Weisse Haut - Schwarze Haut
sich da zusammen und was hatte
Ngumo vor? Er musste es wissen. Seine Existenz stand auf dem Spiel.
So eilte er am späten Vormittag zu seinen Vorarbeitern.
„Könnt ihr mir zeigen, wo das heute Abend ist?“
Die zwei Kikuyu blickten sich an, verständigten sich, bis
Karega nickte.
„Gut, lasst uns fahren. Nehmen wir zwei Autos, damit ihr
zurückkönnt.“
„Ich werde dich begleiten, William“, entschied Karega
sofort. „Du bist nur ein Bwana und das ist nicht so gut, wenn man dich
erwischt. Passe ich lieber auf, sonst du laufen wie Huhn ohne Kopf herum.“
William war gerührt, dass er sich Sorgen um ihn machte.
Sie ließen den Wagen etwas abseits, versteckt, stehen und
machten sich zu Fuß auf den Weg. Am Fuße des Kirinyaga war die Luft kühler,
aber ihnen stand ein langer Marsch bevor, da sie einen Bogen schlagen wollten.
Sie wussten nicht, was passierte, falls man ihre Anwesenheit entdeckte.
Besonders welche Auswirkungen das für seine Freunde haben könnte. Ihn, den
mzungu, würde man kurzerhand töten, vermutete er und liegen lassen. Die Viecher
würden seine Überreste beseitigen.
Vor Eintritt der Dämmerung machten sie unter einem
schirmförmigen Affenbrotbaum kurz halt. Eine Herde Impalas blickte blöde
glotzend zu ihnen, trabte weiter.
„Wir sollten uns ein leckeres Impala schießen. Da haben
wir morgen etwas Gutes zu essen.“
Die beiden grinsten. „Wir nie essen wilde Tiere.“
„Ndiyo, das war einmal. Lange vorbei“, murmelte er,
während er das Büchsenfleisch aß, danach rauchten sie eine Zigarette,
wahrscheinlich für Stunden die Letzte.
„Gehen wir weiter. Ist es noch weit?“
„Wir besser jetzt ruhig. Nur noch da vorn den Hügel hoch,
dann wir haben guten Ausblick hinunter auf Lichtung. Riechst du den Rauch?“
William nickte, nahm sein Gewehr und sie wanderten weiter,
jedes Geräusch vermeidend.
Sie waren seit Stunden unterwegs, da sie von einer anderen
Seite den Schauplatz überblicken wollten. Karega hatte gemeint, dort wäre es
sicherer, da die Eidgeber gewiss keine Beobachter schätzten und erst recht
keinen mzungu.
Sie folgten einem Wildpfad und brauchten so wenigstens
nicht allzu viele Äste beiseiteschieben, sich nur zeitweilig duckend vorwärts
bewegen. Man wusste nicht, ob sie eventuell Wachen aufgestellt hatten, aber auf
dieser Seite eher unwahrscheinlich, wie er hoffte.
Das Bild der Vegetation ändert sich allmählich.
Campherbäume und Bambushölzer tauchten auf, während die Baobabs weniger wurden.
Die Sonne ging blutrot irgendwo über dem weiten Land unter. Der Kirinyaga
blickte weißköpfig zu ihnen herüber. Es wurde schnell kalt, eiskalt. Unter dem
dichten Blattwerk war es schon dunkel, sodass sie kaum noch etwas erkennen
konnten. Der Anstieg hatte länger gedauert, als sie vermutet und berechnet
hatten. Endlich machten sie auf einer Art Plateau halt, legten Rucksack und
Decken beiseite.
Leise robbten sie zu dem Rand und schauten auf die
Lichtung hinab.
Rund um ein Feuer sahen sie etwa fünfzig Menschen. Männer
jeglichen Alters, Frauen, meist jüngere und sechs Kinder, zählte William. Sie
setzten sich bequem hin, da man nicht wusste, wie lange das Spektakel dort
dauern würde. Leises Stimmengemurmel drang zu ihnen herauf, dazu der
Rauchgeruch. An der Seite meckerten Ziegen, die man jedoch nicht sah. Ein Baby
schrie kurz auf, wurde jedoch augenblicklich ruhiggestellt.
Die Gesichter der Menschen waren nicht zu erkennen, da sie
zu weit entfernt waren. Die Dunkelheit der angebrochenen Nacht vereitelte
jegliches Erkennen. Jetzt erkannte man zwischen den Büschen einen schwachen
Lichtschein, der auf und ab hüpfte, bevor er verschwand. Ob da jemand kam?
Etwa 30 Minuten später schubste Ndemi ihn leicht und
deutet auf die Richtung. Ein Mann trat zwischen den Bäumen hindurch, zwei
weitere folgten. Sie gingen sehr aufrecht, konnten folglich noch nicht so alt
sein. Einer der Männer trug ein Affenfell über einem Hemd. William war
augenblicklich hellwach und beobachtete die Szenerie.
Der Mann mit dem Affenfell hockte sich an das Feuer,
gestikulierte. Eine Frau brachte ihm etwas zu trinken, was er sofort tat. Vier
Frauen gingen zur Seite, schleppten dickere Äste heran, bauten einen Bogen aus
Blättern und Zweigen, drunter wurde eine Art Grube ausgehoben. Das Feuer wurde
höher geschürt und für Sekunden konnte man den Mann mit dem Affenfell genauer
sehen. Er war nicht sehr groß, schmächtig, hatte bereits graue Haare. William
fiel sofort die dicke
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