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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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wieder halte ich ihm die Hand hin.
    » Lass den Komiker « , sagt Philip, aber ohne Nachdruck. » Denk an das Geld und daran, wie du seine Haut zu fassen kriegst. «
    » Ich werde meine Hand unter seine Manschette schieben. Vorher mache ich ein Loch in meinen Handschuh. Es reicht, wenn mein längster Finger seine Haut berührt. «
    Barron lacht. » Moms alter Trick. So hat sie den Typen beim Pferderennen rangenommen. Dass du das noch weißt! «
    Ich verkneife mir einen Kommentar zum Thema Erinnerung und nicke nur mit gesenktem Blick.
    Ich strecke meine rechte Hand aus, packe Barrons Handgelenk und schüttele es. Mit der Linken halte ich seinen Arm fest, sodass er nicht sofort wegkann, falls er sich wehrt. Antons Augen weiten sich. Er hat Angst, ich kenne die Anzeichen.
    In diesem Moment bin ich sicher, dass er mich hasst. Er hasst es, Angst zu haben, und mich hasst er, weil er sich vor mir fürchtet.
    » Eine wahre Ehre, Sir « , sage ich.
    Anton nickt. » So, und dann verwandelst du sein Herz in Stein. Das sieht bestimmt… «
    » …sehr poetisch aus « , sage ich.
    » Wie bitte? «
    » Sehr poetisch, sein Herz in Stein zu verwandeln. War das deine Idee? «
    » Es soll wie ein Herzinfarkt aussehen– zumindest bis zur Autopsie « , sagt Anton, ohne auf meine Frage einzugehen. » Und so werden wir es auch nach außen verkaufen. Den Rückstoß kannst du gleich hier hinter dich bringen und danach rufen wir einen Arzt. «
    » Ich fand dich nicht betrunken genug « , sagt Barron.
    » Ich werde besoffener tun « , verspreche ich.
    Barron betrachtet sich selbst im Spiegel. Er streicht eine Augenbraue glatt und dreht den Kopf, um sein Profil zu bewundern. Er ist so akkurat rasiert, er hat bestimmt ein Rasiermesser benutzt. Er sieht gut aus. Wie ein aalglatter Vertreter. » Du solltest dich übergeben. «
    » Was? Soll ich mir vielleicht den Finger in den Hals stecken? «
    » Warum eigentlich nicht? «
    » Wieso denn? « Ich lehne mich an die Wand und mustere Philip und Barron. Es gibt keine Gesichter, die ich besser kenne, und im Augenblick sind sie nicht auf der Hut. Philip wiegt sich mit düsterer Miene hin und her. Er verschränkt die Arme und löst sie wieder. Da er ein loyaler Fluchwerker ist, quält ihn die Vorstellung, den Kopf der Familie auszuschalten, selbst wenn er dadurch über Nacht reich und mächtig wird. Selbst wenn er dadurch seinen besten Freund zum Boss befördert und sich unentbehrlich macht.
    Barron dagegen scheint die Sache Spaß zu machen. Keine Ahnung, was für ihn dabei herausspringt, außer dass er gerne am Ruder ist. Es ist nicht zu übersehen, dass Anton und Philip ihn brauchen. Er mag seine eigenen Erinnerungen dafür aus dem Fenster werfen, aber er hat uns alle in der Hand.
    Selbstverständlich spielt er auch wegen des Geldes mit. Und ich meine richtig Asche, denn die hat man als Chef eines Gangsterclans.
    » Schaffst du das etwa nicht? « , fragt Barron, und mir fällt wieder ein, dass wir übers Kotzen reden. » Überleg doch mal– das Schwerste ist, überhaupt reinzukommen. So kannst du hier reinplatzen, mit der Hand vorm Mund, ab in die Kabine, Tür zu und raus damit. Er wird dich auslachen, wenn du fertig bist. Dann hast du leichtes Spiel. «
    » Die Idee ist nicht schlecht. « Philip nickt.
    » Ich habe noch nie versucht, absichtlich zu kotzen « , sage ich. » Woher soll ich wissen, wie lange ich dafür brauche? «
    » Ich weiß was « , sagt Barron. » Geh in die Küche und spuck in eine Schüssel. Wir füllen die Kotze ab und kleben sie hinter die Toilette in der ersten Kabine. Falls sie vorher jemand findet, musst du improvisieren, aber so könntest du dir alle Zeit der Welt lassen, ohne dich groß zu quälen. «
    » Voll eklig « , sage ich.
    » Mach schon « , sagt Anton.
    » Nein « , sage ich. » Ich kann super schauspielern. Ich krieg das hin. « Nichts davon werde ich am Mittwoch tun, obwohl ich auch noch nicht weiß, wie ich aus der Sache wieder rauskommen soll. Das kann ich mir morgen Früh überlegen. Im Moment konzentriere ich mich darauf, sie im Auge zu behalten.
    » Jetzt kotz gefälligst, sonst wird es dir leidtun « , sagt Anton.
    Ich neige den Kopf zur Seite, damit er meine unversehrte Haut sehen kann. » Keine Narben « , sage ich. » Ich gehöre nicht zu deinem Clan und du bist nicht mein Boss. «
    » Und ob ich dein Boss bin « , sagt Anton, geht auf mich los und packt mich am Kragen.
    » Das reicht. « Als Philip dazwischentritt, lässt Anton mich los. » Du gehst

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