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Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue

Titel: Weiß wie Milch, rot wie Blut - D'Avenia, A: Weiß wie Milch, rot wie Blut - Bianca come il latte, rossa come il sangue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro D'Avenia
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Ich warte eine Sekunde, gerade lange genug, um »eins« zu sagen. Wenn du nicht bremst, bist du tot. Und ich bremse nicht: eine Sekunde, die wie ein Jahrhundert erscheint. Das Blut rauscht in den Ohren. Und mein Vorderrad küsst die Stoßstange des Porsche so zärtlich wie eine Mutter ihr Neugeborenes. Ich drehe mich nach Niko um, das Haar hängt mir wirr in die Augen, ein Adrenalinschub vernebelt mir den Blick. Ich grinse wie ein siegreicher Duellant im Film. Niko schuldet mir wieder einmal ein Eis. Kein Nervenkitzel ohne Eis.
    »Wie machst du das? Meine Hände greifen automatisch nach den Bremsen, ohne dass ich es will, ich kann gar nicht dagegen an.«
    Ich lecke an meinem Erdbeer-Sahne-Eis.
    »Angst ist weiß. Mut ist rot. Wenn dir weiß vor Augen wird, musst du dich auf das Rot konzentrieren und bis eins zählen …«
    Niko sieht mich an wie einen Geistesgestörten, der glaubt, etwas Sinnvolles von sich zu geben.
    »Morgen haben wir das Spiel. Wir müssen uns den ersten Platz zurückholen. Wir müssen nur gewinnen und hoffen, dass die Mannschaft des Vandalen unentschieden spielt.«
    »Der Vandale … den lassen wir bluten …«
    Niko gibt mir einen Klaps auf die Schulter, dass meine Nase im Eis versinkt.
    »So gefällst du mir.«
    Er rennt weg, und ich flitze hinterher wie ein weiß geschminkter Clown mit roter Nase …

I ch betrete mit meinem Vater das Krankenhaus, in dem Beatrice liegt. Meine Blutgruppe wird kontrolliert. Es ist dieselbe wie Beatrices. Ich hab’s gewusst, wir haben dasselbe Blut, leben von demselben Blut. Es gibt Dinge, die weiß man einfach. Mein Leben ist im Blut mit Beatrices vereint. Ich werde gefragt, ob ich Drogen nehme. Ich antworte nein. Ich antworte nein, weil mein Vater dabei ist und mich unter Ausrufung seiner Lieblingsdrohung, »Ich mach dich zum Staub deines Schattens«, in Grund und Boden stampfen würde. Die Drohung ist nicht übel, das muss man ihm lassen.
    Doch als ich mit der Krankenschwester alleine bin, sage ich ihr, dass ich vor einem Monat einen Joint geraucht habe. Aber nur einen, nur zum Probieren. Wir waren zu mehreren. Ich wollte einfach nicht als Memme dastehen. Außerdem habe ich nur probiert. Die Schwester beruhigt mich. Einer ist nicht schlimm. Doch wenn ich regelmäßig Drogen nehmen würde, könnte ich keine Blutspende machen. Mein Blut wäre wertlos.
    Damit ist das Thema Joints durch. Mein Blut muss perfekt und makellos sein, falls Beatrice noch mehr davon brauchen sollte. Es muss rot sein wie meine Liebe für sie.
    Sie zapfen mir ’ ne ganze Menge ab. Es ist viel dunkler als ich dachte, violettrot und dick, wie meine Liebe zu Beatrice. Beim Anblick des Blutes, das aus meinem Arm fließt, dreht sich mir alles, und einen Moment lang habe ich das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen, doch ich halte stand. Das Blut macht dich schwindelig wie die Liebe, doch es gibt dir auch die Kraft, über deine Grenzen hinauszuwachsen … Ich habe das Gefühl, mein Leben für Beatrice gegeben zu haben, ich bin halb tot und bleich wie ein Vampir, nur dass ich zum Überleben kein Blut sauge, sondern es spende.
    Mein Vater lädt mich zum Frühstück ein.
    »Du bist weiß wie der Schaum auf deinem Cappuccino. Ich hol dir noch ein Croissant. Was für eins willst du?«
    »Was für ’ ne Frage … mit Schokolade.«
    Mein Vater geht an den Tresen und nimmt ein nutellatriefendes Croissant. Dann setzt er sich wieder hin und lächelt mich an, wie er es nur morgens tut. Abends nach der Arbeit ist er zu müde.
    »Tut es weh?«, fragt er mich und zeigt auf den Arm, aus dem sie mir das Blut abgezapft haben.
    »Es brennt ein bisschen, aber nicht schlimm.«
    »Erzähl mir von dem Mädchen, wie heißt sie noch … Angelica?«
    Wie gesagt, mit dem Gedächtnis ist es in meiner Familie nicht weit her.
    »Beatrice, Papa, sie heißt Beatrice, wie die von Dante.«
    »Bedeutet sie dir etwas?«
    Ich will mit ihm nicht über Beatrice reden und weiche der Frage aus.
    »Wer bedeutet dir denn was?«
    »Die Mamma.«
    »Und wann ist dir das klar geworden?«
    »Als ich sie das erste Mal gesehen habe, auf einer Kreuzfahrt, die meine Eltern mir zum Abitur geschenkt hatten. Sie hatte so eine Art sich zu bewegen, den Kopf zur Seite zu legen, wenn sie lächelte, sich das lange Haar aus der Stirn zu streichen …«
    Er scheint zu träumen, sein Blick ist in die Vergangenheit gerichtet, die vor ihm abläuft wie der Anfang eines romantischen Films, einer von denen, die ich nicht ausstehen kann.
    »Und dann?«
    »Dann bin

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