Weisse Haut - Schwarze Haut
Sanders hat die beiden dabei beobachtet.“
„Sagen Sie Mister Sanders bitte, wenn er nochmals einen
unserer Angestellten verleumdet, gehe ich persönlich vor Gericht. Er selber
traut sich nicht vor die Tür, weigert sich, so wie alle anderen, sich an der
Beseitigung der Freiheitskämpfer mitzuwirken, verkriecht sich dafür hinten dem
warmen Ofen, aber unsere Männer beschuldigen.“
„Sind Sie vorsichtiger mit Ihren Worten, Miss Shrimes.“
„Mister Listings, ich lasse mir von Ihnen nicht das Wort
verbieten. Sagen Sie Ihren Saufkumpanen, lässt er sich noch einmal auf unserem
Land blicken, bekommt er eine Kugel in seinen Hintern. Wie geht es Ihrem Kind?
Wie man so hört, sind Sie Dad geworden, obwohl die Mutter erst fünfzehn ist.
Was sagt Elisabeth zu dem neuen Nachwuchs?“, erkundigte sie sich höhnisch und
erblickte mit Genugtuung, wie der blass wurde, dann feuerrot.
„Dummes Gerede! Ich hab gewiss nichts mit einer Schwarzen.
Wer verbreitet solche Lügen?“
„Ach nein? Ist Ihre und Elisabeths Angelegenheit, aber ich
kann sie ja nächste Woche fragen, wie sie den kleinen Racker findet. Hatte ich
etwas von einer Schwarzen gesagt?“
Der Mann perplex, warf einen Blick zu seinem Chef, der
amüsiert Eve anschaute.
„Miss Shrimes, sie weiß nichts von dem Bast … eh … von dem
Gerede. Vielleicht könnten Sie …, ich meine …, na ja, man muss ja nicht über
solche Geschichten reden.“
Eve lachte. „Sie sind ein dope. Erst dem Mädchen ein Kind
machen und dann kneifen Sie. Verschwinden Sie von hier. Sie widern mich an. Wo
kommt eigentlich eine Katze her? Weder bei uns noch im Dorf gibt es Katzen.
Will Mister Sanders so seine Tiere loswerden?“
Die Männer verabschiedeten sich und sie blieb eine Weile
sitzen, genoss die Ruhe und spürte förmlich, wie sich ihre geschwollenen Beine
etwas erholten. Erst später schlurfte sie in die Küche, da die Arbeit wartete.
*
W illiam kam müde, zerschlagen und verdreckt zur
Farm. Diese unschönen Vorkommnisse schwebten ständig in seinem Gehirn herum,
ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er schämte sich für seine Vorgehensweise und
es ekelte ihn an, wie man, auch er, mit Menschen umging, selbst wenn sie Verbrecher
waren. Es war so unwürdig, dreckig, abscheulich.
Seine Freunde hatte er schon vorher hinausgelassen, war
die letzten Meter zu Fuß gegangen. Er wunderte sich über die Ruhe. Gleich
durchzog ihn ein Gefühl des Unbehagens. Fahari preschte schwanzwedelnd auf ihn
zu, ansonsten herrschte Stille. Er tätschelte den Hund und sprang die drei
Stufen hoch, betrat sein Haus. Hier war nichts zu hören. Totenstille empfing
ihn.
„Theresa, Lokop, James, Eve“, rief er laut.
„Baba, wir sind oben“, hörte er James und schon kam der
Knirps die Treppe heruntergerannt. „Baba, Jane ist da. Sie schläft aber.“
„Komm her, mein Großer“, nahm er ihn lachend in den Arm,
hielt ihn fest an sich gepresst, atmete erleichtert tief durch.
„Mamaye hat Kuchen gebacken und …“
„Wo ist denn Theresa?“
„Is weg oder so. Jane ist klein und die schläft
andauernd.“
„Wer ist Jane? Wo ist denn Eve?“
„Oben. Komm mit, upesi“, zog ihn der Junge an der Hand.
Erst jetzt begriff er, dass seine Tochter anscheinend auf der Welt war. Er
sprang die Treppe hoch und betrat das Gästezimmer, wo Eve gerade die Kleine
zurück in ihr Bettchen legte.
„Du wirst Hunger haben. Ich koche sofort“, sagte sie
leise. „Deine Theresa ist nicht da. Du musst leider mit dem vorlieb nehmen,
dass ich zubereite.“
Er trat zu der Holzwiege, schaute auf das schlafende Baby.
Sie sah niedlich aus. Er drehte sich um, wollte seine Frau in den Arm nehmen,
aber sie entfernte sich bereits.
„Is noch klein“, stellte James fest.
„Sie schläft. Seit wann ist dein Schwesterchen denn da?“
„Weiß nich. Mtoto mchanga war gestern Mittag da. Hat uns
Ngai schenkt.“
„Komm, gehen wir hinaus, damit sie nicht wach wird. Ich
muss mich gründlich waschen. Wo ist denn Lokop?“
„Auch weg.“
„Da war Eve allein hier?“
„Ndiyo! Sie hat Jam und Kuchen gemacht und so Bohnen in
Gläser.“
„Lauf zu Eve, ich komme nach und du erzählst mir alles.“
Als er eine viertel Stunde später, nun sauber,
hinunterkam, deckte sie gerade den Tisch.
„Malaika, was ist los?“, hielt er sie am Arm fest. „Seit
wann ist unsere Tochter auf der Welt?“
„Meine Tochter! Seit vorgestern.“
„Wieso sind Theresa und Lokop nicht hier?“
„Da musst du sie fragen. Lokop
Weitere Kostenlose Bücher