Weisse Haut - Schwarze Haut
dass er die Belehrung seines Freundes gewiss nicht
einhalten würde.
„Wie heißt dieser Mann von eben, der den Mann geschlagen
hat?“
„Das war Jack Clivers. Er ist ein Geschäftsmann mit
beträchtlichem Einfluss. Er hat viele Boote und treibt regen Handel mit allem,
was er in die Finger bekommt.“
Den Namen werde ich mir merken und eines Tages werde ich
ihn treffen, aber dann sieht das Treffen anders aus, nahm er sich vor.
Dieses Erlebnis hatte ihn ein wenig ernüchtert. Es war
nicht so schön, wie ihm Mister Dudley erzählt hatte und teilweise nicht viel
anders, als zuhause. Da schlugen die reichen Fabrikbesitzer oder Vorarbeiter
auch mal zu. Bei ihm hatte man das nur einmal getan und er hatte Carpenter,
einem schmächtigen, kleinen Mann ruhig gesagt, wenn er das nochmals wagt,
schlägt er zurück. Der Mann hatte ihn verdutzt, völlig überrumpelt angesehen
und war gegangen. Als der einige Tage später einem Mädchen ins Gesicht haute,
war er abermals dazwischen gegangen. Seitdem hatte der Mann in seiner Gegenwart
keinen mehr angefasst. Er hasste Gewalttätigkeiten und erst recht gegenüber
Schwächeren. Es war ein Charakterzug von William, den er treu bleiben sollte.
Aufmerksam schaute er das Haus von außen an. Es war nicht
sehr groß, aber aus Stein gebaut und hatte eine Veranda aus Holz. Es roch
süßlich, fremd, aber sehr angenehm. Er vermutete, dass der Duft von den rosa
blühenden Büschen kam. Bevor sie hineingingen, luden sie erst die Kisten von
Doug aus. Zum Schluss ergriff er sein Bündel und folgte den beiden Männern in
das Innere. Ein Wohnzimmer, mit wenigen Möbeln, aber einem Kamin.
„Komm mit, ich zeige dir, wo du schlafen kannst. Die
meisten unserer Möbel haben wir mit nach Nairobi genommen, deswegen steht hier
nur das Notwendigste.“
Robin öffnete eine Tür und zeigte auf ein Bett. „Hier
kannst du schlafen und gegenüber ist das Bad. Wenn du dich frisch gemacht hast,
kannst du mir in der Küche helfen. Wir zaubern uns zunächst etwas Essbares.“
William legte seine Sachen ordentlich auf das Bett, hängte
seine andere Hose über den Stuhl, die Jacke dazu, verstaute sein Geld unter der
Matratze, wusch schnell die Hände, das Gesicht und betrat die Küche. Es gab
dort nur einen Schrank, einen Tisch und einen Herd, auf dem ein Topf stand, in
dem etwas köchelte.
„Im Schrank sind Teller, im Schubfach Besteck. Mach den
Tisch im Wohnzimmer fertig. Heute gibt’s Kartoffeln, Steak. Magst du ein Bier?“
„Nein, danke. Ich trinke keinen Alkohol.“
„Sehr gesund, aber das wird sich ändern. Rauchst du?“
„Nein, das kostet Geld und ich möchte sparen.“
„Du lebst also gesund“, stellte Robin amüsiert fest.
„Ja, weil ich so Geld spare.“
„Robin, du glaubst nicht, wie diszipliniert dieser Junge
ist.“ Doug trat herein, griff nach einer Flasche Tusker. „Ich habe so etwas
noch nie gesehen. Was er macht, erledigt er hundertprozentig, ohne dass jemand
hinter ihm steht oder es kontrolliert wurde. Ich habe ihn einige Tage
beobachtet und er hat mich neugierig gemacht.“
William war das Gerede um seine Person peinlich und deckte
daher den Tisch, schaute sich ein wenig um. Nun erblickte er einen
Radioempfänger und interessiert trat er näher. Seine Eltern hatten erst vor kurzem
so ein ähnliches Gerät gekauft und sie hatten abends davor gesessen und der
Stimme gelauscht. Seine 6-jährige Schwester Betty hatte den Vater gefragt, wo
denn der Mann sitzen würde, der da redete und sie hatten alle gelacht. Ach
Betty, du fehlst mir und …
„Gefällt er dir?“
Er drehte sich um und nickte. „Meine Eltern haben so ein
ähnlich Gerät.“
„Wir können essen.“
Doug berichtete von seiner Englandreise, was er
mitgebracht hatte und Robin erzählte, was sich inzwischen vor Ort ereignet
hatte. Er saß dabei, hörte nur zu, fand es interessant.
*
W illiam wurde sehr früh wach. Es war noch dunkel
und er benötigte Sekunden bis ihm einfiel, dass er nicht mehr auf dem Schiff
war. Es war ruhig, so blieb er liegen. Er wollte die Männer nicht aufwecken. In
seinen Gedanken überlegte er, was er heute erledigen musste. Er benötigte Arbeit,
ein Zimmer und einige Kleidungsstücke. Seine Sachen waren zu dick und warm für
das hiesige Klima. Er musste geimpft werden und die Papiere ausfüllen gehen. Er
musste sich erkundigen, wie man einen Brief nach Great Britain schicken konnte,
da er seinen Eltern schreiben wollte.
Kaum erschien die Dämmerung, sprang er aus dem Bett
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