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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Kihiga und den
anderen Dorfbewohnern. Jeder kannte einen Cousin von dem anderen Cousin und
dessen Freund. Ihr Kommunikationssystem zu den anderen Dörfern funktionierte
erstaunlich gut, selbst wenn dazwischen 50, 60 Kilometer lagen, niemand über
ein Auto verfügte, nur zwei Männer alte klappriges Fahrräder besaßen. In der
Nähe des alten Dorfes wurden neue Hütten erstellt, da viele mit ihren Familien
bleiben wollten. Sie ersparten sich so morgens und abends die langen Wege.
    So neigte sich das Jahr und das Neue begann.
     
    Abends saß er allein im Wohnzimmer, rechnete die Kosten
des letzten Jahres aus. Irgendwie kam er sich allein vor. Seit Karega und Ndemi
ihre eigenen Familien hatten, Kinder, waren sie an den Abenden natürlich
zuhause. Vielleicht sollte er sich nach einer Frau umsehen. Er stützte sein
Kinn auf die linke Hand. Ein erschreckender Gedanke, aber genauso scheußlich
fand er es, immer allein zu wohnen. Hapana, er wollte eine Frau und Kinder. Er
liebte Kinder. Für wen machte er das sonst alles? Er wollte einen Sohn, der das
später vielleicht alles übernahm, wenn er großes Glück hatte. Jemanden von
seinem Fleisch und Blut. Für einen Moment wanderten seine Gedanken zu
Catherine. Hapana, sie war zu alt, um noch Kinder zu bekommen. Es war in den
letzten fünf Jahren nichts passiert.
    Vielleicht war ihm das Schicksal ja wohlgesonnen und
bescherte ihm eine nette, hübsche Frau, grübelte er weiter. In Gedanken ging er
alle unverheirateten Frauen durch, die er kennen gelernt hatte, aber da war
keine bei, die er nur annähernd in Betracht zog. Entweder waren sie hässlich,
dumm, oder noch schlimmer, rassistisch. Dann gab es ein paar wenige, die sogar
alles zusammen waren. Vielleicht sollte er Doug fragen, oder Robin oder …
    Er griff nach der Tasse, aber die war leer. So stand er
auf, holte ein Glas Orangenlimonade, die er bei Trish Wilder kaufte. Er mochte
das maji tamu, wie es Lokop nannte, seit er die damals bei Stan das erste Mal
getrunken hatte. Er zündete eine Zigarette an und grübelte über eine Frau nach,
bis ihm eine Idee kam.
    Hastig griff er nach einem Blatt Papier und begann schnell
zu schreiben. Der Federkiel flog nur so über das Papier. Als er damit fertig war,
widmete er sich seinen Büchern und rechnete weiter. Er bewegte dabei leicht
seine Lippen, während er die Zahlen notierte, gleichzeitig im Kopf addierte,
subtrahierte.
    „Ndiyo, William. Du kannst dir eine Familie leisten und
ein größeres Haus.“ Mindestens drei Zimmer brauchte er noch. Er nahm ein neues
Blatt, begann zu zeichnen, sah das fertige Haus vor sich.
    Morgen musste er nach Nairobi und Baumaterial
organisieren. Wenn seine Frau kam, falls es überhaupt eine gab, die hierher
wollte, sollte alles fertig sein. Seine Frau! Das hörte sich bescheuert an, so
wie meine Kuh, mein Ochse, schüttelte er grinsend den Kopf. Meine bibi und
meine watoto. Ja, er wollte Kinder und dazu benötigte man dazu eine Frau.
    Todmüde, aber sehr zufrieden fiel er wenig später ins Bett.

*
    M orgens ging er zu Ndemi. „Komm, rafiki langu,
fahren wir nach Nairobi und Mombasa. Wir müssen einkaufen.“
    „Was?“
    „Alles was man benötigt, wenn eine Frau ins Haus kommt.
Ich möchte anbauen, mehr Zimmer.“
    „Der Bwana will heiraten?“ Ungläubig blickte der zu ihm
hinüber.
    „Ndiyo, genau. Ich möchte heiraten, aber bis sie kommt,
muss ich alles fertig haben.“
    „Wo ist sie denn?“
    „In Great Britain, weit über dem Meer.“
    Ndemi schwieg eine Weile, blickte starr geradeaus.
    „Du willst über das Meer fahren, um dir eine Frau zu
kaufen? Warum nimmst du nicht zwei oder drei von unseren Frauen? Die sind da,
arbeiten gut und du brauchst nur eine Hütte für jede hinstellen?“
    William schaute kurz zu seinem Freund. „Würdest du eine
Weiße zur Frau nehmen?“
    Der lachte und schüttelte den Kopf. „Diese weißhäutigen
Frauen? Bestimmt nicht. Sie sehen komisch aus, sind schrill, laut, tragen
seltsame Kleider und Hüte. Sie sind nicht beschnitten. Hapana, außerdem habe
ich eine Frau. Sie ist jung, schlank, schön, fleißig und schenkt mir bald meine
erste Tochter.“
    „Ich möchte keine schwarze Frau. Ich fahre aber nicht
übers Meer, sondern schicke einen Brief an meine Mutter und Familie. Sie sollen
mir eine aussuchen.“
    „Du willst eine Frau nehmen, ohne dass du weißt, wie sie
aussieht? Ob sie fett oder mager ist? Ob sie gut arbeiten kann oder nicht? Ob
sie laut oder leise ist?“
    William lachte. „So

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