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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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nach den
Gesetzen Ngais leben.“
    „Wenn das alles so einfach wäre“, murmelte William.
    Zwei Stunden später brachen sie auf, wanderten zügig, aber
vorsichtig den weiten Weg zurück und erst am späten Abend waren sie zuhause.

*
    A m nächsten Morgen ließ ihn der Mondomogo holen, da
man ihn von dem thahu reinigen müsste. Dieses Mal geschah das sogar kostenlos.
    „Ich werde mit dir zu deinem nyumbani gehen“, sagte er
danach und er schaute den Mann erstaunt an. Das hatte der Mann noch nie getan,
genauso wenig, wie der Mondomogo heute Englisch mit ihm sprach. Er wartete kurz
vor der Hütte, da erschien der Mann nur in Shorts. Das war mehr als seltsam.
    „Gehen wir“, sagte er und schritt voraus. Erst als sie den
Fluss überquert hatten, blieb er stehen und wartete auf William.
    „William, du solltest keinem erzählen, was du dort gesehen
hast, keinem von den Dorfbewohnern“, sprach ihn der Mondomogo in einem fest
perfekten Englisch an. „Auch mein Sohn und Ndemi werden darüber schweigen. Euer
Wissen könnte sonst tödlich enden. Es sind einige Männer, besonders
Beschneidungsbrüder von Ngumo sehr eng mit dessen Ansichten verbunden, obwohl
bisher noch keiner diesen bösen Eid geschworen hat, außer den drei.“
    „Asante, ehrenwerter Mondomogo.“
    „Jetzt bin ich nur Kidogo und der Baba deines Freundes,
sonst dürfte ich dir das nicht sagen. Deswegen wollte ich mit dir aus dem
kijiji weg, damit uns keiner belauscht. Es kommen böse Zeiten auf mein Volk zu,
aber ich kann das Schlimme von uns allen abwenden. Du wirst bleiben können, da
dir nichts geschieht.“
    „Was bedeutet das? Möchtest du einen chai oder ein beer?“
    „Ich habe noch nie euer beer getrunken. Um deine shamba,
die Häuser, auch von meinem Sohn ist ein Zauberkreis gezogen. Deswegen die
Hauseinweihung. Es wissen nur Karega und Kiume, sonst keiner. Behalte dieses
Wissen für dich. Es ist zu deinem Schutz. Zum Schutz für uns alle.“ Er setzte
sich, schaute sich um und William holte das beer.
    „Die jungen Leute haben Recht, wenn sie fordern, dass die
wazungu vieles falsch gemacht haben, aber sie werden den verehrten Pfad
einschlagen, sagt Ngai.“ Er trank und auch William setzte die Flasche an.
    „Warum hast du mir nie gesagt, dass du so gut Englisch
kannst?“
    „Ist es wichtig? Ich habe mit meinen Söhnen gelernt. Kiume
wird mein Nachfolger, obwohl Karega der intelligentere ist. Er ist nicht dafür
bestimmt. Er hat dafür zu viel Wissen, zu viel neue Ideen, lebt bereits in der
neuen Zeit.“ Der Mann unterbrach sich, zögerte. „Bwana William, versprich mir
nur eins.“
    „Sicher, was ist es? Sag nicht Bwana.“
    „Pass auf die watoto meines Sohnes auf. Er wird lange vor
dir zu Ngai gehen und dann brauchen seine Kinder deinen Schutz. Durch sie wird
sich dein Blut mit meinen verbinden. Ngai will es so. Karega wird immer treu,
selbstlos und aufrichtig zu dir stehen, so wie meine Familie. Bwana, du kannst
nicht so gut zaubern, glaube mir. Vertraue da besser mir“, grinste er, erhob
sich. „Asante für das beer. Es schmeckt sehr gut, aber unsere pombe besser.
Pass auf Ngumo und seine Beschneidungsbrüder auf. Sie sind nicht gut und folgen
nicht mehr den alten Sitten und Gebräuchen. Badari!“ Er drehte sich um und
schlenderte langsam zum Dorf zurück.
    William schaute ihm nachdenklich nach. Warum Ngumo und
seine Beschneidungsbrüder? Planten sie etwas? Nur was? Warum hatte ihm Kidogo
nicht dazu gesagt? Irgendwie war der Mann heute anders gewesen. So ernst hatte
er den Mondomogo noch nie erlebt. Es musste etwas vorgefallen sein. Nur was?
Karega war ein Mann in seinem Alter, warum redete er da von dessen Tod?
Zuweilen verstand er sie einfach nicht und besonders der Mondomogo war
merkwürdig.

*
    S obald er Geld übrig hatte, kaufte er Land dazu, nicht
nur um seine Farm herum. Das war eine sichere Investition, wie er fand. Auch
das Gebiet, auf dem das Dorf stand. Er zahlte die Summe direkt an Kihiga, und
zwar nicht nur ein paar shilingi, wie es sonst so gang und gäbe war, sondern
den gleichen Preis, den er bei den Behörden zahlen musste. Obendrein musste er Kihiga
eine Garantie geben, dass er und alle seine Nachkommen dort leben durften.
Besiegelt wurde der Vertrag mit zusätzlich zehn Ziegen und dreißig Krügen
pombe, zusätzlich zum Kaufpreis und alle Männer hatten am nächsten Tag einen
dicken Kopf.
    Die Arbeit wurde dadurch mehr, und da er mehr Arbeiter
benötigte, holte er sich aus der weiteren Umgebung Bekannte von

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