Weisse Haut - Schwarze Haut
Stimmen, Schreie.
„Ich springe“, rief sie leiser, hörte unten irgendwo
jemand röcheln und husten. Die Stimmen kamen näher. Sie wollte noch etwas
sagen, aber es kratzte im Hals.
Sie holte tief Luft, hustete leise, weil es schmerzte,
nahm ihren ganzen Mut zusammen - sprang. Das Letzte, das sie hörte, war ein
gellender Schrei – ihren Schrei, aber das wusste sie nicht.
*
W illiam erledigte nach dem Frühstück die restlichen
Einkäufe und danach fuhr er zum Hotel. Er war mittags mit Theresa zum Essen
verabredet. Sie stand schon fertig am Portal und sie fuhren etwas außerhalb von
Nanyuki essen, gingen dort danach spazieren. Selbst jetzt stand ihr Mund nicht
eine Sekunde still, so drehte er sich bald um. Ihr ständiges Geplapper war nur
störend und er war froh, als er sie vor dem Hotel absetzte.
Bei den Wilders saßen sie noch lange zusammensaßen und
redeten.
Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die
Briten inhaftierte angebliche Mau-Mau-Sympathisanten nicht nur als Sklaven für
sich schuften ließen, sondern diese einfach abscheulich behandelten.
Peitschenhiebe, Schläge waren an der Tagesordnung. Nun jedoch hatte die dope,
wie William sie bezeichnete, 11 Kikuyu erschlagen und über 60 schwer verletzt,
da diese angeblich nicht schnell genug gearbeitet hatten. Die britischen
Beamten versuchten, die Sache zu vertuschen indem sie behaupteten, die Männer
wären durch das Trinken verseuchten Wassers gestorben, doch die Geschichte fand
ihren Weg an die Öffentlichkeit und schließlich bis nach London. Es gab einen
politischen Aufruhr. Jetzt waren es die Briten und nicht die Terroristen, die
als brutale Schlägertypen entblößt wurden. Etwas wa lange bekannt war. Gerade
unter den weißen, dekadenten Siedlern begrüßte man diese Vorgehensweise.
Morgens fuhr er zeitig los. Er wollte in die Berge, zu der
Stelle, wo man seinen Freund erschossen hatte. Regelmäßig suchte er den Platz
auf, redete mit Karega. In den vier Jahren hatte es keinen Tag gegeben, an dem
er nicht an seinen toten Freund gedacht hatte. Er saß stundenlang in dem Wald,
erzählte von den vier Kindern, von Wakiuru, dem Dorf. Saß teilweise nur still
da, sah seinen Freund vor sich.
Erst als die Affen in den Bäumen laut schnatterten,
lärmten, erhob er sich und wanderte zu seinem Wagen.
Die feierliche Eröffnung fand am frühen Abend statt und
bis dahin war noch reichlich Zeit. Er sprang die Treppe zu dem Hotelzimmer
empor, wo ihn Theresa bereits erwartete. Sie trug nur einen Morgenmantel, das nahm
er jedoch nicht wahr. Er duschte, zog sich an, fluchte, weil er überhaupt hier
war. Am liebsten wäre er nach Hause gefahren. Er trank ein Tusker, da Theresa
noch nicht fertig war. Gedanklich war er jedoch bei Karega.
Sie trat aus dem Schlafzimmer, drehte sich lachend vor ihm
im Kreis, schaute ihn erwartungsvoll an.
„Sieht nett aus“, äußerte er artig.
„Ich gefalle dir also?“, flirtete sie mit ihm, wollte sich
auf seinen Schoß setzen, aber er stand auf, schubste sie leicht beiseite. „Das
Kleid steht dir.“
Sie trat auf ihn zu. „Mehr nicht?“
„Theresa, lass den Mist. Bist du fertig, dann können wir
hinuntergehen.“
„William, warum leugnest du, dass da mehr zwischen uns
ist? Weger dieser Person? Schicke diese faule Frau und das Kind weg. Du bist
nicht der Dad des Mädchens und soll sie sehen, wer sie durchfüttert.“
„Du bist bekloppt. Du bist und warst nie mein Typ und
willst du keinen Ärger, dann lass das dumme Gerede.“
Sie hakte sich bei ihm ein und wenig später betraten sie
den großen Saal und er schaute sich ein wenig neugierig um. Es war sehr nobel
und exquisit eingerichtet. Allerdings gefielen ihm diese wuchtigen Möbel nicht
sonderlich, aber das gehörte wahrscheinlich zu dem gehobenen britischen
Etablissement. Plüsch und Pomp.
Erst im Laufe des Abends bemerkte er die abweisenden
Blicke von Bekannten, die ihn und Theresa schnitten, sie nur abfällig
anschauten, danach tuschelten, sie mit Blicken verfolgten. Selbst Fremde
gafften sie an, verzogen die Gesichter, flüsterten und wendeten sich ab. Er kam
sich wie ein Aussätziger vor und er fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
Nathan Sanders und Edward Laithing traten zu ihnen.
Er reichte Theresa ein Glas Champagner, ergriff auch eins
für sich. Bier gab es hier anscheinend heute Abend nicht.
„Na, wie ich sehe, feiert ihr den Tod deiner Frau“,
brüllte Edward laut durch den Raum und gleich blickten sich alle um. „Du
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