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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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überlegten sich, wie sie die übernehmen
könnten. Auf Verabredung schwängerten sie ihre wanawake zur gleichen Zeit,
sodass die wanaume kurz vor der Niederkunft ihre, nun hilflosen wanawake
entmachten konnten. Wanawake gehören auf Feld, sollen watoto gebären und sich
um die shamba kümmern“, klang es voller Überzeugung und ein wenig überheblich
von Ndemi.
    „Wanawake können nicht denken, also müssen wir das für sie
tun“, warf Karega ein.
    „Nun übernahmen die wanaume die Herrschaft. Von da an war
alles umgekehrt und in Ordnung. Endlich zeigte man den wanawake, zu was sie
geschaffen worden waren. Oberhaupt der Gemeinschaft waren die wanaume. Das
einzige Privileg, das man den wanawake ließ, war, dass sie die
Namenspatroninnen der neun wichtigsten Kikuyu-Clans blieben. Wir haben viele
Rituale um Mwere-Nyaga, dem Gott der Klarheit, der auf dem Kirinyaga thront,
fragen um Rat und holen Zustimmung. Ebenso wir glauben an Leben nach dem Tod,
aber anders als die wazungu. Die Vorfahren leben weiter in den Nachfahren. Die
missachteten wazee können Leid und Unglück bringen über uns, aber dazu
Wohlstand und Glück, wenn sie werden beachtet. Wir verschütten etwas beer auf
Boden oder geben chakula, um den mzimu zu gedenken. Deswegen die watoto nach
den Großeltern benannt. Solange ein wazee Name hat, muss er nicht aus der
Ahnenwelt weichen. Erst wenn sie von den Nachfahren vergessen, verschwinden sie
in der Unterwelt, dem Tod. Niemand möchte seine wazee vergessen und wir selbst
möchten gleichfalls, dass man sich an uns erinnert. Nur so leben wir ewig. In
höchster Not, wie dem drohenden Tod eines Angehörigen, wenden sich watu und
wazee gemeinsam an Ngai und bringen ein Opfer. Unsere Arathi hören die
Botschaften Ngais und geben sie an das Volk weiter. Der Arathi ist kein
Mondomogo, wie unser Medizinmann. Es sind höher gestellte Männer, die viel mehr
erreichen, weil sie das Ohr Ngais besitzen.“
    „Obwohl die mmisionari und Priester uns sagen, etwas
anderes“, warf Karega dazwischen. „Sie nicht verstehen, was der mzimu von uns
fordert. Sie wazimu. Sie nicht sprechen mit Ngai, dem Gott, weil er sich ihnen
verschlossen hat.“
    „Jede betet zu seinem Gott und ich glaube, es ist immer
der gleiche, selbst wenn er einen anderen Namen hat.“
    „Wenn das ist so, warum wurde es verboten, dass wir gehen
zu Ngai?“
    Das war erneut eine Frage, die er nicht beantworten
konnte.
    „Vielleicht weil sie wollen, dass man nur zu Jungfrau
Maria, Jesus und Gott beten soll, weil die einen anderen Namen haben. Ich weiß
es aber nicht. Ich finde es trotzdem blöd“, endete er voller Überzeugung.
    „Bwana, du bist anders als die anderen wazungu“, stellte
Ndemi fest und William fand, dass es gut klang, dass es ihm gefiel. Irgendwie
machte es ihn stolz, anders als andere Weiße zu sein. Nur ihn störte die
Bezeichnung Bwana. „Wie du meinst, nugu.“ Nugu bedeutete Affe und galt als eine
Beleidigung. Einen Augenblick sahen ihn die beiden Männer erstaunt an, bevor
sie lachten.
    „Sagt ihr Bwana, sage ich nugu oder Wog. Unanielewa? Wer
ist euer Arathi? Ich kenne ihn nicht.“
    „Kijiji zu klein, wir haben nur Mondomogo. Arathi einer
von vielen Dörfern.“
    „Was passiert, wenn der Mondomogo stirbt?“
    „Es sein Kiume.“
    „Dein Bruder?“, fragte er überrascht Karega.
    „Ndiyo, er lange Nachfolger meines Abuu.“
    William schaute seinen Freund perplex an. „Der Mondomogo
ist … dein Dad?“
    „Ndiyo!“
    „Wer ist deine Mum?“
    „Kinjija.“
    „Ooohh“, brachte er nur heraus, war noch zu verwirrt.
Damit war Karega der Sohn des höchsten Mannes im Dorf und stand über Ndemi.
    „Wer ist deine Mum?“, erkundigte er sich bei diesem.
    „Ngina.“
    „Sie kenne ich nicht.“
    „Du noch feststellen werden. Erzähl, wie sehen deine
Mutter aus? Dein Dad? Was du dort gemacht?“
    William erzählte von seiner Familie und die Männer hörten
aufmerksam zu. Es war alles neu für sie, vermutete er. Es gefiel ihm, über
seine Familie zu reden, von seiner Kindheit zu berichten. Sie unterbrachen
häufig seinen Redefluss, stellten unzählige Fragen. Die stupide, harte Arbeit,
die er dort verrichtet hatte, fanden sie wazimu und scheußlich. Wie konnte man
den ganzen Tag putzen, schwere Teile schleppen und verpacken? Das war keine
Arbeit für Männer, sondern für Frauen. Die Weißen waren wirklich alle wazimu.
     
    Später lag er wach neben ihnen. Heute habe ich viel Neues
von ihnen erfahren und sie von mir. So

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