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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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benötigte Sekunden, bis er begriff. „Du meinst,
weil sie von euch wegwollte, hat man sie verstümmelt? Das ist barbarisch!“
    „Nini … was heißt verstümmelt?“
    „Choma, misshandelt!“
    „Du kufahamu nicht. Wenn mke gehen weg von mume, dann er
haben Recht dazu. Er hat sie gekauft, bezahlt viele mbuzi und sie gehört ihm.
Nicht gehen. Unanielewa?“
    Er erwiderte nichts darauf, nickte nur. Abartig fand er es
trotzdem. Das würde er lieber nicht äußern. Er vermutete, dass er Ärger bekam
und das konnte er nicht gebrauchen. Verstehen würden sie seine Ansichten
sowieso nicht.
    So wanderten sie zu sechst zurück und man begann, das
Holzhaus zu erstellen. Das Hämmern und Sägen war weit zu hören, dazu das
Gekreische der Affen, die sich anscheinend in ihrer Ruhe gestört fühlten.
Selbst Vögel flatterten aufgeregt herum, veranstalteten ein lautes Gezeter.
Trotzdem dachte er ständig an die Frau und welche Strafe sie erhalten hatte. Es
musste einen Grund gehabt haben, dass sie fliehen wollte. Was waren das für
Leute? Wie konnten so ein Vorgehen Ndemi oder Karega das als normal empfinden?
Das war mehr als grausam, unmenschlich. Irgendwie waren diese Kikuyu
anscheinend gefühllos.
    Es sollte für ihn erst der Beginn einer langen Lernphase
werden. Zwei verschiedene Welten prallten aufeinander.

*
    E in einsamer Wind sauste durch die Zeltplane und
weckte ihn. Es war noch finstere Nacht. Ihm war kalt und er zog die Decke enger
um sich, blickte durch den Spalt hinaus in die stille Landschaft. Heute
erschien ihm alles wie tot in der Dunkelheit der Nacht. Eine gespenstige Stille
umgab ihn und Einsamkeit breitete sich in ihm aus. Er lebte in einer einsamen
Welt, aber das hatte er sich ausgesucht. Sein Hausbau schritt nur langsam
vorwärts. Immer wieder mussten sie unterbrechen, da es zeitweise wie aus Kübeln
regnete. Das Holz war nass, ließ sich nur schlecht schneiden und verarbeiten. Die
Weide, wo die Tiere untergebracht waren, glich inzwischen einem Morastboden,
auf dem die Tiere kaum noch etwas zu fressen fanden. Deswegen hatten sie die
letzten Tage den Zaun neu gesetzt. Das war Holz für sein Haus gewesen, das er
nun dort verbrauchte. Im Zelt wurde es fast nie richtig trocken, da vom Boden
die Feuchtigkeit aufgenommen wurde. Seine Sachen stanken, wie er fand. Das
Essen war nur spärlich, da wiederholt das Feuer durch den Regen ausgegangen
war, die Äste durch die Feuchtigkeit üppig qualmten, aber wenig brannten.
    Er zog die Decke enger um sich. Selbst die wirkte klamm
und er grübelte, wie er zu Geld kommen konnte, ohne abermals ein halbes Jahr in
Nairobi arbeiten zu müssen. Er benötigte unbedingt mehr Kühe, noch einen
Bullen, einen Ochsen für die Feldarbeit und er wollte das Haus fertig haben, in
einem richtigen, trockenen Raum schlafen und wohnen.
     
    Morgens sprach er mit Ndemi und Karega darüber. Abermals
nahmen sie ihn mit ins Dorf. Mit Hilfe und der Vermittlung von Kihiga, der
dafür eine Ziege erhielt, ging er am nächsten Morgen zum Mondomogo. Der Mann
empfing ihn.
    Das Gesicht weiß, bemalt mit irgendwelchen roten Linien.
Ein merkwürdiger breiter Kopfschmuck umrahmte den Kopf. Ein Fell hing um seine
Schultern. Er sah irgendwie merkwürdig, lustig aus, aber er strahlte eine
gewisse Autorität aus. Er fragte den etwa 50-jährigen Mann höflich, ob er ihm
etwas über seine Zukunft sagen könnte. Die Frage stellte Ndemi, da ihm ein
mzungu nie direkt einen Wunsch vortrug.
    Der nickte, verlangte drei Ziegen und William schluckte,
fand das unverschämt. Komm, sagte er sich, mach mit. Du brauchst ihn und seinen
Hokuspokus. Nur so findest du Zugang zu den anderen Dorfbewohnern. Da er Ndemi
dabei haben musste, weil er sonst nichts verstand, musste er sich noch von
einer Ziege trennen. Sieben Ziegen war er nun los, aber voran kam er deswegen
nicht, sinnierte er leicht aufgebracht.
     
    Nachmittags schlenderte er mit den vier Ziegen hinter sich
her ziehend, die laut blökten, zu der Hütte des Mondomogo, die etwas abseits
lag. Eine Ziege hatte er vorher bei Kihiga abgegeben. Kidogo, der Weise, hockte
auf seinen Fersen davor, blickte ihnen entgegen und erhob sich erst, als Ndemi
eine Weile mit ihm gesprochen hatte. Nun schaute er die Tiere genauer an, bevor
er einen kleinen Jungen rief, der sie wegführte.
    Sie setzten sich in die Hütte. Der Mann, in einen
Affenhautmantel gehüllt, mit fast kahlem Schädel, auf dem nur einige spärliche
weiße Haarbüschel zu erkennen waren. Genau solche einzelne

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