Weiße Nebel der Begierde
es so weit nach unten, dass sie aus dem Rock steigen konnte. Als sie zum Bett ging, schimmerte das Licht der Kerze, die auf dem Nachttisch stand, durch ihr dünnes Hemd, so dass die Kurven ihrer Figur deutlich zu sehen waren.
Gabriel sog scharf die Luft ein und bemühte sich, den Blick von den sanft gerundeten Brüsten zu wenden. Er wünschte sich nichts mehr, als Eleanor in seine Arme zu nehmen, die Hand auf die weichen Rundungen zu legen und ihren Mund zu kosten. Er wollte sie unter sich in diesem lächerlich großen Bett spüren und sie eine ganze Nacht lang lieben.
Sie drehte sich mit einem verschmitzten Lächeln zu ihm um und sagte: »Jetzt bist du an der Reihe, entkleidet zu werden, Mylord.«
Gabriels Knie wurden weich.
Ohne auf seine Einladung zu warten trat Eleanor auf ihn zu. Ihr Haar glänzte rötlich im Kerzenschein, und Gabriel musste die Hände zu Fäusten ballen, um nicht dem Drang zu folgen, die Finger in dieser Pracht zu vergraben.
Eleanor nahm ihn gefangen, noch ehe sie ihn berührte. Das Feuer in ihren Augen durchdrang ihn bis ins Mark, während sie bedächtig seine Krawatte löste, und als sie das Tuch von seinem Hals zog, glaubte er, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die ganze Zeit sah sie ihn mit verführerisch leuchtenden Augen an.
Falls sie sich bewusst war, was sie ihm antat, wie sie sein Blut zum Siedepunkt brachte und seine Beherrschung auf die Probe stellte, dann ließ sie es sich nicht anmerken. Sie öffnete einen Hemdknopf nach dem anderen, ihre Fingerspitzen strichen hin und wieder über die angespannte Haut seiner Brust und verursachten ihm Gefühle, die ihm durch und durch gingen und bis in die aufgewühlten Lenden stießen.
Sie war ihm so nahe, dass ihm ihr Duft, den er bereits so gut kannte, alle Sinne raubte. Oft war er mitten in der Nacht aufgewacht und hatte diesen Geruch in der Nase.
Ihm schwirrte der Kopf, sein Körper stand in Flammen, aber er blieb ganz still, als sie mit den Händen unter sein Hemd fuhr und es über seine Schultern schob. Seine Bauchmuskeln spannten sich an bei dieser sanften Berührung.
»So, jetzt sind wir beide bereit fürs Bett«, sagte sie. »Gute Nacht, Mylord. Schlaf gut.«
Im Moment war Schlafen das Letzte, wonach Gabriel zumute war.
Als sich Eleanor auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen, packte Gabriel ihre Arme, zog sie fest an sich und küsste sie hungrig und leidenschaftlich. Er saugte sie regelrecht in sich auf und verlor fast den Verstand, als sie sich an ihn schmiegte und ihre Brüste an seinen nackten Oberkörper drückte.
Er hätte sie zum Bett drängen und sie lieben können, aber genau im entscheidenden Moment bewegte sich Juliana unter der Decke.
Wie ein Sechzehnjähriger, der bei einem Kuss mit der Rektorentochter von Eton erwischt wurde, zuckte Gabriel zurück.
Juliana wachte nicht auf und bald waren wieder ihre gleichmäßigen Atemzüge zu hören. Gabriel und Eleanor standen sich noch eine ganze Weile gegenüber, beide noch erregt von dem berauschenden Kuss.
Und keiner wollte den Bann brechen.
Eleanor ergriff als Erste das Wort. »Bitte, lösch das Licht, wenn du zu Bett gehst«, sagte sie mit einem zarten Lächeln.
Sie kletterte in das große Bett neben die schlafenden Kinder und überließ es Gabriel, die andere Seite für sich zu beanspruchen.
Gabriel blies die Kerze aus, und als er sich hinlegte, ohne die Mädchen zu stören, sah er die feurig grünen Augen, die feuchten Lippen und die weißen runden Brüste vor sich.
Eine Stunde lang zählte er die Deckenbalken im Mondlicht, um die verwirrenden Bilder zu vertreiben.
Eleanor erwachte am Morgen als Erste, und als sie die Augen öffnete, strömte Sonnenlicht durch das Fenster über dem Bett. Der köstliche Geruch von Mrs Grays Eiern und Speck lockte.
Eleanor streckte die Arme träge über den Kopf. Sie fühlte sich erfrischt und lebendig. Sie hatte das Gefühl, noch nie so gut geschlafen zu haben, und daran war sicher dieses unglaubliche Bett schuld.
Ein so außergewöhnliches Bett garantierte gewiss eine außergewöhnliche Nacht, und Eleanor beschloss, in Kirkby Lonsdale Rast zu machen und dieses Zimmer zu mieten, falls sie wieder einmal nach London fahren sollten.
Eleanor setzte sich auf, um den Tag zu beginnen, aber der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie innehalten.
Gabriel lag neben ihr und schlief noch tief und fest. Sein Gesicht wirkte entspannt und friedlich, das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Juliana hatte
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