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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Maske des Anstands versehen wurden.
    Das Geld, das sie hier verdienen würde, gehörte ihr ganz allein. Das Gefühl der Unabhängigkeit, das ihr hundert Pfund im Jahr vermittelte, war mehr wert als alle Reichtümer von Westover.
    Eleanor nickte.
    Der Viscount nahm ein paar Münzen aus der Schublade, ließ sie in einen kleinen Beutel fallen und zog die Schnur zu. Dann legte er den Beutel vor sich auf den Schreibtisch.
    »Betrachten Sie das als Vorschuss auf Ihr Gehalt. Sie täten gut daran, wenn Sie einiges davon für feste Schuhe und einen wetterfesten Mantel ausgeben würden. Der Winter kommt rasch auf den Inseln, Miss Harte, und Sie werden hier mit den Ziegenlederschuhen nicht viel anfangen können. Mein Diener Fergus kann für Sie eine Vereinbarung mit dem Schuster in Oban treffen.«
    Er ging zur Tür und öffnete sie. Dort stand genau der Mann, von dem er gerade gesprochen hatte. »Fergus, zeig Miss Harte die Zimmer, in denen meine Tochter untergebracht ist.« Er wandte sich Eleanor noch einmal zu. »Sie werden meine Tochter dort vorfinden. Das Dinner wird um sechs serviert - wir halten hier die Zeiten ein, die auf dem Land üblich sind. Falls Sie irgendetwas brauchen, wird Fergus sich darum kümmern.«
    Eleanor stand auf und fragte sich, warum Dunevin sie so plötzlich loswerden wollte. »Sollte ich nicht zuerst mit Ihrer Frau sprechen, bevor ich Ihre Tochter kennen lerne, Mylord?«
    Dunevins Gesicht wurde fahl. Er blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Miss Harte. Lady Dunevin ist tot.«
    Damit stürmte der Teufel von Dunevin Castle hinaus.
Änmerkung der Autorin

Kapitel zwei
    Is cruaidh an Leonar a bhreugadh nach urrainn a ghearan a dheanamh.
    Es ist schwer, das Kind zu trösten, das sein Leid nicht benennen kann.
    Gälisches Sprichwort
    Dem Dunevin-Sprössling standen drei Räume im obersten Stockwerk des Hauptturms zur Verfügung. Zugang hatte man über eine ganze Reihe von Treppen, die sich alle in den kleineren Ecktürmen befanden. Die Aufgabe, den Weg dorthin allein zu finden, wäre kein leichtes Unterfangen.
    Die erste Treppenflucht führte sie in das Geschoss über der großen Halle, dort durchquerten sie die Galerie, um zum angrenzenden Turm zu gelangen. In der nächsten Etage endete diese Treppe, und sie mussten zum dritten Turm wechseln, um weiter nach oben zu gelangen. So überwanden sie im Zickzack fünf Stockwerke, und als sie die Kinderzimmer erreichten, bezweifelte Eleanor ernsthaft, ob sie jemals den Weg ohne Begleitung zurückfinden würde.
    Fergus, der Kammerdiener des Viscounts, dessen Aufgabe es war, sie durch das Labyrinth von Stufen und Türmen zu führen, erklärte, dass die alte Festung hauptsächlich aus Gründen der Verteidigung so angelegt war. »So konnte der Dunevin-Laird im Falle einer Invasion rechtzeitig entkommen«, sagte er. »Es gibt einen geheimen Gang, den nur der Laird und sein getreuester Diener kennen.«
    Nachdem Eleanor das Labyrinth selbst durchschritten hatte, konnte sie sich gut vorstellen, dass sich kein Eindringling zurechtfände. Wenn sie den Weg allein hätte gehen müssen, wäre sie über das dritte Stockwerk nicht hinausgekommen. Mehr als einmal fürchtete sie, nach der nächsten Ecke auf die alten Gebeine eines ehemaligen Angreifers mit Claymore in den Knochenhänden zu stoßen, der vor Jahrhunderten dahingesiecht war, weil er sich während der Belagerung der Festung verirrt hatte.
    Das Schlafgemach der Gouvernante, in das Eleanor gebracht wurde und das in der nächsten Zukunft ihr Zufluchtsort sein würde, war ziemlich bescheiden, sowohl was die Größe als auch was die Möblierung betraf. In der Kammer standen ein Feldbett, ein Nachttisch, eine kleine Kommode und ein schlichter Waschtisch in der Ecke. Die weiß getünchten Steinwände waren kahl. Nur ein grober Haken war in das Gemäuer getrieben, der, wie Fergus erklärte, die Lampe halten sollte, die er mitgebracht hatte. Er hängte zur Demonstration die eiserne, wie eine Kelle geformte Lampe daran auf, die mit nach Fisch stinkendem Öl gefüllt war. In diesem Öl brannte ein Binsendocht.
    Das Zimmer wurde in früheren Zeiten »Mauerkammer« genannt, weil es in die dicke Festungsmauern eingelassen war genau wie das angren-
    zende Zimmer, das die Tochter des Viscount bewohnte. Der Schulraum nahm den größten Teil des obersten Turmgeschosses ein.
    Hier waren die Wände im Gegensatz zu denen der Schlafkammern ordentlich verputzt und es gab einen aus

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