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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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nervenzermürbend.
    »Ich fürchte, Fergus hat mir auch Ihren Namen verschwiegen, Miss ...«
    »Harte«, antwortete sie ohne nachzudenken. Es war der erste Name, der ihr in den Sinn kam. »Miss Nell Harte.«
    Er war so gut wie jeder andere, nahm sie an. Jedenfalls konnte sie ihm nicht gut ihren echten nennen, denn die Namen Wycliffe und Westover waren in ganz Schottland bekannt.
    »Schön, Miss Nell Harte-«, er sprach ihren Namen in einem Ton aus, als würde er sich über sie lustig machen, »woher kommen Sie?«
    »Aus Surrey«, log sie.
    »Surrey?«, wiederholte er.
    »Ja.«
    »Die Familie meiner Frau hat ihren Sitz in der Nähe - in einer kleinen Gemeinde namens Abinger. Kennen Sie den Ort?«
    Eleanor schluckte. Sie war unschlüssig, ob sie ihre fälschen Angaben ausdehnen und ihm weismachen sollte, dass sie das Dorf kannte, oder ob sie zugeben sollte, noch nie davon gehört zu haben. Würde sie damit möglicherweise den Verdacht erwecken, dass sie nicht mehr von Surrey wusste als die Tatsache, dass es im Süden von England lag?
    »Abinger ...«, entgegnete sie mit einem Nicken. »Ja. Ja, ich denke schon.«
    »Nun, dann müssen Sie auch mit dem dortigen Geistlichen, Mr Pevensley, bekannt sein. Er hat meine Frau und mich getraut.«
    Eleanor nickte mit einem zaghaften Lächeln und sagte, obwohl ihr Verstand laut aufschrie: »In der Tat, ich habe ihn noch kurz vor meiner Abreise gesehen. Es geht ihm sehr gut.«
    Was, um Himmels willen, fiel ihr ein?
    »Tatsächlich ...«
    Der Viscount verfiel in Schweigen, starrte sie wieder mit diesem unverwandten Blick an, der in ihr den Wunsch weckte, ihre Jacke fester um sich zu ziehen. Eleanor betete, dass er ihr keine weiteren Fragen mehr über den Pfarrer stellen möge. Eine ganze Weile verging. Der Wind säuselte am offenen Fenster. Eleanor zupfte an ihren Manschetten.
    »Referenzen?«
    Das hatte sie natürlich befürchtet, deshalb traf sie diese Frage nicht unvorbereitet. »Leider habe ich keine, Mylord.«
    Dunevin stutzte. »Keine Referenzen?«
    Sie schüttelte den Kopf und bedachte ihn mit einem Lächeln, dann faltete sie züchtig die Hände im Schoß. Sie gab keine weiteren Erklärungen ab. Sie hatte keine.
    Der Viscount ließ sie nicht aus den Augen. »Miss Harte, verzeihen Sie mir meine, na ja, meine Offenheit, aber so, wie ich es sehe, sind Sie selbst kaum dem Schulraum entwachsen. Sie kommen aus dem Nichts, von Gott weiß wo, sicherlich nicht aus der Nähe von Abinger, denn Pfarrer Pevensley ist seit fast fünf Jahren tot...«
    Röte breitete sich auf Eleanors Wangen aus.
    »... Sie bewerben sich für den Posten der Gouvernante meines einzigen Kindes, aber Sie haben keine Referenzen, die mir zeigen könnten, dass Sie für diese Stellung qualifiziert sind. Mein erster Eindruck ist, dass Sie offensichtlich etwas zu verbergen haben. Wahrscheinlich ist Harte nicht einmal Ihr richtiger Name. Verraten Sie mir, was Sie auf die Idee bringt, dass ich jemanden unter diesen Umständen einstellen und mit der Fürsor-ge meiner einzigen Tochter und ihrer Erziehung betrauen sollte?«
    Eleanor straffte die Schultern und sagte mit erstaunlich klarer Stimme: »Weil es, wenn Sie mir meine Offenheit verzeihen, Mylord, sonst niemanden gibt, der diese Stellung einnehmen möchte.«
    Dunevin betrachtete sie schweigend - seine Verärgerung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Eleanor öffnete ihr Retikül und faltete die Anzeige auf, die sie von der Wand im Inn genommen hatte, und legte sie vor ihn auf den Schreibtisch. »Man hat mir gesagt, dass ich die einzige Person bin, die seit langer Zeit Interesse an dem Posten gezeigt hat.«
    Der Viscount machte sich gar nicht die Mühe, auf den Papierbogen zu schauen. Seine Miene war hart und unnachgiebig.
    Eleanor ließ nicht locker. »Ich weiß, dass die letzte Gouvernante Ihr Haus vor fast zwölf Monaten verlassen hat. Und ich weiß auch, dass Sie seither niemanden für diesen Posten gewinnen konnten, obwohl Sie sich im ganzen Land umgesehen haben.«
    Sie beugte sich ein wenig vor. »Lord Dunevin, es ist mir unmöglich, Ihnen Einzelheiten über meine Herkunft zu nennen, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich in kultivierter Gesellschaft aufgewachsen bin - nicht in Surrey, nein. Sie haben Recht, wenn Sie annehmen, dass ich bisher nie Gouvernante war, deshalb habe ich auch keine Referenzen aufzuweisen. Meine Erziehung qualifiziert mich meiner Ansicht nach ausreichend für eine solche Aufgabe. Ich spreche Französisch und
    Latein. Ich wurde in den

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