Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
und
     elegant wie eine Löwin oder ein Steinbock aus dem Bild und in ihr Badezimmer.
     
    Ich lag im Dunkeln in meinem Bett, als Emma hereinkam. Es hatte aufgehört zu regnen, die Stille war ohrenbetäubend. Ich lag
     mit geschlossenen Augen da und zwang meinen Atem langsam und tief zu gehen. Sie sollte glauben, dass ich schlief, denn ich
     konnte jetzt meiner Stimme nicht trauen.
    Ich hörte ihre leisen Schritte direkt neben mir innehalten. Ich konnte ihre Nähe spüren, die Hitze, die ihr Körper ausstrahlte,
     und fragte mich, was sie jetzt anhatte. Ich wusste, wie sie aussah, ich konnte ihr Herz schlagen hören.
    Ich musste nur das Laken aufschlagen, sodass sie sich neben mich legen konnte. Ich musste sie nur berühren, ihr nur ein Zeichen
     geben.
    Sie stand direkt neben mir. Ich durfte nicht, ich sollte nicht, aber ich musste. Als ich meine Hand ausstreckte, hatte sie
     sich abgewandt und das andere Bett quietschte, Leinen raschelte, und ich hörte sie seufzen. Ich würde niemals erfahren, was
     das bedeutete.

|149| 19
    Der Tag, der so furchtbar enden sollte, begann so schön.
    Wir schliefen lange. Ich war zuerst wach und kochte Kaffee. Wir tranken ihn gemeinsam auf der Veranda. Der Morgen war frisch,
     neu und kühl. Sie sagte, sie habe ein wenig Kopfweh, und lachte über sich selbst. Es herrschte ein angenehmes Schweigen.
    Später rief sie in Mogale an, um zu erfahren, ob es möglich sei, sich mit Donnie Branca zu treffen. Sie konnten ihn nicht
     finden, er würde sie zurückrufen. Wir gingen frühstücken.
Dick – Leitender Wildhüter und Naturführer
sah uns. »Die Tier-Tour heute Abend wird irre super«, sagte er zu Emma.
    »Vielleicht sind wir heute Abend nicht mehr da«, sagte Emma. »Vielleicht fahren wir nach Hause.«
    »Sie müssen noch einen Tag bleiben. Es gibt nichts wie das
Bushveld
nach dem ersten richtigen Sommerregen. Die Tiere drehen durch. So was sieht man einmal im Leben. Echt voll irre.«
    Ich konnte hören, dass es eines seiner Lieblingsworte war. Er sprach nur mit Emma.
    »Wir werden sehen …«
    »Für Sie kann ich die Tour auch bis sechs verschieben. Oder sieben«, flirtete er.
    »Können Sie?« Das gefiel ihr.
    »Aber sicher.«
    »Dann werden wir unser Bestes geben, Lemmer und ich.«
    »Irre«, sagte Dick, aber ein bisschen matt, da sie mich erwähnt hatte. »Schönen Tag.«
    »Gleichfalls«, sagte sie und lächelte ihn an.
    Der Anruf kam, während wir am Frühstückstisch saßen. Sie |150| meldete sich am Handy, hörte zu und sagte: »Mr. Branca« und »Mein allergrößtes Mitgefühl …«
    Sie sagte, ihr sei klar, dass das keine gute Zeit in Mogale sei, aber Frank Wolhuter habe ihr eine Nachricht hinterlassen.
     Sie erzählte Branca davon und hörte dann lange aufmerksam zu. »Das wäre … Elf ist ausgezeichnet, danke.«
    Emma legte das Handy hin und sagte aufgeregt zu mir: »Er sagt, er weiß, dass Frank Wolhuter, nachdem wir gefahren waren, Cobies
     Sachen zum ersten Mal durchgesehen hat. Frank hat ihm nichts gesagt, aber er weiß, wo er etwas hinterlegt haben könnte. Wir
     können uns um elf mit ihm treffen.« Sie sah auf die Uhr. »Dann legen wir besser einen Zahn zu.«
    Susan trat an unseren Tisch und sagte: »Oh, Miss le Roux, jemand hat eine Nachricht für Sie am Tor abgegeben.«
    »Wer?«, fragte Emma.
    »Die Wachleute sagen, ein kleiner Junge.«
    »Ein Kind?«
    »Soll ich jemand die Nachricht für Sie holen lassen?«
    »Nein, nein, wir wollen sowieso los.
O ns sal dit daar kry, dankie, Susan.
Wir holen sie am Tor ab.«
    »Okay«, sagte Susan, und dann folgte ein kleiner unangenehmer Moment, bevor sie sich mit einem Rauschen ihres langen blonden
     Haars abwandte.
     
    Die Nachricht stand auf einem Zettel, der aus einem Schulschreibheft herausgerissen worden war – es waren hellblaue Linien
     darauf und eine senkrechte rote Marginalspalte. Sie steckte nicht in einem Umschlag, sondern war nur zweimal gefaltet. Mit
     blauem Kugelschreiber stand
Miss Emma le Roux
darauf.
    Wir standen neben dem Häuschen am Tor, in dem der Wachmann saß. Es war
Edwin – Wachpersonal,
der Mann mit dem breitkrempigen Hut und dem hellweißen Lächeln. Emma faltete den Brief auseinander und las. Dann reichte sie
     ihn mir.
    Miss Emma
    Sie fahren jetzt besser nach Hause. Hier ist es nicht wirklich sicher. – Ein Freund.
    |151| »Wer hat das abgegeben?«, fragte Emma.
    »Ein Junge.« Vorsichtig, als wüsste Edwin, dass es Ärger geben könnte.
    »Kannten Sie ihn?«
    »Vielleicht.«
    »Bitte,

Weitere Kostenlose Bücher