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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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haben
ihnen mit der panga abgeschnitten Köpfe.“
    „Ja, aber sie dürfen nicht sein njamas, nicht jagen
ngatia, nicht tragen Schild. Wir alle unterschiedslos.“
    Eine Weile sahen sie stumm den jungen morani zu, die an
der Seite standen und die Herden beaufsichtigten. William hatte bei seinen
Freunden wohl die Traurigkeit herausgehört, und als er die angeblichen so
stolzen Maasaikrieger betrachtete, war er ein wenig wehmütig. Irgendwie hatte
man sie ihrer Ehre, Manneskraft beraubt, ging es ihm durch den Kopf und nicht
nur ihnen, auch den beiden jungen Männern neben ihm. Was hatte man ihnen dafür
gegeben? Er überlegte, aber ihm fiel nichts ein.
    „Man versucht Wakamba, Samburu, Kikuyu und Maasai
gleichzustellen. Dabei liegen zwischen den einzelnen Stämmen und deren Kulturen
Lichtjahre. Das, was ein Maasai durfte, zelebrierte, ist absolut undenkbar für
einen Luo und so weiter. Man hat den Wogs eine Menge genommen und nun sollen
sie wie die guten Weißen leben, so denken, so handeln, werden aber von denen
teilweise schlimmer als ihr Vieh behandelt. Glaub mir, William. Es wird der Tag
kommen, wo sich die Schwarzen erheben und dann gibt’s richtig Ärger und nicht
nur in British East Africa“, hatte ihm Doug vor Monaten gesagt und er hatte Recht.
So konnte und durfte man nicht mit Menschen umgehen.
    Je näher sie zur Maasai Mara fuhren, desto häufiger
erblickten sie neben den Maasai unzählige Wildtiere, hauptsächlich Impalas und
Zebras.
    „Was sind das für komische Kühe da?“
    „Buckelrinder! Zebus sind zu erkennen an auffallenden
Widerristhöckern. Diese ng´ombe kommen gut mit hoher Hitze zurecht, sie besser,
da viel warm. Sie geben gut karia und alle essen selten ng´ombe. Sie deswegen
viele werden“, klärte ihn Karega auf.
    Vor der Weiterfahrt tankten sie in Narok alle drei
Kanister voll, die er von Doug bekommen hatte. Sie kauften ein wenig ein, wobei
er bemerkte, wie man ihn und seine beiden Begleiter musterte. In einer ducca
sprach der Mann nur mit ihm, schickte Ndemi und Karega hinaus, da sie dort
gefälligst warten sollten. Nur mühsam schluckte William seinen Ärger und Zorn
hinunter, während es seine Freunde gelassen hinnahmen, wie es schien. Nun war
fast sein gesamtes Geld verbraucht und er hatte nur noch wenig pesa.
    Sie setzten die Fahrt fort. Karega und Ndemi schauten sich
um, für sie war das alles etwas Neues. Soweit entfernt von ihrem Dorf waren sie
noch nie gewesen.
     
    In der Nähe von Lolgorien schlugen sie abends das Zelt
auf, entfachten ein Feuer, aßen und tranken etwas.
    „Erzählt mir von eurem Volk“, bat William, während er die
Decke enger um die Schultern zog. Es war kühl am Abend trotz des Feuers.
    „Die Mythen unserer wazee wissen von Stammespaar Kikuyu
und Mumbi. Ngai schuf den Mountain Kirinyaga und wies dem Mann Kikuyu seinen
Anteil an den Tälern und Tieren zu. Eines Tages befahl er Kikuyu auf den
schneebedeckten Kere-Nyaga. Bei den wazungu heißen strahlender Mountain. Vom
Gipfel des Mountains aus zeigte Ngai Kikuyu die Schönheit des Landes, die
silbernen, sich durch die Landschaft schlängelnden Flüsse, die dunklen Täler,
die friedlich grasenden wanyama, die saftigen Wiesen. Das alles gehört dir und
deinen Nachkommen, sagte Ngai und deutete auf einen Platz unter großen
Feigenbäumen, an dem Kikuyu bauen seine shamba. Ich verspreche dir, dass deine
wana am Fuß dieses Berges heranwachsen, und werden haben viele watoto. Denke
daran, dass ich es war, der dir nchi gegeben hat. Mein Segen ruhe auf dir und
deinen Nachkommen. Er verließ den Kirinyaga und fand Mumbi, die er zur mke nahm
und mit der er neun binti zeugte. Die binti wurden erwachsen, und nirgends war
ein mume, den sie hätten heiraten können. Kikuyu flehte Ngai um Hilfe an und
brachte ihm ein kondoo und mbuzi als Opfer. Als er das nächste Mal die
Opferstelle betrat, warteten dort neun wanaume auf ihn. Mit der arusi war
Kikuyu nur einverstanden, wenn die wanaume versprachen, nach der arusi nicht
mit ihren wanawake wegzuziehen, und wenn sie das Matriarchat anerkannten. So
lebten sie alle als Gruppe zusammen, die sich zu Ehren der Mutter Mbari ya
Mumbi nannten. Erst als die wazazi gestorben waren, gründete jede binti mit
ihren Nachkommen einen eigenen Familienverband. Das Zusammengehörigkeitsgefühl
der einzelnen Clans blieb bestehen. Über viele Generationen herrschten die
wanawake über die Familie, so wie es vereinbart worden war. Im Anfang hatten
die wanawake die Macht. Die wanaume

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