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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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ich.“
    Irgendwie hatte er ein flaues Gefühl im Magen.
    „Zuneigung zu einem wazungu bringt ein thahu, nur
Unglück“, berichtete Ndemi weiter. „Wir sollen die Mabwana bestehlen, belügen,
hat man uns gesagt.“
    „Ich spreche Englisch, ich bin auf shule gegangen und
arbeite in einem großen Hotel in Nairobi. Die Mabwana rufen mich Boy, Wog, die
Memsaab ziehen sich vor mir aus, als wenn ich nicht da wäre. Sie achten uns
nicht, selbst nicht die älteren Männer, auch die werden Boy betitelt. Sie
schreien uns an, als wenn wir dumme Hunde oder Ziegen wären. Sie reden
untereinander von uns als dumme Wogs, faule Nigger, die man schlagen, treten
darf. Sie verlangen, dass wir ihnen aus dem Weg gehen, rempeln uns an und
brüllen noch. Sie nehmen die mwali im Hotel wie Prostituierte mit ins Bett,
obwohl die das nicht wollen. Wenn sie schreien, werden sie geschlagen.“
    „Ein anderer junger Mann wusste zu berichten: Ich habe auf
der shamba eines mzungu gearbeitet. Der war ständig voll pombe, hat uns
geschlagen und angeschrien. Seine mke war nicht besser. Sie nahm sogar die
Peitsche und wollte meinen Bruder schlagen. Ich habe ihr die weggenommen und
sie schrie, brachte in ihren Augen Wasser zum Laufen. Der Bwana wollte mich
schlagen und der Polisi übergeben, da bin ich mit meinem Bruder weggelaufen. Er
wohnt auf dem Land meiner wazee, hat den heiligen Feigenbaum einfach
weggemacht.“
    William hörte das alles und konnte die Abneigung der
Schwarzen verstehen. Nur was bedeutete das für ihn? Würde man ihn vertreiben?
Wollten sie ihr Land wiederhaben? Hatte er acht Jahre umsonst geschuftet? War
all die Arbeit, der Ärger für nichts?
    Er stand auf und schaute in die Dunkelheit der Nacht.
Trotzdem sah er sein Land vor sich, seine Tiere, die alte Holzhütte, die jetzt
ein Stall war, sein Haus. Er sah seinen verbrannten Körper, über und über mit
Moskitostichen übersät; die Arme von den Dornenbüschen mit unzähligen langen,
blutigen Rissen; die Hände mit Blasen besetzt, danach die offenen Wunden. Füße,
die quälten, von dem steinigen Boden, wo jeder Schritt wehtat. Da waren die
schmerzenden Arme und Rücken. Da waren das zweimal gebrochene Handgelenk, das Fieber,
der Durchfall und die Müdigkeit. Da waren die toten Elefanten. Waren sie
umsonst gestorben? Gestorben für seinen Traum, der bereits zu Ende war?
    „William, wenn ein Teil davon der Wahrheit entspricht, es
hat nichts mit uns zu tun. Wir sind Freunde, egal was sie erzählen und da
spielt deine andere Hautfarbe keine Rolle. Durch dich geht es uns, unserem
Dorf, den Menschen besser, als jemals zuvor. Dir wird nichts geschehen, egal
was sie alle sagen. Du hast uns fair behandelt, hast für das Land bezahlt.“
    Er drehte sich um, sah die Zwei an. „Asante sana, das ihr
das sagt.“ Will ich hoffen, dass das alle so sehen.
    „Da war aber noch mehr. Sie haben von einer speziellen
Vereidigung gesprochen, an der wir uns alle beteiligen sollen und an den wir
gebunden sind.“
    „Was für einen Eid?“ William setzte sich, nachdem er beer
geholt hatte.
    „Es soll ein neuer Eidsein. Keine Ahnung, aber es sollen
sogar Frauen und Kinder vereidigt werden.“
    „Wann?“
    „In einigen Tagen, Wochen. Man munkelt, dass der Eid
direkt von Jomo Kenyatta kommt, dem großen Führer der Kenya African
Association.“
    „Das ist diese Organisation, die fordert, dass es
gebührenfreie Schulen geben soll und dass Schwarze die Erlaubnis erhalten, im
Weißen Highland zu siedeln, nicht wahr?“
    „Ndiyo, man sagte uns, dass der einen Medizinmann,
wahrscheinlich seinen Dad, zurate gezogen habe und Ngai hätte dem neuen Eid
zugestimmt, für gut befunden, damit die Kinder Ngais zu ihrem alten Glauben, zu
den wazee zurückfinden würden. Er soll stärker sein, als der Githathi.“
    „Ndemi, wo soll das sein?“
    „Sie sagen uns noch Bescheid.“
    Sie ließen das Thema fallen, aber die nächsten Wochen
beschäftigte sich William gedanklich oft damit. Würden die Dorfbewohner, seine
Freunde, diesen Eid leisten? Was würden sie dabei überhaupt schwören? Wenn ja,
was ereignete sich danach? Was mussten sie tun? Durch ihren Glauben waren sie
daran gebunden, konnten nicht zurück und eventuell würde es das Aus für seine
Farm bedeuten? Würde man ihm alles wegnehmen? Hapana, sie waren doch seine
Freunde, oder? Irgendwie vertraute er ihnen, nur war das ein Fehler?

*
    D ie nächsten Monate verstrichen, und das neue Jahr
war angebrochen. Für Karega und Ndemi standen die zwei

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