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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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er
vorher gar nicht wahrgenommen. Der Weiße holte nochmals aus, während er tobte.
    William eilte hastig auf den Mann zu. „Was machen Sie denn
da? Man schlägt keine Menschen. Sehen Sie, der Mann blutet und muss zu einem
Doktor.“
    „Verschwinde, du Rotzjunge“, schrie der Mann. „Sonst
bekommst du eine ab. Was geht dich das an? Diese faulen Nigger haben es nicht
anders verdient. Los verschwinde!“
    „Es sind Menschen! Was erlauben Sie sich?“, fragte er
wütend darüber, was sich dieser Mann anmaßte. Er bemerkte, wie ihn alle
anstarrten, selbst die Schwarzen.
    „Ihr sollt arbeiten und nicht gaffen, faule Wogs“, brüllte
der Mann und rasch liefen die Männer weiter. Keuchend trugen sie die Lasten,
warfen im Vorübergehen einen Blick auf den weißen Jungen.
    „William komm, wir wollen losfahren, da kommt Doug.“
    „Sie sind Doktor. Können Sie dem Mann bitte helfen. Er
blutet überall ...“
    „Komm!“ Robin McGimes packte ihn, der etwas größer als er
war, fest am Arm, zog ihn Richtung Auto. „Man mischt sich nicht in so eine
Geschichte ein, sonst bekommt man Ärger. Es gehen viele Weiße so mit ihren Wogs
um.“
    „Das ist nicht richtig und man muss …“
    „Ich lebe seit zwanzig Jahren in dem Land und du bist neu.
Glaube mir, ich kenne mich besser aus.“
    „Ich weiß, trotzdem ist es unrecht“, beharrte er auf
seiner Meinung. „Ich denke, Sie sind Doktor, Mister McGimes? Dann helfen Sie
nicht?“
    „Du wirst es lernen. Falls du eine Farm haben solltest,
gehst du genauso mit den Wogs um, glaube mir. Du bist ein Träumer.“
    „Nie! Niemals und ich werde es beweisen, dass ich es
schaffe. Dann, Mister McGimes, dürfen Sie sich bei mir entschuldigen.“ Er
schritt zornig schneller auf die Baracke zu.
    Auf dieser Seite des Hafengebietes stapelten sich Kisten,
Überseekoffer, andere Behältnisse und es herrschte ein lebhaftes Treiben.
Mehrere Autos parkten da, weiße Männer sprachen miteinander, lachten, während
die Schwarzen die Gegenstände zu den Autos trugen, einluden. Zwei Frauen
standen etwas verloren an der Seite. Die eine hatte einen Regenschirm
aufgespannt, schien ärgerlich zu sein und redete heftig auf die andere ein, die
das nur unbeteiligt hinnahm. Ein neues Automobil kam nun schnell angefahren und
hielt neben den beiden Ladys. Irgendwie sah es toll aus, fand er. So groß und
alles glänzte in der Sonne.
    Doug winkte ihn zu sich und sie schleppten wenig später
Kisten zu dem Wagen, bis der voll war, dann fuhren sie los und kurze Zeit
darauf hielten sie vor einem kleinen Haus. Unterwegs hatte Robin von dem
Vorfall berichtet und Doug grinste. „Wenn du da in Zukunft nicht vorsichtiger
bist, bekommst du eventuell ein paar ab. Misch dich besser nie in so etwas ein.
Die Schwarzen begreifen es nur so und nehmen es hin.“
    „Es ist unmenschlich.“ Er war über diese Ungerechtigkeit
noch aufgebracht und das dieser eingebildete, bornierte McGimes nicht geholfen
hatte. „Ein Doktor sollte wenigstens Verletzte behandeln“, empörte er sich.
    „William, Lektion Nummer eins. Das ist Afrika, und das
Leben ist, gerade hier, fragmentarisch unmenschlich, besonders für die
Dunkelhäutigen. Lektion Nummer zwei. Misch dich nie in irgendwelche
Streitereien, Prügeleien oder dergleichen ein. Du kannst Pech haben und landest
im Gefängnis oder beziehst selber Prügel. Lektion Nummer drei. Setze dich
niemals für einen Farbigen ein. Lektion Nummer vier. Sieh dir erst die Menschen
an. Das eben war ein bekannter Mann und der darf fast alles. Selbst wenn er den
Wog erschossen hätte, bekäme er keine Strafe, weil es eben nur ein Schwarzer ist.
Du schaffst dir mit solchen Äußerungen nur Feinde.“
    William sah Robins Gesicht nur im Profil, aber aus dessen
Tonfall hörte er heraus, dass er leicht resignierend klang.
    „Ich werde es mir merken und danke, dass Sie mich da
weggeholt haben“, sagte er, obwohl das nicht wirklich seine Anschauung war. Nur
er wollte sich nicht gleich am ersten Tag in diesem fremden Land Ärger
einhandeln. Für den Doktor empfand er jedoch nur Verachtung. Nur weil er keiner
Courage zeigte, konnten einige so mit minderbemittelten Menschen umgehen.
Dieser Robin gehörte dazu. Keine Entschlossenheit, keinen Mut, aber arrogant
quatschen.
    „Du bist noch jung und hast keine Vorurteile, dass sehr
löblich ist. Nur sag deine Meinung nicht so offen“, lenkte Doug ein. Er kannte
inzwischen die Ansichten des Jungen und insgeheim bewunderte er dessen
Unerschrockenheit, ahnte,

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