Weisse Haut - Schwarze Haut
zurück.
Die Mau-Mau-Vergangenheit des Enkels eines Medizinmannes,
einstigen Zöglings schottischer Missionare und späteren Absolventen der
Londoner und der Moskauer Universität ist dabei so fragwürdig geblieben, wie
das Urteil eines britischen Kolonialgerichts in Nairobi, das Jomo Kenyatta am
8. April 1953 zum Verantwortlichen des Mau-Mau-Aufstands erklärte und zu sieben
Jahren Zuchthaus verurteilte. Kenyatta hatte immer versichert, dass er die
Bestialität des Mau-Mau-Terrors verabscheue. Als Kronzeuge der Anklage
beteuerte ein gefangener Aufständischer, dass Kenyatta jene makabren
Schwurszenen im afrikanischen Busch organisiert habe, die den Blutrausch der
Mau-Mau-Krieger auslösten. Fünf Jahre später gab dieser Kronzeuge an, von der
britischen Kolonialregierung für seine Aussage bezahlt worden zu sein.
Gouverneur Sir Patrick Renison, der jetzt im Auftrag Londons dem brennenden
Speer, wie man Kenyatta bezeichnete, in die Freiheit entließ, gab dem
inhaftierten Kenyatta den Beinamen: Führer in das Chaos und den Tod.
Die Menge jedoch feierte die Freilassung, ihres Führers.
Diese bizarre Reaktion ist eine Folge jener hitzköpfigen Rivalität, mit der
Kenyas junge Politiker, Ministerpräsident Ronald Ngala als Chef der KADU und
Oppositionsführer Tom Mboya von der konkurrierenden KANU, seit den
Februarwahlen afrikanische Selbstverwaltung demonstrieren.
Die Partei des 31-jährigen Gewerkschaftlers Tom Mboya
hatte bei diesen Wahlen, aus denen zum ersten Mal in der Geschichte der Kolonie
ein von Schwarzen beherrschtes Parlament hervorging, die Mehrheit errungen.
Ihre Führer, die im Wahlkampf stets mit dem Konterfei Kenyattas bedruckte
Hemden getragen hatten, lehnten jedoch eine Regierungsbeteiligung ab, solange
der brennende Speer, ihr Idol, noch von den Engländern an seinem Haftort
Maralal festgehalten wurde.
Die KADU-Leute, die ihren Wahlkampf ebenfalls mit der
Forderung nach Kenyattas Freilassung geführt hatten, waren weniger zimperlich.
Der KADU-Chef Ronald Ngala bildete ein Kabinett, dem neben schwarzen auch zwei
weiße Minister angehören. Bald zeigte sich, dass die entfesselten politischen
Leidenschaften von den jungen Politikern nicht zu bändigen waren. Immer lauter
wurde daher der Ruf nach Jomo Kenyatta. Als Kolonialminister Lain Macleod
Anfang August im Londoner Unterhaus die bevorstehende Freilassung von Kenyatta
verkündete, sah die Mehrheit der Parlamentarier in diesem kalkulierten Risiko
die letzte Chance, den Engländern in Kenya das Schicksal der Belgier im Kongo
zu ersparen.
Im Wettlauf um die Gunst des Heimkehrers spornten sich
Neger, Inder und Weiße zu Rekordleistungen an. Das Mobiliar für Kenyattas
Bungalow wurde von der britischen Ost Afrika Tobacco Company, dem Central Sikh
Council, eine Interessenvertretung der 160.000 Kenya-Inder und Michael Blundell
gestiftet, dem Chef der britischen Siedlerpartei. Außer einem Mercedeskabriolett
erwarteten Jomo Kenyatta noch zwei weitere Luxusautos für den persönlichen
Gebrauch. An den Sammlungen dafür hatten sich neben KADU- und KANU-Anhängern
auch weiße Siedler beteiligt.
Kenyatta beteuerte vor seinem neuen Bungalow, umgeben von
Tausenden Kikuyu, dass er den Engländern nichts nachtragen wolle. „Ich werde
jetzt darangehen, mein Volk zu einigen. Meine politische Philosophie gipfelt in
dem Motto, Liebe deinen Nachbarn.“
Es war die KADU, die knapp einen Monat nach Kenyattas
Rückkehr dessen Führung verwarf, sodass er im Oktober dann Präsident nur der
KANU, nicht auch der KADU, wurde.
Es folgte ein Jubeln im gesamten Land. Besonders die
Kikuyu waren völlig aus dem Häuschen, feierten tagelang lautstark in den
Städten, besonders in Nairobi und der Ruf Uhuru schallte durch die Straßen,
über das Land. Man forderte den sofortigen Abzug der wazungu.
William sah das alles eher skeptisch. Für ihn war Kenyatta
immer noch einer der Drahtzieher der Mau-Mau-Aufstände. Nur sagen durfte er das
nicht laut, da man dem Kenyatta das nie nachweisen konnte und es nur Ärger
geben würde. Auch Eve sah das so, wie sie ihm gesagt hatte. Er hatte sie
gewarnt, das gegenüber Fremden so zu äußern, auch gegenüber James sollte sie
das nicht sagen. Er wollte in Ruhe leben und nicht in neue Dinge verwickelt
werden. Die Arbeit auf der Farm wurde auch nie weniger und endlich, nach fast
einem Jahr standen die Windmühlen und lieferten den ersten Strom. Rechts vom
Haus waren Teile der Felder von Zebra- und Büffelherden niedergetrampelt, der
Zaun
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