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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Sein Handy läutete. Ein Blick auf
die Nummer, und Gerhard war schlagartig hellwach. Ihn erfasste eine seltsame
Erregung, eine, die sich manchmal und ganz unerwartet vordrängte. Er hatte dem
Gerichtsmediziner seine Mobilnummer gegeben und ihm eingeschärft, nur mit ihm
persönlich zu sprechen. Nun war er dran.
    »Morgen, Herr
Weinzirl. Also, ich habe die Leiche nochmals angesehen. Die Todesursache ist
dieses Euthanyl Forte gewesen. Die Dosierung dürfte bei zwanzig Millilitern
gelegen haben, das tötet einen Menschen von neunzig Kilo intravenös gespritzt
fast sofort.«
    »Ja, das weiß ich
schon!«, sagte Gerhard leicht ungehalten.
    »Nun, das wissen
Sie. Was Sie aber bisher noch nicht wissen: Sie wurde allerdings vorher
betäubt. Mit einer Ketamin-Xylazin-Mischspritze.« Der Pathologe sagte das so,
als wäre damit alles klar.
    »Was soll das
heißen?«
    »Wir haben einen
zweiten Einstich gefunden.«
    »Wie? Jetzt auf
einmal? Das ist doch Schlamperei!«, rief Gerhard.
    »Herr Weinzirl. Mit
Verlaub! Sie haben mir eine Selbstmörderin vorgelegt. Sie hatte die Spritze in
der Hand. Die Substanz war uns bekannt. Werfen Sie mir keine Schlamperei vor!
Wir sitzen hier auf Leichenbergen, und, mit Verlaub gesagt, da sind andere
Sachen dabei als Ihre Selbstmörderin. Ich habe sie mir ja zum zweiten Mal angesehen.«
    Gerhard schluckte
seinen Ärger hinunter. »Sie sprachen von einem zweiten Einstich. Hat sie sich
den auch selbst beigebracht?«
    »Wohl kaum, es sei
denn, sie war ein Schlangenmensch oder ein Gummimännchen. So sah sie aber nicht
aus. Die Einstichstelle liegt an der linken Schulter hinten. Sehr gut
platziert, würde ich sagen.«
    »Und wie kann es da
zu einem Einstich kommen?« Gerhard war irritiert.
    »Ja, nun halten Sie
sich fest! Ich denke, das war ein Blasrohr!«
    »Bitte?«
    »Ja, Herr Weinzirl,
Sie wissen schon. So eins, mit dem man im Zoo oder in Nationalparks Tiere
betäubt!«
    »Tiere!« Gerhard
zuckte zusammen. Er begann, in seiner Wohnung umherzulaufen. Ging das nun alles
wieder von vorn los? Ihm reichte diese ganze Viecherei. Jos
Ochsendoping-Hirngespinste. Eine tote Tierärztin. Ein Doppeldoktor und
Zoodirektor? Und mehr noch: Dominik, des Zoodirektors Sohn, der Tiermedizin
studieren wollte. Der ein Praktikum im Etoscha-Nationalpark anstrebte. Er
schüttelte diese Gedanken vorerst ab.
    »Und wie habe ich
mir das vorzustellen? Das merkt man doch! Kann man die Spritze nicht einfach
rausziehen?«
    »Doch, aber das
Medikament wirkt beim Aufprall. Nun denken Sie sich mal in die Situation
hinein. Sie spüren einen Stich in der Schulter. Sind erst mal irritiert.
Versuchen, da hinzusehen, greifen erst mit der linken Hand hin. Nehmen dann die
rechte und erwischen diese Spritze. Ziehen sie raus. Bis dahin ist mindestens
eine Minute vergangen. Ich nehme an, Sie verfallen in Panik. Ich denke, sie
wird versucht haben zu flüchten und ist dann zusammengebrochen. Tja, this is
how the story goes«, kam es lakonisch durch das Telefon.
    »Wie lange kann das
gedauert haben?«, fragte Gerhard.
    »Fünf Minuten etwa
oder kürzer.«
    »Sie nehmen also an,
dass ihr dann jemand das Euthanyl injiziert hat«, vergewisserte sich Gerhard.
    »Ja, das dürfen Sie
annehmen! Niemand ließe sich ohne Gegenwehr so eine Spritze in die Vene jagen.
Die Fundstelle der Leiche ist wohl nicht der Platz, wo sie die Betäubung
erhalten hat. Ich habe sie daraufhin nochmals untersucht. Es gibt Druckstellen
in der Achselhöhle.«
    Gerhard atmete tief
durch. »Sagen Sie, so ein Blasrohr zu bedienen, das ist doch schwer?«
    »So gut platziert,
wie der Einstich war, muss da ein Profi am Werk gewesen sein.« Er lachte.
»Suchen Sie halt mal bei Buschmännern, Zoodirektoren oder Zirkusleuten.«
    Als Gerhard
aufgelegt hatte, wuchs seine Erregung. Trotz der frühen Stunde rief er bei
Herrn Pflug an, der ihm versicherte, nichts von Dominik gehört zu haben.
    »Herr Pflug, ich
habe jetzt eine etwas abwegige Frage: Würde Dominik ein Blasrohr zur Betäubung
von Tieren bedienen können?«
    »Würde er.« Pflug
klang richtig stolz. »Dominik ist, seit er ein kleiner Bub war, fasziniert von
Großkatzen und Tieren in Schutzreservaten. Wir waren mehrfach bei Kollegen in
solchen Parks, und wir haben auch in Innsbruck schon mit Blasrohren gearbeitet.
Dominik ist sozusagen ein Meisterschütze. Aber was soll das denn, Herr
Weinzirl?«
    »Herr Pflug, ich
ermittle inzwischen in einem Mordfall, mehr kann ich dazu momentan nicht sagen.
Treiben Sie Ihren Sohn

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