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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Gerhard pfiff
durch die Zähne. »Reicht Ihnen ein Gyros und ein Wein?«
    »Gyros? Klar!«
    »Dann würde ich Sie
nach Peißenberg entführen. Ich bin erst ganz kurz hier, aber diese Kneipe ist
mir in kurzer Zeit ans Herz gewachsen. Kennen Sie das Dionysos?«
    »Nein, aber Gyros
klingt gut: fett und nahrhaft. Kann Plinius da mitkommen?«
    »Sicher.«
    »Sie sind doch
Bulle? Kriminaler, mein ich. Dann könnten wir nämlich eine semilegale Route
fahren. Ginge schneller. Bloß, weil ich echt Hunger habe.«
    Der Weg, den sie ihm
wies, führte aus dem Ort hinaus und schnurgerade auf ein Ensemble aus einigen
Höfen und einer Kapelle zu. »Stillern« besagte das Schild, und
Anastasia-Kassandra deutete nach rechts: »Im Sommer ein herrlicher Biergarten.
Manchmal sind ein bisschen zu viele Münchner da, die völlig verzückt sind vom
Landleben. Aber trotzdem wunderschön.«
    Hinter dem
Biergarten, der im Winterschlaf ruhte, kam das Sperrschild. Gerhard gab Gas.
Der Weg wurde bald zum Feldweg mit Schlaglöchern und Eisplatten, und mitten im
Wald schoss plötzlich ein natoolivgrüner Jeep aus einem Forstweg. Der grimmig
aussehende Mann hatte allen Ernstes ein Gewehr dabei. Gerhard ließ den Wagen
ausrollen und kurbelte das Fenster runter.
    »Ja müssts es
Allgeier Saubande da im Wald rumfahren? Raus!« Er hielt Gerhard das Gewehr
unter die Nase.
    Klar, Gerhard hatte
ja noch ein KE auf dem Bus. Er
zwinkerte Anastasia-Kassandra kurz zu, öffnete die Tür mit einem Ruck, sprang
vom Sitz und hielt dem Mann noch im Sprung die Polizeimarke unter die Nase.
»Sie bedrohen mich? Das ist aber gar nicht gut. Tst, Tst, Tst! Kann ich mal
Ihren Waffenschein sehen?«
    Wäre die Kinnlade
des Mannes auch nur einen Millimeter tiefer gesunken, wäre er mit seinen
matschigen Stiefeln draufgetreten, und auch seine Basedow-Augen, die er
rausgeschraubt hatte, waren stark gefährdet. Gerhard wartete, bis die
Gesichtszüge des Mannes wieder einigermaßen geglättet waren und er stotterte: »Herr Wachtmeister, äh, Herr Generalkommissar …«
    Gerhard lächelte.
»Sie haben gar keinen Waffenschein?«
    »Doch, doch, nur
nicht dabei. Herr Generalkommissar?«
    »Nun, dann wollen
wir mal nicht so sein, fahren Sie mal flugs zur Seite. Wissen Sie, wir stecken
mitten in einer äußerst sensiblen Untersuchung.« Er sah ihn verschwörerisch an.
»Vergessen Sie, dass Sie uns gesehen haben. Und«, Gerhards Stimme sank eine
Oktave tiefer, »bedrohen Sie mir niemals mehr Autofahrer. Schreiben Sie die
Nummer auf und rufen uns an. Wir sind doch Ihre Freunde und Helfer.
Verstanden?«
    Der Mann machte eine
Art Verbeugung »Sicher, sicher. Verzeihen Sie, sicher. Auch an die Dame.« Er
salutierte in Anastasia-Kassandras Richtung, und dann jagte er seinen Jeep
wieder zurück in den Hohlweg.
    Gerhard und
Anastasia-Kassandra lachten noch bis nach Peißenberg.
    Als sie bei Toni den
Raum betraten, fing Plinius plötzlich an, mit dem Hinterteil zu wackeln. Der
ganze dürre Hund wedelte. Objekt seiner Begeisterung war ein Huskie, der
Plinius locker als Kanapee hätte verspeisen können. Und wie das so ist bei
Hundebesitzern, entspann sich ein Gespräch über die treuen Gefährten, und
Gerhard registrierte mit gewissem Amüsement, dass Anastasia-Kassandra vor allem
das Herrchen im Gespräch halten wollte.
    Als sie sich
schließlich zu ihm an den kleinen Zweiertisch hinter der Kasse setzte, konnte
Gerhard mit seinem neu erworbenen Wissen prahlen: »Ist vergeben, der Mann.«
    Anastasia-Kassandra
zwinkerte ihm zu. »Ach, das sind die Guten alle, aber das kann sich ändern.«
    »Außerdem ist er
Lehrer. Sie wissen schon. Rechthaber, Schlaumeier.«
    »Ja, ich kenne
diesen Schlag. Aber der sieht nicht so aus, und in meinem Alter wird man da
auch unkritischer. In Ermangelung des Angebots.«
    Sie ließ den Blick
schweifen. »So toll ist die Ausbeute nicht, oder? Wer ist der, der seine Jacke
nicht ausgezogen hat?«
    »Tagblatt-Redakteur,
ein bisschen verquast. Der zieht die Jacke nie aus und hockt immer auf der
Stuhlkante. Aber auch nichts für Sie, der hat eine wirklich reizende Freundin.«
    Anastasia-Kassandra
seufzte theatralisch. »Ich möchte mal geliebt werden. So richtig. Einen Mann
haben, der mich wirklich liebt, mich bewundert, stolz ist auf mich. Mich auf
Händen trägt, mir das Gefühl gibt, das Zentrum seines Universums zu sein. Ja,
ich möchte, dass es mal rote Rosen für mich regnet. Ein Mann, der sich wie ein
Mann benimmt, wie ein Ritter, der mich beschützt, einer, der

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