Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)
in die Küche und steckst dir den Finger in den Hals « , sagt er zu mir. » Stell dich nicht so an. « Dann wendet er sich an Anton. » Lass meinen Bruder in Ruhe. Wir machen ihm schon genug Druck. «
Es entgeht meiner Aufmerksamkeit nicht, dass Barron grinst, als Anton sich abwendet und mit der Faust gegen eine Toilettentür haut.
Je mehr wir uns angiften, umso mehr hat Barron uns unter Kontrolle.
Ich dränge mich an Anton vorbei und weiter durch die große Flügeltür in die Richtung, wo ich die Küche vermute. Es ist stockdunkel und riecht nach Paprika und Zimt.
Ich taste an der Wand entlang und drücke einen Schalter nach unten. Das Neonlicht spiegelt sich in den verbeulten Töpfen aus Edelstahl und Kupfer. Ich könnte zur Hintertür hinausmarschieren, aber das hat keinen Sinn. Ich bin darauf angewiesen, dass sie denken, ich hätte keine Ahnung. Da nutzt es mir gar nichts, wenn ich mich von ihnen durch die Straßen jagen lasse. Möglicherweise durchsuchen sie mich noch und finden die Amulette in meinem Bein. Es ist zwar erniedrigend und ekelhaft, in eine Schüssel kotzen zu müssen, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich gehe an einen der Industriekühlschränke und trinke ein paar Schlucke kalte Milch, um meinen Magen zu schützen.
Das Futter meiner Handschuhe ist schweißnass, als ich sie ausziehe. Im kalten Küchenlicht sehen meine Hände bleich aus.
Ich denke an das Wasserstoffperoxid, das ich Großvater verabreicht habe, und überlege, ob das jetzt eine Art karmische Strafe ist. Dann lege ich einen Finger auf die Zunge, um zu testen, wie schrecklich es wird. Meine Haut schmeckt nach Salz.
» Hey « , sagt jemand.
Als ich mich umdrehe, ist es weder Anton, Barron noch Philip. Vor mir steht ein Unbekannter in einem langen Mantel und zielt mit einer Pistole auf mich.
Die Milch fällt mir aus der Hand und spritzt auf den Boden.
» Was machen Sie hier? « , fragt der Mann.
» Oh. « Meine Gedanken rasen. » Mein Freund hat einen Schlüssel. Er arbeitet für einen der Besitzer. «
» Mit wem redest du denn da? « , ertönt eine Stimme von hinten, und prompt kommt noch ein Mann in die Küche. Er ist kahl geschoren und trägt ein T-Shirt mit tiefem V-Ausschnitt, das sein Narbenhalsband zeigt. Er wirft mir einen Blick zu. » Wer ist das? «
» Hey, Mann « , sage ich und hebe die Hände hoch. Ich denke mir eine Geschichte aus und falle bereits in die entsprechende Rolle. Ich bin der Sohn eines Fluchwerkers, der gerade erst angekommen ist und einen Job und eine Bleibe sucht– irgendwer hat mir das Restaurant wegen der Verbindung zu Zacharov empfohlen. » Ich wollte nur was zu essen klauen. Tut mir leid. Ich spüle auch die Teller oder so, als Bezahlung. «
Dann wird die Tür auf der anderen Seite geöffnet und Anton und Philip kommen herein.
» Was zum Teufel? « , sagt der Kahlkopf.
» Lassen Sie ihn in Ruhe « , sagt Philip.
Der Typ mit dem langen Mantel richtet die Pistole auf meinen Bruder.
Ich strecke automatisch die Hand aus und packe den Lauf, um ihn zur Seite zu schieben. Das Metall ist wärmer, als ich dachte. Dann streckt sich etwas in mir ebenso instinktiv aus und verwandelt die Pistole.
Es ist, als könnte ich das Metall bis in die kleinsten Teilchen sehen, aber es ist nicht mehr fest, es ist flüssig und zerfließt zu endlosen Formen. Ich muss mir nur eine aussuchen.
Ich hebe den Blick und sehe, dass der Mann nun das in der Hand hat, was ich mir vorgestellt habe. Eine Schlange schlingt sich um seine Finger, ihre grünen Schuppen strahlen wie die Flügel des Phönix am Eingang.
Der Mann schreit auf und schüttelt seinen Arm, als würde er brennen.
Die Schlangenhaut kräuselt sich, während das Reptil fester zudrückt. Die Schlange öffnet und schließt das Maul, als würde sie ersticken. Im nächsten Moment fällt ihr eine Kugel aus dem Maul, die auf die Arbeitsplatte aus Edelstahl hüpft und weiterrollt.
Zwei Schüsse fallen.
Irgendwas stimmt nicht mit mir– mit meinem Körper.
Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen und meine Schulter zuckt. Einen Augenblick denke ich, dass auf mich geschossen wurde, bis ich nach unten gucke und sehe, wie meine Finger zu knorrigen Wurzeln werden. Als ich einen Schritt nach vorne mache, knicken meine Knie ein. Ein Knie ist nach hinten verdreht und mit Fell überzogen. Ich blinzele und sehe alles aus Dutzenden von Augen. Ich erkenne sogar die Dinge in meinem Rücken, als hätte ich auch hinten Augen. Außer einem kaputten Fliesenboden
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