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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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noch ein Tässchen Kaffee genommen. Aber die Arbeit
erdrückt uns. Dank Ihrer Hilfe, Frau Bodenmüller, dank Ihrer Hilfe.«
    Er hatte die
Türklinke erreicht, warf Frau Bodenmüller noch einen betörenden Blick zu, und
die Flucht war geglückt. Evi lachte noch bis Kempten.
    Zurück im Büro
warteten sie gespannt, was der Computer ausspucken würde. Der Halter war ein
Thomas Lichtenegger, neunundzwanzig Jahre alt. Sie glichen den Namen mit der Liste
ab, er war nicht dabei, aber bei einem der vier zerstörten Namen hatte Ottochen
»as…tene…« rekonstruiert. Das war nicht viel, aber immerhin.
    »Haben wir über den
was? Lichtenegger? Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor«, dachte Gerhard
laut vor sich hin.
    Da mischte sich
Markus ein, der gerade mal nicht in Sachen Drogen unterwegs war und jetzt um 24
Uhr noch immer hinter seinem Schreibtisch klemmte.
    »Lichtenegger?
Thomas? Das ist ein Rennradfahrer. Er ist in Südafrika aufgewachsen. Dort war
er eine große Nummer im Jugendbereich. Mit siebzehn kam er mit seiner Mutter
ins Allgäu. Er war wahnsinnig talentiert. Er hat zuerst Mountainbikerennen
gefahren und ist dann aber wieder aufs Rennrad umgestiegen. Sein Aufstieg war
kometenhaft, für viele fast zu kometenhaft. Er ist zwei Saisonen für Crédit
Agricole gefahren, das ist zwar nicht die allererste Liga, aber er war im
Aufwind. Dann hatte er Pech. Ein böser Sturz – blöderweise auch noch im
Training zu Hause. Stellt euch vor, der ist auf ein stehendes Auto aufgefahren.
Ja, schaut nicht so, das ist schon Kalibern wie Pantani passiert. Jedenfalls
hat er sich die Schulter ganz kompliziert gebrochen, das Hüftgelenk zertrümmert
und alle Bänder im Knie abgerissen. Er war lange bei diesem Guru Doktor Schenk
im Montafon, der flickt ja auch dauernd Skifahrer zusammen. Nun will
Lichtenegger unbedingt wieder in ein Team. Er will nächstes Jahr die Tour
wieder fahren.«
    Wenn es um Sport
ging, war Markus ein wandelndes Lexikon. Außer vielleicht beim
Synchronschwimmen und bei der rhythmischen Sportgymnastik kannte er alle
Akteure von 1945 bis heute. Ein Rennradfahrer! Eine dopingträchtige Sportart
wie keine zweite. Wie aus einem Munde brach es aus Gerhard und Evi gleichzeitig
hervor:
    »Wenn der nun wirklich
Kunde bei Seppi war, dann ist das mehr als ein Zufall!«
    »Da müssen wir aber
nun äußerst subtil vorgehen. Denn dann ist der Mann ein Mörder und ein äußerst
perfider dazu. Wer könnte ihn auf der Alp gesehen haben?«, überlegte Gerhard.
    »Wenn überhaupt
jemand, dann Anni Fink.«
    »Ja, klar. Sie muss
morgen in der Frühe unbedingt herkommen. Markus, organisier ein Bild von ihm.
Und du, Evi, informierst du Frau Fink?«

12
    Gerhard schlief ein,
bevor er noch richtig zugedeckt war. Der lange Tag so kurz nach dem
Krankenhausaufenthalt hatte ihn mehr geschafft, als er zugeben wollte. Als dann
irgendwann sein Handy klingelte, hatte er den Eindruck, nur Minuten geschlafen
zu haben. Das Tageslicht in seinem Zimmer erzählte etwas anderes, die Uhr am
Handy, nach dem er tapsig griff, sprach von 7 Uhr 10. Es war Dr. Pflug. Gerhard
brauchte eine Weile, um den Namen einzuordnen, dann fuhr er hoch, was seine
Rippen mit sofortigem Schmerzen quittierten.
    »Hat Ihr Sohn sich
bei Ihnen gemeldet?« Gerhard hoffte das so inbrünstig und hatte sich auf ein Ja
so sehr eingestellt, dass er einige Sekunden brauchte, bis er verstand, was Dr.
Pflug da sagte.
    »Herr Weinzirl, sie
haben Dominik entführt. Gott, wieso Dominik? Wir sind doch nicht Aga Khan. Herr
Weinzirl, Sie müssen etwas tun!« Im Hintergrund war das Schluchzen einer Frau
zu hören. Dann trommelnde Geräusche, ein Knacken, und es dauerte eine Weile,
bis Pflug wieder dran war. Gerhard konnte sich ungefähr ausmalen, was da vor
sich ging. Frau Pflug schlug wahrscheinlich in völliger Verzweiflung auf ihren
Mann ein.
    »Herr Weinzirl,
entschuldigen Sie. Aber meine Frau wollte nicht, dass ich die Polizei
einschalte.« Das klang fast wie eine Frage, er war offenbar den Tränen nahe.
    »Sie haben absolut
richtig gehandelt. Wann hat sich der – war es denn ein Er? – Entführer
gemeldet?« Gerhard gab seiner Stimme einen beruhigenden souveränen Klang,
obwohl er sich wirklich nicht so fühlte.
    »Gestern Abend. Ja,
es war ein Mann, die Stimme klang nur so verzerrt. Er wollte sich wieder
melden. Gott, wir halten das nicht aus!«
    »Ich bin in fünfzehn
Minuten bei Ihnen«, sagte Gerhard.
    Dann quälte er sich
mit schmerzverzerrtem Gesicht – Himmel, wieso taten

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