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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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Vielleicht kann ich Dekan Wharton damit überzeugen, mich wieder aufzunehmen.

ZWÖLFTES KAPITEL
    » HEY , STEH AUF «, SAGT JEMAND . Ich blinzele verwirrt. Ich liege auf dem Sofa im Erdgeschoss. Philip beugt sich über mich. » Du schläfst, als wärst du tot. «
    » Tote schnarchen nicht « , sagt Barron. » Hey, gute Arbeit. Das Wohnzimmer sieht super aus. So sauber habe ich es noch nie gesehen. «
    Eine böse Vorahnung drückt mir die Kehle zu.
    Ich schaue zu Großvater. Er ist immer noch nicht bei Bewusstsein. Neben seinem Sessel steht ein Eimer. Er hat sich stundenlang erbrochen, aber als er einschlief, hatte ich das Gefühl, es ginge ihm besser. Er war wieder ansprechbar. Doch der ganze Lärm jetzt hätte ihn eigentlich aufwecken müssen. » Was habt ihr ihm gegeben? « , frage ich und strampele mit den Beinen die Decke weg.
    » Er wird sich erholen « , sagt Philip. » Versprochen. In ein paar Stunden merkt er nichts mehr davon. «
    Es beruhigt mich, dass Großvaters Brust sich regelmäßig hebt und senkt. Außerdem sieht es aus, als würden seine Augenlider zittern.
    » Du machst dir dauernd Sorgen « , murmelt Barron. » Dabei haben wir dir gesagt, dass es ihm gut geht. Es geht ihnen immer gut. Warum machst du so viel Wind? «
    Philip wirft ihm einen bösen Blick zu. » Lass Cassel in Ruhe. Die Familie steht für die Familie ein. «
    Barron lacht. » Das meine ich ja. Deshalb sollte er sich keine Sorgen machen. Wir sind doch da, um auf sie beide aufzupassen. « Er dreht sich zu mir. » Jetzt beeil dich lieber, du trübe Tasse. Du weißt, Anton kann es nicht ausstehen, wenn man ihn warten lässt. «
    Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Also hole ich meine Jeans und ziehe ein Kapuzenshirt über das T-Shirt, in dem ich geschlafen habe.
    Sie warten ganz entspannt, bis ich fertig bin, und diese Lässigkeit lässt mich vermuten, dass es nicht das erste Mal ist. Noch leicht benommen komme ich zu dem Schluss, dass sie mich schon häufiger aus diesem Haus oder meinem Zimmer im Internat geholt haben. Und ich kann mich an nichts erinnern. Bin ich schon mal in Panik geraten? Jetzt überwältigt sie mich geradezu.
    Ich nehme meine Handschuhe und schlüpfe in die Arbeitsstiefel. Meine Hände zittern so sehr, dass ich kaum die Handschuhe anziehen kann.
    » Zeig mir, was du in den Taschen hast « , sagt Philip.
    » Was? « Ich schaue von den Schnürsenkeln zu ihm hoch.
    Er seufzt. » Dreh sie auf links. «
    Ich gehorche und denke an die schmerzende Wunde an meiner Wade, an die Amulettsteine unter meiner Haut. Philip reibt über das Taschenfutter, er prüft, ob ich etwas darin verstecke, und klopft dann meine Beine ab. Ich balle die Fäuste und würde so gerne auf Philip losgehen, dass mir vor lauter Anstrengung, ihn nicht zu schlagen, die Arme wehtun. » Suchst du nach einem Pfefferminzbonbon? «
    » Wir müssen nur wissen, was du dabeihast, das ist alles « , antwortet Philip freundlich.
    Ein Adrenalinschub hat meine Erschöpfung verdrängt. Ich bin hellwach und werde allmählich wütend.
    Philip sieht Barron an, der sich daraufhin meinen Arm vornehmen will. Er trägt keinen Handschuh.
    Ich weiche zurück. » Fass mich nicht an! «
    Instinkt ist etwas Sonderbares: Ich wehre mich leise, weil es sich für mich offenbar immer noch um eine Familienangelegenheit handelt. Ich komme gar nicht darauf, um Hilfe zu rufen.
    Barron hebt die Hände. » Schon gut, Mann. Aber jetzt zum wichtigen Teil: Es dauert ein paar Minuten, bis die alten Erinnerungen sich gesetzt haben. Denk zurück. Wir sitzen im selben Boot. Wir machen das zusammen. «
    In diesem Augenblick kapiere ich, dass sie mich bereits bearbeitet haben. Und zwar, bevor sie mich geweckt haben. Ich bin so entsetzt, dass ich eine Gänsehaut bekomme, und ich muss schnell und flach atmen, damit ich nicht weglaufe. Ich nicke, um Zeit zu schinden. Keine Ahnung, welche Erinnerungen sie von mir erwarten.
    Ich beobachte, wie Barron seinen Handschuh wieder anzieht und die Hand dehnt, bis das Leder sich strafft.
    Ich begreife, was eine bloße Hand bedeutet.
    Nicht Philip steckt hinter den fehlenden Erinnerungen. Anton ist nicht der Gedächtniswerker.
    Es ist Barron– er muss es sein. Er hat seine Erinnerungen nicht etwa verloren, weil man ihn bearbeitet hat, und er ist auch nicht zerstreut. Jedes Mal, wenn er mir oder Maura oder den vielen anderen Menschen, die er offenbar bestiehlt, eine Erinnerung nimmt, verliert er eine eigene. Rückstoß. Ich suche in meinem Gedächtnis nach

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