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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Das du dich nicht schämst, die eigene
Tochter zu ermorden. Ein kleines niedliches Mädchen, dazu noch die Tochter
deines angeblichen Freundes, seine Frau, die eigene Frau. Aber feiert weiter.
Vielleicht haben wir Glück und euch schlagen nachher ein paar Besoffene so
richtig zusammen. Wir helfen bestimmt nicht.“
    William raste zu seinem Auto, während in seinem Kopf alles
durcheinanderwirbelte. Kidogo, Sabiha, Ngina, seine Tochter, seine Frau.
    „William, warte. Du kannst mich nicht allein lassen? Das
sind Lügen. Evelyn, einfältig, wie sie nun mal ist, braucht wie immer Hilfe und
deswegen dieses dumme Gerede.“
    „Hau ab. Ich bringe dich um, wenn es die Wahrheit ist.“
    „Unsere Sachen sind noch im Zimmer. Wir können morgen früh
fahren.“
    Er sprang in den Wagen, startete den Motor, da riss sie
die Tür auf und stieg ein.
    „Ich glaube es trotzdem nicht. Marvin ist nur eifersüchtig
und tratscht die Lügen deiner Frau weiter. Du weißt doch, wie sie ist, und hast
selber gesagt, dass sie nicht zu uns passt.“
    „Du spinnst. Er hat eine wunderschöne Frau und heiratet in
wenigen Wochen. Warum sollte er eifersüchtig sein? Als wenn ich dich jemals
anfassen würde. Mensch, du bist alt, hast keine Figur, nichts. Jetzt halt
deinen Mund, sonst werfe ich dich aus dem Auto.“
     
    Mitten in der Nacht stand er vor den verkohlten Überresten
seines Hauses. Erst jetzt realisierte er, was man ihm heute Abend gesagt hatte
und das es die Wahrheit war. Eve, Jane, Sabiha, Ngina waren tot, Lokop sehr
wahrscheinlich auch. Die Tränen liefen ihm über die Wangen, während er um das
Haus schlich. Es war nichts übrig geblieben, außer Mauerresten. Er stolperte
über etwas und bückte sich, hob die Puppe auf. Sie gehörte seiner Tochter.
Jane! Seine kleine Prinzessin würde nie wieder damit spielen können. Sie würde
nie wieder lachen, nie wieder angerannt kommen, um ihn etwas zu erzählen.
    Irgendwo hörte er ein Zebra bellen.
    Warum? Wer hatte das getan? Warum Eve, Jane? Er war
weggefahren, hatte sie allein gelassen. Er stöhnte laut, während er die noch
leicht qualmende Ruine umrundete, er den Gestank wahrnahm. Er hatte alles
falsch gemacht. Seine Frau krank und er fuhr weg, sorgte sich nicht um sie.
Hapana, er hatte sich schon lange nicht mehr um sie gekümmert, nicht um Jane.
Seit Karegas Tod hatten sie sich permanent entfremdet. Dann ließ er sich in das
Gras fallen und weinte, weinte, weinte.

*
    S obald es hell wurde, eilte er zu Ndemis Haus, aber
da war alles verschlossen. Keiner war da. So probierte er es bei Wakiuru. Wo
war James? Keiner hatte etwas über James gesagt.
    „Der Bwana ist schon da?“, empfing sie ihn. Auch jetzt
spürte er das große Selbstbewusstsein dieser Frau. Sie war anders, als alle
anderen schwarzen Frauen die er kannte. Sie war sehr direkt, offen, gab sich
nie unterwürfig, sondern glich vom Wesen her mehr einer selbstbewussten
Europäerin, als einer Kikuyu. Eventuell lag es daran, dass ihr Vater der
Dorfälteste war, sie lange die Schule besucht hatte.
    „Wo ist James?“
    „Bei mir. Wenigstens ist dir noch eingefallen, dass du
einen Sohn hast.“ Sie musterte ihn, schüttelte den Kopf. „Bwana, wir gehen in
unser Dorf zurück. Du kannst dieses Haus haben.“
    „Wakiuru, nicht jetzt. Erzähl mir, was passiert ist?“
    „Hast du Karegas Baba auf dem Gewissen? Musste er sterben,
weil er dich sonst verraten hätte? Er wusste, dass du Ngumo, Suijo getötet
hast. Wusste er, dass du deine shamba abbrennen willst, damit deine bibi und
deine binti sterben? Sie wollte endlich von euch beiden fort, und das durfte
sie nicht. Mussten deswegen Sabiha und Ngina sterben? Weißt du, was du meinem
kaka damit angetan hast? Ich dachte, er wäre dein Freund? Weißt du, was du
deinem mwana angetan hast? Er liebte seine Mamaye, seine umbu, Fahari. Sei
froh, dass das Karega nicht erlebt hat. Er hätte dich dafür getötet und dich
danach den simba zum Fraß vorgeworfen.“
    „Ich hätte niemals Eve oder jemand anderen etwas angetan.
Was redest du für ein Zeug zusammen?“
    „Du bist mit deiner bibi schlimmer umgegangen, wie es
schwarze Männer tun. Wann hast du denn das letzte Mal deine binti gesehen? Du
treibst dich ständig mit dieser Frau herum, die deine bibi schlägt, sie
anschreit, arbeiten lässt. Jetzt geh. Ich verlasse nachher dein Haus, aber so
lange will ich dich nicht mehr sehen. Bwana, verschwinde!“ Schon schloss sie
die Tür.
    Es war alles unfassbar. Alle feindeten ihn an. Warum?

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