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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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erstaunt.
    «Jetzt hör auf zu nerven. Was führt dich zu mir?»
    «Wir haben Patrick identifiziert.»
    Levy merkte auf. «Sehr gut. Habt ihr schon was über ihn?»
    «Ja, Alexej hat alles zusammengestellt und an deine Mailbox geschickt.»
    Ohne Zögern baute er eine Verbindung ins Internet auf und fragte seine Mailbox ab. Die einzige neue Mail war von Alexej. Levy öffnete die beiliegende Datei und las.
    «Jochen Landau. Seit dem Abend des 13. Februar nach Streit mit seiner Ehefrau verschwunden …»
    Michaelis verfolgte Levys Akribie, wie er Zeile um Zeile in sich aufsog, mit Verwunderung. «Levy …»
    «Ja?», sagte er leicht abwesend.
    «Was ist los mit dir?»
    «Danke für deinen Besuch. Ich melde mich, wenn ich was habe.»

25
    I hr Vater würde frühestens in einer Stunde nach Hause kommen. Zeit genug, um die eingegangenen Nachrichten zu sichten.
    Lili rief ihr Spaceweb-Profil auf. Wow, fünfundzwanzig neue Nachrichten auf ihren letzten Blog-Eintrag Tausche Sehnsucht gegen Perlmutt.
    Jammern auf hohem Niveau bringt nichts, sagte sie sich. Man muss die richtige Mischung zwischen Melancholie, Sehnsucht und positiver Einstellung finden. Die Leute wollten Lebenswillen, an dem sie sich selbst aufrichten konnten – Tragik hatten sie in ihrem eigenen Leben offenbar selbst genug.
    Sie überflog die Antworten. Gina, Vicki, Cherry und die anderen beglückwünschten sie zu ihrer Kehrtwende. Mike und Olli tranken ein Bier auf sie. Trixy, die blöde Schlampe, wollte bei so viel Selbstmitleid kotzen.
    Zum Schluss Sebastian. Wer war Sebastian?
    Sie öffnete die Nachricht.
    Hallo, Sternenstaub. Ich habe Deinen letzten Blog-Eintrag gelesen und musste spontan an die Zeit denken, in der es mir genauso erging wie Dir. Das ist schon ein paar Jahre her, aber ich kenne das Gefühl gut, nicht verstanden zu werden. Man kann schreien, heulen, bitten und betteln. Es hilft nichts, und niemand kann Dir helfen, weil niemand das Feuer kennt, das in einem brennt.
    Ich wollte Dir auf diesem Weg Mut zusprechen. Es werden wieder bessere Tage kommen. Aber auch schlechte, vergiss das nicht. Wenn Du Hilfe brauchst oder einfach jemanden, der mit Dir teilen will, so kannst Du auf mich zählen. Gruß, Sebastian.
    Das klang interessant – Verständnis, Teilhabe, Aufruf zur Aktion.
    Lili betätigte den Link, der zu Sebastians Profil führte.
    Das Schwarzweißbild zeigte einen Mann Anfang vierzig, gepflegter Dreitagebart, Designerbrille, warmes Lächeln, Model- und Vatertyp wie aus der Bausparkassen-Werbung. Seine Interessen lagen in langen und tiefgehenden Gesprächen, Spaß am Leben und Reisen in ferne Länder. Er hörte Grönemeyer, Naidoo und Wir sind Helden. Sein Lieblingsbuch: Der Liebhaber von Marguerite Duras, sein Lieblingsfilm: Rendezvous mit Joe Black .
    Und das Beste: Er war Single, Wohnort Hamburg. Neue Freunde seien willkommen.
    Lili überprüfte die Liste seiner Friends . Zweiundsechzig. Viele Frauen, wie konnte es auch anders sein, aber auch einige Mädchen zwischen sechzehn und achtzehn Jahren. Dann kamen Männer, auf den ersten Blick schwul. Die Kommentare gaben nicht viel her. Avancen und Einladungen zum Treff, keine Blog-Beiträge.
    Dieser Typ suchte aus, er entschied, ob etwas stattfinden würde.
    Ja, das könnte einer für sie sein. Jetzt nur nicht zu forsch an die Sache rangehen. Die Antwort-Mail musste gut überlegt sein.
    Lieber Sebastian. Ich habe mich sehr über Deine Nachricht gefreut. Auch wenn Du vom Alter her mein Vater sein könntest, so habe ich doch beim Lesen Deiner Worte gespürt, dass Du mich verstanden hast. Ja, es ist genau so, wie Du es beschreibst. Niemand kann meinen Schmerz nachempfinden. Ich bin allein auf dieser Welt und werde es wohl bis zum Schluss auch bleiben. Der Prinz hat ein anderes Aschenputtel geheiratet. Schnief. Vielleicht sollte ich endlich erwachsen werden und auf den Prinzen pfeifen. Ein väterlicher Freund, der mit mir seine Erfahrungen teilt, würde mir schon genügen …

26
    D er RSS-Ticker im Browser schob eine Meldung herein. Die Sturmfront Antje würde in der kommenden Nacht die schottische Halbinsel erreichen. Die Zwangsevakuierungen wurden eingestellt. Wer sich jetzt noch um Haus und Hof sorgte, musste das auf eigene Gefahr tun. Ab jetzt gab es keine Hilfe mehr.
    Levy nahm die Tickermeldung wahr, ließ sich aber nicht weiter von seiner Arbeit abhalten.
    Jochen Landau, sechsunddreißig Jahre alt, seit sieben Jahren verheiratet, zwei Töchter, Katja und Lara, acht und sechs Jahre

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