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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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ungefähr.“
    „Bwana, du bist wazimu“, tönte es voller Überzeugung aus
dem Mund des Schwarzen. „Nimm diese weiße Frau, mit der du schläfst, wenn es dich
an einer bestimmten Stelle juckt.“
    „Diese Weiße ist zu alt. Ich möchte Kinder, einen mwana.“
    „Kauf dir eine in Nairobi. Da laufen genug herum.“
    „Man kauft bei uns keine Frauen.“
    „Doch. Du zahlst dafür, dass sie da ist, obwohl du dem Dad
keine Ziegen gibst.“
    „Wenn du es so siehst.“
    „William, du kannst keine Frau nehmen, die du noch nie
gesehen hast.“
    „Ich kenne keine Frau, die mir gefällt, also muss sie aus
Great Britain kommen, aber da kann ich nicht hinfahren, weil ich keine Zeit
habe. Soll mir meine Familie eine suchen. Ich habe ihnen geschrieben, wie sie
sein soll, was ich wünsche.“
    „Wenn sie dir nicht gefällt, gibst du sie zurück und musst
zahlen an ihren Baba, weil du sie nicht nimmst.“
    „Schicke ich sie zurück. Vielleicht habe ich ja Glück und
sie gefällt mir. Sag, alter nugu, wann nimmst du dir die nächste Frau?“, zog er
ihn auf.
    „Ich nehme mir nie andere Frau. Sabiha reicht mir“,
grinste er zurück. „Vielleicht du dir nehmen lieber zwei Frauen. Einmal die
Memsaab für Bett, dann Frau für shamba.“
    „Das ist bei uns verboten. Ich probiere so mein Glück und
nun komm, sag deiner bibi Bescheid. Wir bringen ihr etwas Hübsches mit.“
     
    Die nächsten Monate verrannen wie im Flug. Das Haus wurde
vergrößert und Jane hatte ihm eine Liste erstellt, was ein richtiger Haushalt
alles benötigte. Doug und sie fanden seine Idee, eine Frau aus Europa kommen zu
lassen, etwas seltsam. Den anderen Bekannten erzählte er daher nichts von
seinen Plänen, nur noch Catherine. Sie hatte in seinen Augen ein Recht auf die
Wahrheit. Sie war verblüfft, ein wenig traurig, dass ihre Beziehung nun beendet
war, jedoch äußerte sie sich nicht dazu. Beide hatten gewusst, dass das eines
Tages eintreffen musste.

*
    D er North-Grenzdistrict lag hinter seinem Land in
nordöstlicher Richtung. Die Nordgrenze verlief weit hinter Isiolo. Er ließ
Archers Post hinter sich, erblickte die Koitogor Mountains mit seiner
viereckigen Spitze. Er lenkte seinen Jeep Drumherum und fuhr durch die
ausgetrockneten Rinnsale, weiter durch ein Gebiet mit Tausenden Ameisenhügeln.
Eine trockene, mit Lava bestaubte, einsame, flimmernde Ebene, mit Myrrheund
Sansssevieriabüschen. Da streiften die schönen, hochgewachsenen Samburu oder
Rendile-Stämme, bemalt, wie vor tausend Jahren, herum. Entfernter lebten die
kleinen, wilden, fast schwarzen, dicken Turkana, splitterfasernackt, aber stets
ein simi parat, um jeden den Kopf abzuschlagen, der ihnen dumm kam.
    Hier war das Land weit und unberührt. Grantgazellen,
Gerenuk, weit genug für die vielen Elefanten, die mit ihren schmutzig aussehenden
Stoßzähnen nach Wasser gruben. Nashörner, die während der Paarungszeit leicht
zu verfolgen waren, da ihr Penis eine Spur auf dem trockenen, sandigen Boden
hinterließ. Kudus, und einige Wüstenlöwen, die so mager waren, dass man jeden
Knochen erkennen konnte. Unzählige kichernde Sandhühner waren hier zuhause, die
am Himmel ihre Bahnen zogen, ihn morgens mit ihrem lauten Pfeifen weckten.
Abends dafür war das Krähen der großen Frankoline, die ihre gelblichen Hälse in
die Höhe streckten, zu hören. Man konnte Loris in schönen Farben entdecken,
Hornraben, Perlhühner, die kreischten, als wenn sie heiser wären, und natürlich
die obligatorischen Geier. Das war das Land, wo man Temperaturen bis 50°
vorfand, dafür gab es keine Fliegen, keine Moskitos, keine Tsetsefliegen.
    Nirgends waren die Nächte so hell, klar und die Sterne
hingen irgendwie tiefer, glänzten heller, fand er. Sie überzogen den Himmel wie
ein Teppich, blinkend, groß und wunderschön.
    Er genoss die drei Tage Auszeit, schob alle Gedanken an
seine Farm, seine Arbeit und besonders an seine zukünftige Frau weit von sich.
Er wollte sich erholen und die Stille und die andersartige Natur genießen.
    Trotzdem wanderten seine Gedanken zu der politischen Lage
in seinem Land, wie er die britische Kolonie inzwischen bezeichnete.
    Dieser Jomo Kenyatta bereiste das gesamte Land und
forderte auf zahllosen Versammlungen von den weißen Siedlern, die von ihnen
bebauten Gebiete zurückzugeben und vor allem die Unabhängigkeit für sein Land
innerhalb von drei Jahren. Gleichzeitig appellierte er an seine Landsleute,
hart zu arbeiten und Tribalismus, Nichtstun und Kriminalität zu

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