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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Mit einer Flasche Bud ging er an seinen Tisch zurück. Seine Bewegungen waren steif, als könne er vor Kraft kaum gehen.
    Ren wandte sich wieder Salem zu.
    »Erinnern Sie sich an den Tag, als der Leichnam der FBI-Agentin oben am Quandary Peak gefunden wurde?«
    Salem nickte. »Ja. An dem Tag hatte mich jemand nach Fairplay mitgenommen.«
    »Sind Sie abends wieder zurückgekommen?«
    »Nein, erst am nächsten Morgen. Überall standen Streifenwagen. Ich musste einen anderen Weg zu meiner Hütte nehmen.«
    »Und welchen?«, fragte Ren.
    »Es gibt einen Weg hinten herum, der nicht am Wanderparkplatz vorbeiführt.«
    »Den müssen Sie mir zeigen. War Misty bei Ihnen?«
    »Nein. Ich hatte sie in der Hütte gelassen. Wenn man einen Hund dabei hat, nimmt einen beim Trampen kaum jemand mit.«
    »War Misty angeleint?«
    »Ja. Ich hatte ihr auch Futter und Wasser dagelassen.«
    »War der Hund an der Stelle, an der Sie ihn angeleint hatten, als Sie nach Hause kamen?«
    »Natürlich.« Salem nickte.
    »Okay«, sagte Ren. »Vielen Dank.«
    »Nichts zu danken, Ma’am.«
    Ren legte eine Hand auf seine und drückte sie. »Passen Sie auf sich auf.«
    »He«, sagte Salem. »Worauf, glauben Sie, ist Misty abgerichtet?«
    Auf Leichen.
    Ren lächelte. »Auf Karate.«
    Sie ging zur Theke und setzte sich auf einen Hocker. Sie dachte an Robbies wunderschöne Fotos der verschneiten Berge und daran, dass es Mistys Pfotenspuren sein konnten, die sie auf den Bildern entdeckt hatte. Hatte jemand Misty in jener Nacht losgebunden, war mit ihr zum Schneefeld gegangen, und hatte sie später wieder angebunden? Oder war es Salem selbst gewesen? Hatte er es wegen seiner Medikamente bloß vergessen? Hatte er sie absichtlich belogen? Oder hatte jemand anders Misty losgebunden und war mit ihr über das Schneefeld gelaufen, um Jeans Leiche zu suchen?
    Ren beobachtete den Mann mit dem Pferdeschwanz im Spiegel hinter der Theke. Sie wartete, bis Billy kam, und bestellte sich eine Cola.
    »Sagen Sie mal, wer ist der Kerl hinter mir?«, fragte sie.
    »Wen meinen Sie?«, wollte Billy wissen, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Was für wunderschöne Augen.
    »Diesen Minotaurus-Verschnitt. Den Burschen mit dem Kopf eines Menschen und dem Körper eines Stiers.«
    Billy musste lachen, als er begriff, wen Ren meinte. »Ich weiß nicht, wer der Mann ist. Er ist Mexikaner und spricht kaum Englisch.«
    »Kommt er oft hierher?«
    »Ein-, zweimal die Woche.«
    »Gibt es sonst noch etwas, was ich über ihn wissen muss?«
    »Ich glaube, Jo und er suchen gleichzeitig die Toilette auf, um … Sie wissen schon.«
    Ren warf Jo einen Blick zu. Sie hatte ihren nackten rechten Fuß so auf ihr linkes Knie gelegt, dass man die schmutzige Fußsohle sah. Nun beugte sie sich tief hinunter und säuberte mit den Fingernägeln die Fußnägel.
    Igitt.
    Ren musterte den Mann im Spiegel hinter der Theke. Sie runzelte die Stirn, als sie ihn dabei ertappte, dass er auf ihren Hintern starrte – ein träger, lüsterner Blick. Ren lief ein kalter Schauer überden Rücken. Was denkt der Kerl sich? Er grinste und nickte ihr fast unmerklich zu. Dann starrte er wieder auf ihren Po. Mein Gott, guck woanders hin, du Spanner.
    Rens Blick wanderte zurück zu Billy. Er hatte sie beobachtet, schaute jetzt aber sofort weg.
    »Wissen Sie, was für einen Wagen der Mann fährt?«, fragte Ren.
    »Den grünen Pick-up, der draußen auf dem Parkplatz steht.«
    Salem hatte Misty an die Leine genommen und kam an die Theke.
    »Es kommt mir so vor, als säßen wir im Innern von einer dieser Schneekugeln«, sagte er, während er die wirbelnden Schneeflocken draußen vor dem Fenster beobachtete.
    »Schneekugeln sind hübsch«, sagte Billy. »Jeder schaut gerne hinein.«
    Das Muskelpaket hinter ihnen stand auf, zog eine leichte Skijacke an und gab Salem ein Zeichen, dass er ihn mitnehmen würde.
    »Okay, Leute«, sagte Salem. »Ich bin dann weg. Danke.«
    »Stets zu Diensten«, sagte Billy.

31.
    Colin und Robbie saßen im Büro vor ihren Computern, als Ren hereinkam und ihre Tasche auf den Schreibtisch warf. »Ich kann euch eine Geschichte von einem struppigen Hund erzählen.«
    Ohne den Blick zu heben, sagte Colin: »Wenn die Geschichte mit Jean Transoms Ermordung zu tun hat, würde ich sie gerne hören. Wenn es eine Kurzmeldung von der CNN-Website ist …«
    »Red nicht so blöd.«
    »Erzähl uns die Geschichte«, sagte Robbie. »Mir ist es egal, woher du sie hast.«
    »Kann sein, dass es nichts zu bedeuten hat, aber

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