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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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damit zu tun, die Handys und E-Mails der Bürger zu überwachen.«
    Caroline lächelte.
    »Wann haben Sie Jean zum letzten Mal gesehen?«, fragte Ren.
    »Das war im Tierheim, an einem Samstag. Es müsste … warten Sie mal … ja, es müsste so um den sechsten Januar herum gewesen sein.«
    »Und wie ging es Jean da?«
    »Gut. Ein Hund, um den sie sich gekümmert hat, hatte große Fortschritte gemacht. Er war ausgesetzt worden, konnte aber jede Menge Kunststücke. Offenbar hatte der Besitzer sich große Mühe mit dem Tier gegeben. Umso seltsamer, dass er ihn ausgesetzt hat …« Caroline stockte. »Verzeihung, ich schweife ab.«
    »Kein Problem. Außerdem habe ich im Moment ohnehin keine Fragen mehr. Okay, dann will ich mal los.« Ren stand auf. »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Caroline.«
    »Das habe ich gerne getan. Es tut mir nur leid, dass ich Ihnen nicht mehr helfen konnte.«
    Ren reichte ihr eine Visitenkarte. »Vielleicht können Sie das ja«, erwiderte sie und fügte in Gedanken hinzu: Wenn du dich entschließt, mir zu sagen, was sich hinter deinen hübschen braunen Augen verbirgt.

30.
    Ren kehrte ins Büro zurück und setzte sich an ihren Schreibtisch. Rasch tippte sie alles von dem Gespräch mit Caroline Quaintance, an das sie sich erinnerte, in den Computer. Paul Louderback war nicht nur ihr Trainer im Sportunterricht an der Polizeiakademie gewesen, er hatte ihr darüber hinaus auch eine Menge Tipps in Sachen Ermittlungsarbeit gegeben. Er sagte immer, man müsse alles wortwörtlich aufschreiben. »Wenn du dir nur flüchtige Notizen machst, werden dir entscheidende Hinweise entgehen. Wenn du eine Befragung in deinen eigenen Worten zusammenfasst, bringst du deine eigene Interpretation ins Spiel. Vergiss nie, dass du ein objektiver Beobachter sein musst.«
    Ren dachte an Terrence Haggart, der in diesem Vermisstenfall ins Spiel gebracht worden war, und an seinen Bruder, den Anwalt Oliver. Vielleicht hatte ihre erste Begegnung mit Oliver Haggart ihr Mitgefühl beeinflusst. Ein Mann, der ihr nach einem Sturz auf einer vereisten Treppe aufgeholfen hatte. Das war ein merkwürdiger Tag. Als sie darüber nachdachte, stutzte sie plötzlich.
    Der krumme Mann. Körperflüssigkeiten. Stiefel. Die Hündin Misty …

    Salem Swade saß im Brockton Filly an der Theke und machte den Eindruck, als könnte nichts auf der Welt ihn aus der Ruhe bringen. Ren fragte sich, was für Medikamente er nahm. Misty lag reglos neben Salem. Ihre Leine war unten um den Hocker geschlungen.
    Ren ging zu Salem und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.»Hallo, Salem«, begrüßte sie ihn. »Erinnern Sie sich an mich? Ich bin …«
    Ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht. »Meine John-Prine-Freundin.«
    »Genau. Hätten Sie einen Moment Zeit für mich?«
    »Klar.«
    Ren wies mit dem Kopf auf eine Nische. »Würden Sie Misty bitte mitnehmen?«
    Salem band Misty los und ging mit Ren zu dem Tisch.
    »Heute bellst du mich ja gar nicht an, Misty«, sagte Ren lächelnd, streichelte den grauen Kopf des Hundes und kraulte ihm den Rücken. »Wie lange haben Sie Misty schon, Salem?«
    »Ich würde sagen, fünf Jahre. Vielleicht schon länger.«
    »Wo haben Sie den Hund her?«
    »Aus dem Tierheim.«
    »War es das Tierheim in Rifle? ›Ein Herz für Tiere‹?«
    »Nein, das Tierheim draußen in Frisco.«
    »Okay«, sagte Ren.
    »Misty war in einem großartigen Zustand, das muss man sagen. Nicht so ein abgemagertes Ding.«
    Als Salem Swade über seinen Hund sprach, erkannte Ren in seinen zerfurchten Gesichtszügen und seinen strahlenden Augen den verlorenen Jungen, der in ihm steckte. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme geschlossen.
    »Ich glaube, Misty hat eine ganz besondere Fähigkeit«, fuhr Ren fort.
    »Und welche?«
    »Eine Fähigkeit, von der Sie vielleicht gar nichts wissen. Ich glaube, sie ist ein speziell abgerichteter Hund.«
    Salem blickte sie an. »Würde mich nicht wundern. Sie ist sehr klug.« Er zerzauste Mistys Fell, zog sie zu sich heran und schloss sie in die Arme.
    Rens Blick wurde auf einen Mann an einem Tisch in einer Nische gelenkt, der jetzt aufstand und zur Theke ging. Er hatteeinen kräftigen Oberkörper und breite Schultern. Seine Arme waren so muskelbepackt, dass sie ein Stück vom Körper abstanden, und seine Beine waren dick und kurz. Er trug eine weiße Strickjacke, eine weite, grün und pinkfarbene Trainingshose und weiße Turnschuhe. Sein Haar hatte er zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden.

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