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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Büschel zierten auch
sein Kinn. Irgendwie sieht er wie ein alter Affe aus, dachte William, ein
Grinsen jedoch vermeidend. Nur das weiße Gesicht wirkte fremd. Irgendwelche
rote Linien mit Punkten waren auf die Wangen gemalt. In seinen weit auseinander
gedehnten Ohrlappen steckten Holzstäbchen, die fast die Form eines Zylinders
hatten. Ein Stab und ein rundes Etwas in der Hand haltend, hockte er sich
erneut hin, legte die beiden Gegenstände neben sich, griff in seine
Manteltasche, jedenfalls sah es so aus, und zog einen Beutel hervor, schüttetet
den Inhalt in seine Hand und begann Häufchen mit den schwarzen Kugeln zu legen.
Die Armreifen klimperten leise dabei, als er mit den Dingen werkelte. William
spähte sich um. Da lagen einige Knochen, die wie poliert glänzten, verschiedene
Größen hatten. Aneinandergereiht Beutel aus Ziegenfell, wie er vermutete.
Einige Kalebassen und Krüge standen an der Seite aufgereiht, lange Tonflaschen,
die glänzten. Ein komisches buschiges Ding lag an der Seite und er fragte sich,
für was das gut sei.
    Der Mondomogo murmelte etwas vor sich hin, ließ diese
restlichen Kugeln fallen, immer noch flüsternd. William bemerkte, dass er
bereits zahlreiche Zahnlücken hatte, aber das war ihm bereits bei wesentlich
jüngeren Menschen aufgefallen. Davor hatte ihn seine Mutter gewarnt. Wie man
damit wohl Fleisch oder hartes Brot kaute?
    Er konzentrierte sich auf den Hokuspokus. Was für ein
Zirkus dachte William amüsiert und dafür bekommt er drei Ziegen. Schneller kann
man nicht reich werden.
    „Modorome areka atea?“, fragte er flüsternd Ndemi, der nur
leicht den Kopf schüttelte.
    Der Alte blickte ihn an, abermals zu den runden Kugeln.
Jetzt redete er laut und schnell. William verstand Ngai, mzungu, njogu, mtu
mzuri, rafiki, shamba, ng´ombe, mwana, mke.
    William hatte den Mann die ganze Zeit betrachtet und
irgendwie fühlte er, dass der Mann etwas an sich hatte. Es war nicht allein
seine aufrechte Haltung, sein Stolz und seine Autorität, die spürbar waren. Er
konnte es sich nicht erklären, aber es war etwas da. Das Besondere!
    Erst als sie draußen waren, erzählte ihm Ndemi, was der
Mondomogo gesagt hatte. Alles andere wäre unhöflich gewesen.
    Was er nicht ahnte, war, dass er damit gewonnen hatte. Der
Mondomogo war natürlich mächtig stolz, erhielt so noch mehr Achtung von den
Dorfbewohnern. Das würde sich schnell herumsprechen und er konnte noch
wesentlich mehr für seine Arbeit, für seine Voraussagen, verlangen. Der weise
Mann war William überaus dankbar dafür, wie dankbar, sollte sich jedoch erst
viele Jahre später zeigen.
     
    William bekam am nächsten Tag mehr Leute für seine Arbeit
und allmählich nahm die Hütte Gestalt an. Nur es stellte sich heraus, dass es
an allen Ecken und Enden an dem notwenigen Material fehlte, des Weiteren an dem
notwenigen Geld, um mehr zu kaufen.
    Abends lag er in seinem Zelt, grübelte, langsam reifte
sein Plan, auf Jagd zu gehen. Wenn dass die anderen Weißen machten, warum nicht
auch er? Morgen würde er Ndemi und Karega fragen, ob sie ihn begleiten wollten.
Das schlechte Gewissen, das Grummeln in seinem Bauch verdrängte er, malte sich
aus, was er kaufen wollte und konnte.

*
    K aum schob sich die erste Dämmerung über den
Horizont, als sie losfuhren. Für die Drei war es das erste Mal, dass sie auf
große Jagd gingen und keiner wusste, was sie erwartete. Sie waren entsprechend
aufgeregt und voller Vorfreude. Die Kikuyu hatten bisweilen Reb- oder
Sandhühner mit dem Speer erlegt, aber nie mehr.
    William fuhr drauflos, spähte nach rechts und links, ob
sich etwas bewegt. Er brauchte Elfenbein, um das in Nairobi zu verkaufen.
    In der Nähe des Uaso Ng´iro erblickten sie Vogelarten in
so einer reichhaltigen Vielzahl, die sie so nie erwartet oder jemals gesehen
hatten. Es sah faszinierend aus. Sie hielten an und schauten den Tieren zu,
während sie Brot aßen, das die Jungs mitgebracht hatten, tranken dazu Wasser
aus der Kalebasse.
    Einen ersten längeren Halt machten sie hinter Nakuru,
wobei sie die Aussicht auf einen etwas entfernten See, den Lake Nakuru, hatten,
der von den Maasai zum Tränken ihrer Herden benutzt wurde. Sie sahen größere
Rinderherden, die noch auf dem Weg zum See waren, andere, die tranken und
wieder andere, die bereits abzogen. In der Nähe grasten Esel, Ziegen und
Schafe.
    „Sie waren unsere Feinde, nun sollen wir betrachten sie
als Brüder“, hörte er Karega sagen. „Sie haben uns gestohlen Vieh, wir

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