Weisse Haut - Schwarze Haut
bekommt Eves Katze Sonderration. Nicht wahr,
Tamu? Hast du Hunger?“
Als der Leopard seinen Namen hörte, erhob er sich langsam,
gähnte und streckte sich aus, kam zu den fünf Menschen.
„Nimm das Vieh weg oder ich erschieße es“, Eduard jetzt
leichenblass.
„Wage nicht, deine Finger in die Nähe der Tasche zu drehen
und ich prügele dich von meinem Land.“
„William, das mit den Mädchen, stimmt das?“
„Ndiyo, ich habe sie vor drei Wochen mitgebracht, als ich
mit Wakiuru in Nanyuki einkaufen war. Sie ist zurzeit noch bei uns, da sie sich
schämt, nach Hause zu gehen. Kinjija hat sie behandelt.“
„Shrimes, lenk nicht ab. Ich gehe noch heute zum Chef und
meine Alte, die kannst du gern haben. Du hast über Nathan nur Lügen verbreitet.
Werde ich jetzt auch getötet, so wie Nathan?“
„Ich fahre. Wir sehen uns ja am Wochenende und nächste
Woche komme ich her, um mit der Kleinen zu reden. William, seit bitte ein
bisschen vorsichtiger, da die Somalis gerade anfangen, verrückt zu spielen.“
„Du meinst, weil die britische Regierung fordert, dass
alle von Somali bewohnten Gebiete unter einer Verwaltung vereinigt werden
sollten?“
„Allerdings. Bei der Auflösung der britischen
Kolonialgebiete in Ost Afrika wurde der Northern Frontier District jedoch Kenya
zugewiesen, obwohl das Gebiet größtenteils von Somali bewohnt ist und einer
Volksbefragung zufolge eine große Mehrheit der Bevölkerung den Anschluss an
Somalia wünschte.“
„Meinst du, das gibt neuen Ärger?“
„Kann sein. Man hat uns alle in Alarmbereitschaft
versetzt. Ich muss. Bis die Tage.“
„Ohne ihn, bitte.“
„Kannst du darauf wetten, Eve. Kwa heri.“ Er eilte zum
Wagen, an dem Eduard lehnte.
„Jambo, Ndemi“, hörten sie ihn rufen. „Wie geht es deinen
watoto?“
„Frech, wie immer, die njamas.“
Mit einem Satz kam er jetzt die Veranda hochgesprungen.
„Was macht er denn hier?“
„Sanders ist tot.“
„Ich denke, der Alte ist weg?“
„War wohl nicht der Fall. Sein Wog hat ihn heute Morgen
tot im Bett gefunden.“
„Der war nicht verkehrt, besser als der Junge.“
„William, woher weißt du das wirklich von den zwei
Bullen?“
Ndemi und er blickten sich an. „Eve wollte mich gerade
hängen sehen und hat es den beiden Polisi berichtet“, scherzte er.
„Waaass?“
„Marvin hat meinen Kopf gerettet, gesagt, dass er es mir
erzählt hat.“
Erneut sahen sich die Männer an, wissend um die Wahrheit
und sie fragte nichts mehr.
Es war also wahr, dachte sie, aber sie empfand dabei ein
merkwürdiges Gefühl in der Magengegend und fühlte, wie Kälte durch ihren Körper
zog. William hatte den Mann ermordet und so einen Unschuldigen zum Sündenbock
abgestempelt. Das musste ein Schlag für ihn sein. Wer war für den Tod ihrer
Tochter, von Ngina und Sabiha verantwortlich?
Auch William grübelte über die Worte des Deputys nach.
Sollte es nicht Sanders gewesen sein? Wenn der wirklich an dem Tag nicht hier
war, dann hatte er einen unschuldigen … Eiseskälte erfasste ihn. Hatte er
wirklich einen Mann getötet, der unschuldig war? Grauen bereitete sich in ihm
aus. Erst nach einer Weile kam die nächste Frage. Wer war es dann? Es würde
bedeuten, der Mörder seiner Tochter, von Kidogo, Sabiha und Ngina lief frei
herum. Damned, er wollte den Mörder bestraft wissen. Nur wer konnte dermaßen
grausam gehandelt haben? So sehr er grübelte, er konnte es sich bei keinem
anderen Mann vorstellen.
*
1 961 konnte die erst ein Jahr zuvor gegründete
Partei Kenya African National Union, bei den ersten Wahlen vor der formalen
Unabhängigkeit die Mehrheit der Parlamentssitze erringen. Die KANU weigerte
sich jedoch, die Regierung zu bilden, so lange Kenyatta in Haft gehalten wurde.
Die Briten ließen auf den Druck aus London Jomo Kenyatta
frei. Es folgte ein einmaliges Spektakel.
Rhythmische Gesänge skandierend, schleppten Kikuyu
Plüschsofas, Ohrensessel und Ventilatoren in den neu erbauten Bungalow. Ihre
Arbeit wurde von Ronald Ngala, dem schwarzhäutigen Ministerpräsidenten der
schwarz-weißen Regierung Kenyas und Vorsitzenden des Empfangskomitees für Jomo
Kenyatta, beaufsichtigt.
Tags darauf bezog der alte Mann, nach 105 Monaten in
britischer Haft die feudale Privatresidenz bei Nairobi, die ihm auf Staatskosten
errichtet worden war. 1952 hatte man ihn als Drahtzieher des blutigen
Mau-Mau-Aufstands verhaftet. Nun kehrte er als potenzieller Staatschef eines
künftigen souveränen Kenya in die Freiheit
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