Weisse Haut - Schwarze Haut
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hätten. Zum Kampf aber kam es nicht. Warum, konnte er nicht erklären.
Eines
Tages im Juli schließlich glaubte Jäger Davo, sein Wild endgültig aufgespürt
und ausgemacht zu haben. Vorsichtshalber holte der Australier dieses eine Mal
Verstärkung heran. Mit einer Gruppe von Soldaten stürmte er auf das Versteck
zu, in dem er Kimathi vermutete, brach aber, von plötzlich einsetzendem
Maschinengewehrfeuer getroffen, schwer verwundet zusammen. Der Schlupfwinkel
wurde ausgeräuchert, und die Schwarzen wurden niedergemacht. Kimathi war nicht
darunter. Der wundgeschossene Jäger Davo wurde in das hospitali von Nairobi
eingeliefert, wo er von Bauch- und Schulterschüssen kuriert wurde.
Als
der selbst ernannte Menschenjäger Davo geheilt war und entlassen wurde, sandte
er seinem ehemaligen Kampfgefährten Grüße über den Rundfunk: Hallo, Kimathi!
Ich möchte Dir mitteilen, dass ich das hospitali verlassen habe. Ich werde in
den Busch zurückkehren und dich fangen oder töten. Mau-Mau-Aktivist Kimathi
wollte seinem alten Kameraden unnötige Mühen ersparen. Er antwortete ihm durch
einen Brief in einer Zeitung von Nairobi: Da ich nach Uganda, dem Sudan und
Ägypten reisen muss, werde ich im November und Dezember nicht in der Kolonie
sein. Unterschrift: Kimathi, Marschall und Oberbefehlshaber, Verteidigungsrat
in der Freiheitsarmee.“
„Was erzählen sie da für eine Geschichte?“
„Sie machen sich über diesen Australier lustig. Kimathi
verarscht den Kerl sowieso und nun fallen auch die Medien über ihn her. Sie
haben allerdings einen anderen Mau-Mau geschnappt und sind nun mächtig stolz.
Als wenn sich dadurch etwas ändern würde. Alles Traumtänzer.“
„Die Schwarzen sind eben in der Mehrzahl und so werden sie
derer nie beikommen. Die Briten müssen verhandeln, die Schwarzen mit regieren
lassen. Es ist ihr Land und da sollten sie Mitspracherecht haben.“
„Eve, sei lieber still. Du hast keine Ahnung, was in
unserem Land los ist“, blaffte Theresa los, die gerade das Wohnzimmer betrat.
„Der Tisch ist noch nicht fertig. Hast du wieder verschlafen? Wenn ich nicht
alles …“
„Theresa, rede nicht so mit meiner Frau“, brüllte William.
„Sie ist bestimmt nicht dafür da, dir dein Geschirr hinzustellen. Dann solltest
du früher aufstehen. Eve hat Recht, die Briten müssen einlenken, sonst geht das
noch ewig so weiter. Es ist das Land der Schwarzen und sie sind in der
Überzahl. Wann holt dich endlich Marvin ab? Du wohnst seit drei Wochen hier und
wir wollen unsere Ruhe haben.“
William ärgerte sich einmal mehr über die Politiker, die
durch ihren Unverstand, allen Weißen nur Hindernisse in den Weg legten. Sie
waren unfähig logisch zu denken. Alle wollten nur ihren politischen Ehrgeiz
erfüllen.
James und Jane kamen Hand in Hand herunter, riefen
„Sabalkheri“, setzten sich. Theresa musterte das Mädchen.
„Eve, du solltest deiner Tochter Manieren beibringen und
ihr die Haare abschneiden. Sie sieht wie eine Wilde aus. Sie gibt mir nicht
einmal morgens ordentlich die Hand. Jane, man sagt jedem guten Morgen, reicht
die Hand und macht einen Knicks. Nachher werde ich dir die Haare abschneiden,
bevor du noch Läuse bekommst.“
„Hapana! Machst du nicht“, James entrüstet.
„Theresa, lass meine Tochter in Ruhe und mäßige deinen
Tonfall. Die Haare bleiben genau so, wie sie sind und sie hat gegrüßt. Hier
gibt keiner die Hand und macht keinen Knicks. Es wird Zeit, dass du dir
Beschäftigung in der Stadt suchst oder bei Marvin wohnst. Dein Besuch ist
beendet. Du spielst dich ständig auf, lässt dich nur bedienen, lügst herum. Es
reicht mir. Am Donnerstag fährt Ndege nach Nyeri und nimmt dich mit. Schluss
mit dem Zirkus und erspar mir dein Gejammer. Es ist Ende. Die drei Wochen haben
gereicht. Du bist boshaft und hinterhältig, wie so eine alte, feiste,
verbiesterte Jungfer. Unanielewa?“
„Juchhe“, jubelte James und William grinste seinen knapp
6-jährigen Sohn an. Die Kinder sahen sich sehr ähnlich und James vergötterte
seine kleine Schwester. Heute fiel ihm richtig auf, wie niedlich Jane aussah.
Sie würde eine Schönheit werden. Sie hatte den schmalen Körperbau von Eve, die
braunen Augen und dunkelbraunen, leicht welligen Haare von ihm. Die kleinen
Ohrringe, die sie von Sabiha geschenkt bekommen hatte, baumelten an ihrem
langen Hals und sie sah zauberhaft aus.
„Wir vier werden am Wochenende zu Doug fahren und uns zwei
schöne Tage gönnen. Dort
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