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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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eine Ziege aussuchen.“
    Zu dritt schlenderten sie zu den Tieren und schnell hatten
die beiden die besten Viecher als ihre erkannt.
    „Sie können bleiben bei dir“, entschied Ndemi. „Wenn sie
bekommen mtoto mchanga, sind unsere.“
    „Meinetwegen. Wir müssen yangu shamba bauen.“
    „Heißt, nyumba yangu. Du machen alles verwirrt“, grinste
Karega.
    „Na gut. Es heißt, du bringst alles durcheinander. Sagt
mal, können uns nicht noch Männer aus dem Dorf helfen? Ich zahle drei shilingi
für eine Woche.“
    „Warum du ständig bauen? Zaun? Hühnerkäfig? Warum machst
du nicht boma wie wir? Einfacher, keine pesa und schneller. Über Zaun springen
simba, über boma nicht. Hühner sicherer in boma und nicht laufen davon. Wie ich
sage, der Bwana machen alles verwirrt.“
    „Ich dir geben Rat: Gehe zum Mondomogo. Er hat das Sagen,
mehr als mein Abuu. Wenn er sagt ndiyo, du bekommen fast alles.“ Ndemi grinste.
„Ngai berät ihn nämlich in allem!“
    „Nzuri sana, gehe ich zu ihm.“
    Er betrat das Dorf mit seinen beiden Freunden und schaute
sich neugierig um. Heute war er nicht so aufgeregt, konnte es in Ruhe
betrachten. Die runden Lehmhütten mit den Weidenrutendächern glänzten in der
Sonne. Ziegen sprangen herum, meckerten. Dazwischen einige Schafe und Hühner,
die aufgeregt gackerten. Drei Hunde, die die Viecher noch jagten.
    Es waren Frauen aller Altersgruppen dabei. Manche trugen
richtige Kleider, die meisten jedoch nur einen Rock. Jüngere geknotete Tücher,
wenige Ältere ein Ziegenfell dazu. Alle hatten viele Ringe und Reifen aus
Perlen, Kupfer an den Armen, um den Hals, an den Beinen. Lange Ohrringe
baumelten bei jeder Bewegung. Einige ältere Frauen mit glatt rasiertem Kopf,
dass ihn fast zum Lachen reizte, saßen separat und rührten in einem großen
Topf.
    Andere Frauen erschienen keuchend mit Brennholz, die
Elenantilopenriemen schnitten tief in die Stirn. Die welken Brüste hingen tief,
wie leere Segeltuchbeutel hinunter, berührten fast den dicken Bauch. Er
überlegte, ob alle Kikuyufrauen später dick und rund wurden, da die jungen
Mädchen zum Teil schlank aussahen. Sie trugen viele Ketten mit bunten Perlen
daran, die hin- und herschwangen, da sie stark gebeugt gingen. Das sollten die
Männer erledigen, aber er wusste, dass es Frauenarbeit war, so wie alle
schweren Arbeiten von den Frauen verrichtet wurden. Eine ältere Frau brachte
beer und abermals fiel ihm auf, wie stark sie hinkte. Schon bei seinem ersten
Besuch war sie ihm deswegen aufgefallen. Ob sie krank war? Vielleicht sollte
ich Ndemi fragen, ob ich sie zur Krankenstation fahren soll. Eventuell war es
keine schlimme Krankheit und der dortige Doktor konnte das mit Medikamenten
heilen.
    Er blickte zu seinem Freund, der auf den Fersen hockend
mit seinem Vater sprach. Die Männer saßen abseits. Sie waren unterschiedlich
bekleidet. Jüngere trugen Shorts, ältere eine Shuka oder ein Fell um den
Oberkörper gewickelt, um die Hüfte ein Tuch geschlungen. Einige von denen
trugen viele bunte Ketten, extrem große Ohrringe. Die kleineren Kinder, fast
alle nackt, sausten an ihm vorbei, grinsten, dass er erwiderte. Auch bei ihnen
erblickte er diese Perlenketten, Armbänder. Sie sahen überwiegend anders aus,
als die Männer, die er in Mombasa und Nairobi gesehen hatte.
    Die Hütten waren alle einheitlich gebaut. Rund, mit
spitzen Dächern. Manche wirkten neuer, waren noch weiß, das Stroh oder was das
war, hell, nicht dunkelgrau. Nirgends konnte er ein Fenster in dem Mauerwerk
erblicken, Türen gab es nicht. Die Eingänge sehr niedrig, sodass man den Kopf
einziehen musste. Der Boden im Dorfbereich festgetreten. Man sah Tierkot
herumliegen und das, wo Kinder barfuß herumspielten, dachte er aufgebracht.
Etwas entfernter grasten einige Zebus. Irgendwie sahen die Viecher dürr aus.
    Der Mondomogo war heute nicht erreichbar, erzählte ihm
Ndemi, aber drei Jungen, etwas jünger als Ndemi und Karega wollten helfen.
    „Ndemi, ich habe gesehen, dass die ältere Frau anscheinend
krank ist. Soll ich sie zum Daktari fahren?“
    „Ninakataa!“ Er dolmetschte und eine merkwürdige,
irgendwie beklemmende Stille trat ein, bevor Kihiga etwas sagte.
    „Sie war shenzi, ist ihrem Mann weggelaufen.“
    „Was ist passiert? Ein Tier?“
    „Nein, sie wurde bestraft.“
    „Wie bestraft? Nur weil sie weggelaufen ist?“
    „Sie bekommen einen heißen jiwe in die Kniekehle. So weiß
jeder, dass sie eine leichtsinnige, ungehorsame mwanamke war.“
    William

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