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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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er Macht
hinter sich hatte. Zudem war Karega extrem beliebt bei allen. Sein Wort galt viel.
Kidogo und Kihiga würden hinter ihm stehen und damit konnte er einpacken. Ohne
die Kikuyu kam er nicht weiter. Er war von ihrer Arbeitskraft abhängig. Sollten
sie ihn hängen lassen, wäre innerhalb kurzer Zeit alles dem Untergang geweiht.
Hapana, das war nur zweitrangig. Er wollte vor allem Eve nicht verlieren.
     
    Er betrat leise das Zimmer. Eve saß auf dem Bett, stillte
gerade seine Tochter. Er setzte sich daneben und schaute das Baby an, ergriff
die winzige Hand. „Unsere Tochter ist niedlich.“
    „Erspare mir deine verlogene Säuselei. Sucht euch eine
andere Dumme, die für euch die Arbeit erledigt, dafür sogar noch bezahlen
muss.“
    „So war es nie und so sollte es nie sein. Ab morgen wird
dir Sela helfen, und wenn Lokop und Theresa zurück sind, räume ich auf. Theresa
kann zu Marvin ziehen. Warum hast du mir nie gesagt, dass es Schwierigkeiten
mit ihr gibt?“
    „Gab es welche?“
    „Damned, rede mit mir. Ich möchte dich nicht verlieren,
weil du mir sehr, sehr wichtig bist. Wichtiger wie Lokop, Theresa oder sonst
wer. Also, wieso ist Lokop weg?“
    „Frag deine Theresa und lass mich in Ruhe. William, es ist
Schluss. Na, meine Süße, bist du eingeschlafen?“, sprach sie leise und voller
Zärtlichkeit mit dem Säugling.
    „Gib sie mir, bitte!“
    Einen Moment zögerte sie, reichte ihm dann das kleine
Bündel Mensch. Er schaute auf die Kleine, streichelte ihr behutsam über die
Wange. „Sie ist süß. Warum hast du keiner der Frauen Bescheid gesagt, dass sie
dir bei der Geburt beistehen?“
    „Ihr habt mir verboten, dass ich Hilfe aus dem Dorf hole.
Habt ihr gehofft, dass meine Tochter und ich bei der Geburt sterben?“
    „Das war etwas anderes. Eve, da sind so viele
Missverständnisse. Ich habe immer gedacht, dass du gut mit Theresa auskommst.“
    Sie lachte leise, aber es klang gekünstelt. „Sicher doch!
Hältst du mich für dumm? Logisch tust du das. Eine weiße Wog kann nicht denken,
nicht wahr? Jeder weiß, dass sie dich will, besonders nachdem ihre Schwester
verschwunden war. Theresa ist James Mutter und hatte Angst, dass ich nun ihren
Platz einnehme. Mit der Heirat war es mit ihrer Freundlichkeit vorbei und das
weißt du genau. Alle haben es mitbekommen, nur du nicht? Du weißt sonst alles,
was auf deiner Farm passiert. Ich konnte euch nie etwas richtig machen, an
allem wird herumgemäkelt. Ewig gab es Beanstandungen. Das Brot war zu hell, zu
dunkel. Das Essen zu heiß, zu kalt. Die Kekse für die Kinder zu süß, zu hart.
Der Käse gewöhnungsbedürftig und ungenießbar, die Seife zu fest. Die Kühe habe
ich nie richtig gemolken, den Hühnern zu wenig oder zu viel Futter gegeben. Der
Saft war zu dünn oder zu dick. Der Garten wurde nie richtig bearbeitet. Die
Büsche falsch gepflanzt, und, und, und. Sogar den Kindern im Dorf habe ich
fehlerhaftes Englisch beigebracht. Ich habe mich falsch angezogen, meine Haare
verkehrt gekämmt, sogar meine Wäsche wurde als unmöglich, ordinär betitelt und
zerrissen. Ich habe nie richtig gewaschen, gestärkt, bügeln kann ich ebenfalls
nicht. Ich war zu nett zu deinem Sohn oder biedere mich an. Ich habe dich mit
einem Kind, das du nie wolltest, erpresst, mich zu heiraten. Dabei bist du noch
nicht einmal der Erzeuger. Ich habe versucht, mich bei euren Freunden
einzuschmeicheln, habe mich in Gespräche eingemischt, obwohl ich von dem Leben
hier keine Ahnung habe. Ich habe mich in eure lange, so glückliche Beziehung
gedrängt, dass deine geliebte Theresa meinetwegen eine Fehlgeburt hatte. Ich
bin faul, unverschämt und zahle nie genug für meinen Unterhalt auf eurer Farm,
obwohl ich für diese Summen Urlaub im teuersten Hotel in Nairobi hätte verleben
können. Das weißt du alles nicht? Du denkst, ich sei dumm, geistig
zurückgeblieben. Wahrscheinlich bin ich das in gewisser Weise sogar, sonst wäre
ich nie mit zu deiner Farm gekommen oder spätestens nach zwei Wochen abgereist.
Vor allem hätte ich dich nie heiraten dürfen. Das war die größte Dummheit in
meinem gesamten Leben und die werde ich korrigieren. Morgen bin ich mit meiner
Tochter verschwunden und ihr könnt euer trautes, ordentliches, ach so sauberes
Familienleben genießen. Mein Geld habt ihr ja. Hast du mich deswegen damals mit
hergenommen, weil ich dir dummerweise davon erzählt habe? Deswegen hast du mich
nur geheiratet und nicht deine geliebte Theresa. Nur durch eine Heirat kamt ihr
an

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