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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Gerhard kämpfte sich durch Jos miserable Handschrift, durch den PC, und dank Jos Vorarbeit erfasste er
die Botschaft wohl. Allein ihm fehlte der Glaube. Vom Ochsendoping zu illegalen
Mastversuchen und dann sogar zum Doping im Leistungssport. Es klang zwar
logisch, aber alles klingt logisch, wenn einem jemand den Kausalzusammenhang
schon mal vorgedacht hatte. Gerhard wusste aus seiner Ermittlungsarbeit, dass
das Gehirn dann vorprogrammiert war und nicht mehr in der Lage, die einmal
eingeschlagene Straße zu verlassen. Bis wohin ist etwas wahr? Ist man an der
Wahrheit nicht längst vorbei, wenn man sie wahrnimmt? Und was geschieht
eigentlich nacheinander, was nebeneinander? Das fragte sich Gerhard öfter, weil
das Leben eine Gauklerin war. Für Jo und ihre Schwarz-Weiß-Dramatik war es ja
wohl klar wie Kloßbrühe, dass Ostheimer Svenja ermordet hatte. Aber wie passte
Dominik da hinein? Und konnte Ostheimer auch mit einem Blasrohr umgehen? Fragen
über Fragen!
    Gerhard musste sich
objektiven Rat von außen holen, und da konnte es nur einen geben: Chemie-Ottochen. Otto Hirnbein war irgendwie ein Nachfahre des legendären
Käsepapstes Carl Hirnbein, und er war in der Spusi der Mann für chemische
Zusammenhänge. Und das Beste an ihm: Er war so knochentrocken wie die
Atacama-Wüste. Nichts kam ihm merkwürdig vor, kein Auftrag wurde von ihm je
kommentiert. Gerhard faxte und mailte ihm alles durch.
    Nach zwei Stunden
war Ottochen am Telefonapparat. In der ihm eigenen Art, im Telegrammstil zu
sprechen – Verben galten ihm als Luxus –, das aber sehr langsam, fasste er
zusammen: »Völlig ungewöhnliche Medikamente für eine Galtalp. Viel zu viele
auch. Der Dopingszene mal auf den Zahn gefühlt. Clenbuterol, nimmt kaum einer
mehr. Aber Oxyglobin, heiße Kiste, Herr Weinzirl, sehr heiße Kiste. Oyxglobin
liefert Hunden zusätzliche Sauerstoffträger. Ein so genannter Plasmaexpander
und, wie gesagt – eine heiße Kiste, wenn ein Herzleiden oder
Kreislaufüberlastung vorliegt. Sehr gefährlich auch, wenn zu viel Wasser
getrunken wird. Ich rede vom Hund, aber Oxyglobin auf einer Galtalp? Herr
Weinzirl, da stimmt was nicht.«
    Das war der
entscheidende Satz für Gerhard. »Da stimmt was nicht.« Wenn Ottochen das sagte,
dann konnte er aus den Startlöchern krabbeln oder besser rasch vom Startblock
springen. Ottochen irrte sich nie. Aber was sollte Gerhard jetzt tun? Evi zu
informieren war wohl das Nächstliegende.
    Evi hörte ihm zu,
ohne ihn zuerst auch nur anzusehen. Dann ruckte ihr Kopf hoch.
    »Entschuldige, aber
das ist doch einfach Nonsens. Auch wenn Ottochen, auf den auch ich große Stücke
halte, sagt, da stimme was nicht. Das klingt mir nach einem ähnlichen Irrweg
wie deine Ochsendoping-Hypothese.« Das »Deine« hatte süffisant geklungen,
natürlich hatte sie sagen wollen: Jos Ochsendoping-Hypothese.
    »Evi, hier scheint
es aber um den Missbrauch von tierärztlichen Medikamenten am Menschen zu
gehen.«
    »Wer frisst denn
schon dieses Oxyglobin für Hunde? So jemand muss doch wohl komplett schmerzfrei
sein. Das ist gefährlich«, sagte Evi wütend.
    Gerhard seufzte.
Evi, die mit Sport so gar nichts am Hut hatte, die schon Skrupel hatte, ein
Aspirin einzuwerfen, und selbst ihre Globuli behandelte, als seien sie Drogen,
war da wirklich keine gute Ansprechpartnerin. Das überstieg ihr
Vorstellungsvermögen – wenn ihres bis zum Grüntengipfel reichte, war das der
Himalaya. Aber auch Gerhards Phantasie hatte Grenzen – Blasrohr-Mörder und
Oxyglobinfresser?
    »Und wie passt der
brave Abiturient Dominik Pflug dazu? Suchen wir den nicht eigentlich?«, riss
eine immer noch wütende Evi ihn aus seinen Gedanken.
    »Doch, tun wir. Die
Fahndung läuft. Verstehe ich dich also richtig, dass ich mit deiner
Unterstützung nicht rechnen darf?« Gerhards Stimme war nun auch aggressiv.
    Evi zog die Nase
kraus. »Was soll der blöde Spruch? Ich denke, wir sind ein Team. Oder waren mal
eins. Darf ich keine eigene Meinung mehr haben? Außerdem«, sie sah ihn
herausfordernd an, »du bist doch mein Herr und großer Meister. Ich muss deinen
Befehlen letztlich sowieso gehorchen.«
    Gerhard stieß sich
mit dem Bürostuhl so unwirsch vom Tisch ab, dass Svenjas Laptop hochhüpfte. Er
funkelte Evi an. »Genau, dein Meister befiehlt dir, nach einem Zusammenhang
zwischen Ostheimer und Dominik zu suchen.«
    Dann sprang er auf,
der Stuhl trudelte gegen den Fenstersims und hieb eine weitere hässliche Kerbe
in die fleckige Wand, die längst mal

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