat den Gutmenschen ins Jenseits befördert?
Nur diesmal fragen wir uns nicht mehr, ob er Feinde hatte. Einen hatte er auf
jeden Fall!«
    »Ja, wollte der Junior denn verkaufen?« Jo hatte vor lauter
Aufregung ihren Tee umgeschubst.
    »Das vermutet die Matrone im Pflanzendickicht, und das werde ich als
Nächstes herausfinden«, sagte Gerhard, der genussvoll seine fettigen
Mandelblättchen aß.
    »Wer kauft denn schon Hündle Bräu? So groß ist das doch nicht? Du
bist doch unser Bier-Spezialist, oder?«
    »Ja, meine Liebe, das ist die Frage, und zu diesem Zwecke habe ich
so meine Informanten. Die aber leider erst wieder ab Montag zu erreichen sind.
So schlau war ich auch schon und habe, kaum dem Dschungel entkommen, da
angerufen. Aber, es ist Freitag. Alle sind schon im Wochenende. Und so werde
ich heute noch nach dem Rohypnol forschen und morgen, man höre und staune,
einfach mal frei machen.«
    »Diesem kühnen Plan würde ich mich anschließen. Telefonieren wir
morgen in der Früh? Vielleicht können wir ja einen halben Tag Ski fahren gehen,
bevor ich abends nach Berlin fliege.«
    Gerhard überlegte, wann er diesen Winter überhaupt schon mal beim
Ski fahren gewesen war und fand die Idee ziemlich gut. Einfach mal frische
Luft, keine Leichen. Der Gedanke baute ihn auf, zumal er wusste, dass er den
restlichen Tag in Routinearbeit, die er so hasste, gefangen sein würde.
    Jo erwachte am Samstagmorgen wie gerädert, obwohl sie früh ins Bett
gegangen war und gut geschlafen hatte. Aber steter Raubbau an Körper, Geist und
Seele rächt sich. Schließlich bin ich ja nicht mehr die Jüngste, dachte Jo.
Sechsunddreißig! Sie schaute erstaunt auf die Uhr. Es war fast zehn und immer
noch zappenduster. Dicker Nebel lag wie ein graues Laken über den Wiesen. Man
konnte nicht mal bis zu Gschwendtners hinüber sehen.
    In ihren schlabberigen Bettsocken, die nur noch halb am Fuß hingen,
schlurfte Jo in die Küche. Mümmel hockte auf dem Fensterbrett und starrte
hinaus. Moebius starrte vom Küchentisch aus herüber, als wolle er sagen: Du
hast das Wetter schlecht gemacht. Los, mach es besser! Nur Einstein war
abwesend und schien dem Nebel zu trotzen. Sogar die Nagerdamen lagen platt auf
dem Bauch in ihrem sonst eher verwaisten Käfig und dösten vor sich hin. Die
Katzen ließen sich mit Milchschaum und einigen Knuspertaschen aufheitern, und
angesichts dieses Energieschubs zogen sie nun doch hinaus in die unwirtliche
Natur. Mümmel dotzte wie ein Flummi durch den Schnee – auf direktem Weg hinüber
zu Gschwendtners.
    Dort kaufte man

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