Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
schaffst das mit links.
Aber auch starke Mädels brauchen mal Halt. Selten vielleicht, aber dann
brauchen sie richtigen Halt. Und noch eins: Svenja entsprach nun nicht ganz dem
gängigen weiblichen Schönheitsideal. Sie hat darunter gelitten, auch wenn sie
es ironisiert hat. Wenn einer die richtigen Saiten gespielt hat, ihr die
richtigen Komplimente gemacht hat?«
    »Du meinst,
Komplimente über ihr Aussehen. Keine darüber, dass sie schlau sei, patent, ganz
wunderbar in ihrem Beruf. Du meinst, das wusste sie. Da ruhte sie in sich. Aber
wie alle Frauen galt auch für Svenja: Tell me lies, sweet little lies?«
    Jo nickte. »Ja, ich
befürchte es. Sie hätte so einem vertraut. Wider besseres Wissen. Wider alle
Erfahrung. Aber wenn man sich wirklich öffnet, gerät man dann nicht
unweigerlich dorthin, wo keine Gesetze mehr gelten?« Dabei sah sie Evi
bedeutungsschwer an, die ihrerseits staatstragend nickte.
    Gerhard kam sich
ausgeschlossen vor und musste zugeben, dass er diesen weiblichen Diskurs nicht
so ganz verstand. Er versuchte es mit Pragmatik.
    »Gut! Auch wenn ich
keine Ahnung habe, was uns das letztlich bringen soll, versuchen wir doch, dem
Lover mal Gesicht und Gestalt zu geben.« Er lächelte Evi an. »Auf in den Kampf
zur titanischen Frau Bodenmüller und zu Monstercat.« An Jo gewandt, sagte er.
»Angesichts dieser Kreatur würdest auch du als Mutter-Samtpfoten-Teresa
aufhören, eine Katzenfreundin zu sein.«
    Evi und Gerhard
beschlossen, obwohl es bereits 22 Uhr war, nach Immenstadt zu fahren, und
schworen beim Leben ihrer sämtlichen Großmütter, Jo zu informieren, die
ihrerseits heimfuhr. Jo war aufgewühlt und unruhig, als sie die Haustür
aufschloss. Natürlich war keine der Katzen da, jetzt, wo sie jemanden zum
Kuscheln gebraucht hätte.
    Als Evi und Gerhard
bei der Hausfrau vor der Tür standen, kamen sie nicht mal dazu, zu klingeln.
Die Tür flog auf, und Edeltraut Bodenmüller, in einen Kittelschutz gepresst,
der wohl aus einer Jugendzeit stammen musste, als sie gewichtsmäßig noch in der
Klasse Fliegengewicht gespielt hatte, schmetterte: »Der Herr Kommissar und die
reizende Kollegin. Herein, herein, wenn’s kein Schneider ist.«
    Sie lachte dröhnend.
Was für ein Spruch, dachte Gerhard, und diesmal konnten sie trotz der Tageszeit
dem braunen Wasser, das wohl mal sekundenschnell an einer Bohne vorbeigehuscht
sein musste, nicht entgehen. Die Kekse dazu waren so hart wie Asbestplatten und
brillierten mit ebensolchem Geschmack. Bubele lag wieder auf seinem Kissen, und
Gerhard, der mit dem Rücken zum Fenster saß, hatte das Gefühl, den
sprichwörtlichen Teufel im Nacken zu haben.
    »Frau Bodenmüller«,
er drohte ihr scherzhaft mit dem Finger, »jetzt halten Sie ehrliche Beamte vom
Arbeiten ab. Aber haben Sie Dank.« Er biss in einen Keks und hoffte inständig,
dass sein Inlay das aushalten würde. »Frau Bodenmüller, jetzt müssen wir
nochmals auf Ihr exzellentes Auge und Ihre Beobachtungsgabe vertrauen. Erinnern
Sie sich, dass Sie uns erzählt haben, Svenja sei öfter von einem jungen Mann
besucht worden?«
    »Natürlich, Herr
Kommissar. Ich bin doch ein Elefant!« Sie spielte wohl auf ihr Gedächtnis an.
»Ein junger Mann, d-e-u-t-l-i-c-h jünger als Svenja. Und dann war er auch noch
so dünn, so ein Sportlertyp wie diese Leichtathleten im Fernsehen. Und das, wo
Svenja ja nicht eben schmal war. Zu Ihnen hätte der gepasst«, rief sie in Evis
Richtung, »vom Alter her und auch sonst. Sie sind ja auch so a Habergeiß. Essen
Sie denn richtig, Kindchen? Also, meine Nichte, die hat ja …«
    »Wie der junge Mann
hieß, wissen Sie nicht zufällig, Frau Bodenmüller?«, unterbrach Gerhard sie und
legte die zuckersüße Schmuseplatte auf.
    Sie strahlte. »Ach,
der Herr Weinzirl! Nein, seinen Namen kenne ich nicht, aber ich weiß sein
Autokennzeichen.«
    Gerhard schaute
überrascht.
    »Ja, wissen Sie«, verteidigte
sie sich, »da steht so ein Auto rum, das ich nicht zuordnen kann. Da war ich
mal lieber vorsichtig. Anfangs wusste ich ja nicht sofort, dass der zu Svenja
gehört.«
    Sie erhob sich
tatsächlich elefantengleich und walzte in den Gang. Gerhard und Evi sprangen
auf und folgten ihr. Das war die Gelegenheit für eine Flucht. Das Kfz-Zeichen
war auf einem Zettel notiert. Frau Bodenmüller reichte ihn Gerhard. Es war ein LI- Kennzeichen aus dem Westallgäu.
Gerhard bedankte sich überschwänglich und machte Ausfallschritte in Richtung
Tür.
    »Frau Bodenmüller,
wie gerne hätten wir jetzt

Weitere Kostenlose Bücher