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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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verbannen.
Häufig wird mit Tribalismus abwertend die Unfähigkeit zur Modernisierung und
besonders zur Staatenbildung assoziiert und er vermutete, dass dieser Kenyatta
das damit meinte. Ob damit seine Anhänger etwas anzufangen wusste, bezweifelte
er stark. Vielleicht überlegte er weiter, sollte er lieber von Ethnizität,
Bildung ethnischer Identität, sprechen. Ethnien als Bevölkerungsgruppen mit
gemeinsamer Sprache, Kultur und Abstammung, in die man unabänderlich
hineingeboren wurde. William, du bist wazimu. Jetzt machst du dir schon
Gedanken, wie dieser Kenyatta die Massen aufwiegelt. Sie hatten die Kikuyu
Central Association, KCA, gegründet. Man ging davon aus, die Ziele, im
Wesentlichen eine Landreform, durch eine organisierte Kampagne zivilen
Ungehorsams erreichen zu können. Die Mitglieder dieser Bewegung mussten sich in
einem Eid zu besonderem Zusammenhalt und strikter Geheimhaltung verpflichten.
Diese Eide, über die viele Gerüchte im Umlauf waren, bildeten die Grundlage
dafür, die Bewegung als spiritistisch und primitivistisch abzustempeln. Nur, er
wusste es besser, da er selber gesehen und gehört hatte, wie das ablief und wie
man die Menschen damit unter Druck setzte, ihnen aller Hoffnungen beraubte,
falls dieser Umsturz nicht erfolgte. Die Menschen mussten alles auf eine Karte
setzen, damit sie siegen konnten.
    Die drei Männer, die damals mit dabei waren, den Eid
leisteten, waren inzwischen aus dem Dorf verschwunden und er war froh darüber.
Ngumo war lange nicht da gewesen, soweit er wusste. Vielleicht hatte er
aufgegeben, seine Angehörigen zu beschwatzen. Wenn er an den Halbbruder seines
Freundes dachte, zogen Kälte schauer durch seinen Körper und dass signalisierte
bei ihm Gefahr, Ärger. Er fragte sich, wie wohl sein Vater und das
Dorfoberhaupt zu den Ansichten seines Sohnes standen? Gab es noch mehr Männer
im Dorf, die ihn lieber heute als morgen tot, zumindest weit entfernt sehen
wollten?

*
    D rei Tagen war er bereits in Nairobi gewesen,
anschließend nach Mombasa gefahren und freute sich, wenn auch mit leichtem
Unbehagen, als er hörte, dass heute das Schiff ankommen würde. Die Stadt nervte
ihn, außerdem wollte er nach Hause, sehen, ob dort alles in Ordnung war. Die
Einkäufe waren bereits alle erledigt und die Bestellungen auf den Weg gebracht.
Er hatte, seiner Meinung nach, Unmengen von trivialem Kram gekauft. Jane hatte
gesagt, was ein Haushalt da alles benötigte.
    Er hatte Robin besucht, sich Aspirin, neues Gegengift für
Schlangen besorgt und sich impfen lassen. Bei Agnes hatte er die Bücher
überprüft, während Ndemi ihren Wagen flott gemacht hatte. Alles hatte er nur
halbherzig erledigt, da seine Hirngespinste ständig bei der Frau waren, die mit
dem Schiff ankam.
    Hoffentlich plante seine zukünftige Frau nicht, längere
Einkaufstouren zu veranstalten. Er seufzte, wenn er an sie dachte. Nun wollte
er heiraten, ein Leben lang mit einer Unbekannten leben. Eigentlich brauchte
ich keine Frau, aber er wollte Kinder. Deswegen musste er das in Kauf nehmen.
Die Kleinen von Karega und Ndemi waren niedlich, lebhaft und so etwas wollte er
auch. Ja, er wollte Erben, die das alles später eventuell weiter führten und
den Namen Shrimes in der Kolonie trugen. Er stellte sich einen Jungen und ein
Mädchen vor, wie sie munter mit Karegas und Ndemis Kindern spielten.
    Er griff nach dem nächsten Scone und häufte einen Klecks
Sahne darauf, bevor er herzhaft hineinbiss. Seine Hände waren inzwischen voller
Hornhaut, große, breite Hände mit schmutzigen, abgebrochenen Fingernägeln,
trotz all dem Schrubben, hatte er den Eindruck, dass diese nie richtig sauber
wurden. Er trank den Kaffee, lehnte sich zurück, schlug die langen Beine in den
hohen Stiefel übereinander. Noch fast zwei Stunden, bis das Schiff anlegen
würde. Langsam wurde er nervös, zündete eine Zigarette an, während er die
anderen Gäste betrachtete. Im Geist ging er allerdings die Vorräte, das
Werkzeug durch, ob er nichts vergessen hatte. So versuchte er sich seit Wochen
abzulenken, genau seit dem Tag, an dem ihm seine Mutter mitgeteilt hatte, wann
seine zukünftige Frau in Mombasa eintreffen würde. Sie ist eine sehr angenehme
Person. Sie arbeitet im hospitali, ist sehr fleißig und sieht nett aus. Sie
wird dir sicher gefallen, hatte seine Mutter geschrieben.
    Die Tür öffnete sich und Ndemi trat herein. „Jambo, du
alter nugu“, begrüßte der Schwarze ihn. „Ich fahr los. Der Wagen ist voll.“
    „Warte, ich

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