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Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Weinzirl 04 - Gottesfurcht

Titel: Weinzirl 04 - Gottesfurcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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übrigens von Plinius dem Älteren.«
    Der kleine Hund hob
den Kopf, als er seinen Namen hörte.
    »Nicht von dir! Von
dir stammen nur dicke Pupse. Er hat ein bisschen mit Flatulenz zu kämpfen!«
Anastasia lachte hell, und Gerhard musste zugeben, dass sie ihm immer besser
gefiel.
    »Ich muss also einen
Keltenforscher und Raunachtkundigen finden, und dann hab ich den Mörder?«
fragte Gerhard. »Da sind Sie ja dringend tatverdächtig!«, lachte Gerhard, wohl
wissend, dass ein leinwändiges Hemd wie Anastasia Tafertshofer niemals ein
Schwergewicht wie Matzke über den Findling hätte hieven können. »Was denken
Sie? Was für einer ist der Mörder?«
    »Nicht unbedingt ein
Keltenforscher. Aber jemand, der immer wieder mit dem Heidnischen spielt. Ich
denke, es ist jemand, der die christliche Kirche hasst. Heidnische Plätze,
heidnische Zitate.«
    Gerhards Gedanken
überschlugen sich. Anastasia-Kassandra wusste ja nicht, dass der erste Mann
zwar eines natürlichen Todes gestorben war, aber sozusagen verlegt worden war.
Aber der Zusammenhang war dieser Viergesang. Die Männer hatten sich gut
gekannt. Sie waren tot.
    »Das setzt natürlich
voraus, dass es ein Mörder war«, Gerhard ließ einen Versuchsballon
steigen.
    Anastasia sah ihn
überrascht an. »Aber davon gehen Sie doch aus! Ich hätte da keinen Zweifel, das
ist doch eine aufsteigende Serie: Der erste Mann im Eibenwald lehnt da fast
ruhig an einem Baum. Die Szene hatte fast etwas, ja, Friedliches. Als ich den
Mann gefunden hatte, spürte ich keine negative Aura. Eine sehr tiefe Stille,
sonst nichts. Eine sehr sehr tiefe Stille. Dann der Döttenbichl. Der Platz ist
erhaben und nur so in Geschichte getaucht. Ich empfinde das als Steigerung.«
    »Ich auch«, sagte
Gerhard und erinnerte sich an die aufgerissenen Augen des Schnitzers.
    »Und nun Peißenberg.
Ich kenne diesen Findling. Ein Stein, der Jörg von Halsbach gewidmet ist, dem
Erbauer der Frauenkirche. Dem legendären Ganghofer, der die Kirche nur bauen
konnte, weil er mit dem Teufel im Bunde gewesen ist. Wenn er die Kirche hasst,
dann ist das ja ein äußerst perfides Zitat. ›Seht her, euer ganzer Glauben
nutzt euch nichts. Nur mit Hilfe der dunklen Seite lässt sich das Leben
bewältigen.‹«
    Gerhard verschwieg
ihr natürlich, dass die Männer diese geschnitzten Tiere dabeigehabt hatten. Und
er verschwieg ihr auch, dass sie Hareither am Wickel hatten. Aber der, der
wollte so gar nicht ins Bild passen. Der tiefgläubige Märtyrer mit diesen
Fingerchen, engagiert im Kirchengemeinderat, angesehen und beliebt, natürlich
ein großer Förderer der Passion. Der Gutmensch. Der hätte Frau Baier sicher
gefallen. Gerhard versuchte sich zu konzentrieren, auf Kassandra-Anastasia zu
konzentrieren.
    »Sie meinen also, er
hätte sich von Mord zu Mord gesteigert?«, begann Gerhard noch mal.
    »Ja,
selbstverständlich«, sagte sie, als wäre es das Sicherste von der Welt. »Ich
will Sie ja nicht nerven mit meinen Raunächten, aber die Macht der Finsternis
kämpft mit dem Licht. Der 21. ist Wintersonnenwende. Das alte ist noch nicht
ganz gegangen, das Neue ist noch nicht stark genug. Dann ausgerechnet
Weihnachten, das höchste Fest der Christen. Und dann Neujahr, wo doch die
Hoffnung aufstehen soll, das neue Jahr möge besser werden als das Alte. Ich
finde das äußerst perfide und alles andere als zufällig. Die Raunächte sind ja
auch eine Zeit der Wiederkehr, Tote tauchen wieder auf, oft in einer andern
Gestalt.«
    Gerhard sah sie
überrascht an. »Wiederkehr? Mein Mörder ist also ein Untoter, ein Zombie, der
die drei Männer heimgesucht hat?«
    »Ja, wenn Sie das so
im Jargon von Horrorfilmen formulieren wollen. Ihr Mörder hat es geschafft,
dass statt des hoffnungsvollen Lichts nur ewige Finsternis herrscht. Zumindest
für die drei Toten.«
    Jetzt ging Gerhard
aufs Ganze: »Wenn es noch einen vierten Mann gäbe, der mit den anderen dreien
befreundet ist, eine wie auch immer geartete Verbindung zu ihnen hat, was
würden Sie denken?«
    »Dass sie den
demnächst auch an einem weiteren kultischen Platz finden? Zum Beispiel am
Schlossberg bei Schongau. Ein alter Brandopferplatz, sehr starke Aura da oben.«
Und dann fragte sie unvermittelt: »Haben Sie auch so Hunger?«
    Gerhard lachte.
»Durchaus.«
    »Laden Sie mich ein?
Ich bin gerade etwas knapp bei Kasse.«
    Gerhard lachte noch
lauter. »Klar, als Honorar für Ihre Ausführungen. Was nehmen Sie denn sonst so
für die Stunde?«
    »Fünfundsiebzig
Euro.«
    »Öha!«

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