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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sagte er.
    Sie gingen zur Tür. Ich warf schnell einen Blick auf das Bücherregal in der Küche. Auf dem unteren Brett standen Magazine,
     die gelben Rücken von
National Geographic,
eine Reihe
Africa Geographics.
Der Rest waren Bücher über Tiere, Wild- und Landpflege. Dicht an dicht. Kein Zentimeter, wo das Album hingepasst hätte.
     
    Die Fotos lagen nicht im Safe. Es gab Eigentumsurkunden, Spendenunterlagen, die Buchhaltung und Bargeld.
    »Wofür ist das Geld?«, fragte Emma.
    »Das ist die Reserve. Für Probleme, Notfälle …«
    »Gibt es noch eine andere Stelle, an die er die Fotos hätte legen können?«
    »Ich werde einmal nachsehen. Vielleicht in seinem Zimmer. Aber das dauert. Im Moment ist so viel zu tun. Ich weiß nicht, wie
     es jetzt weitergeht. Wenn ich etwas finde, sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Danke.«
    Wir verabschiedeten uns und gingen. Emma wollte nach dem schwarzen Jungen suchen, der ihr die Nachricht gebracht hatte.
    Sie zog den Zettel wieder heraus, las ihn, faltete ihn. Sie hielt ihn in der Hand. Als wir die Asphaltstraße erreichten, warteten
     dort keine Polizisten, um uns zu beschützen. Ich achtete aufmerksam darauf, ob wir verfolgt wurden. Ich fragte mich, warum
     ich mich so unsicher fühlte. Ich konzentrierte mich auf die Straße und versuchte mein schlechtes Gewissen zu ignorieren, das
     mir einflüstern wollte, dass ich Emma sagen müsste, dass Branca etwas verbarg. Aber das half nichts. Ich versuchte es beiseitezuschieben:
     Es ging mich nichts an, es würde keinen Unterschied machen. Wahrscheinlich hatte es auch gar nichts mit ihrer Suche nach Jacobus
     le Roux zu tun.
    |157| Der Zettel in ihrer Hand machte mir jedoch Sorgen. Was hatte das für einen Sinn? Das passte nicht zu meinen ursprünglichen
     Vermutungen.
    »Warum hat er mir den Brief erst jetzt geschickt?«, fragte sich Emma laut. »Wir sind schon seit drei Tagen hier.«
    Das war eine sehr gute Frage, aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. In Klaserie, knapp unterhalb der Bahngleise,
     blitzte etwas im Feld links von uns. Irgendetwas passte nicht, gehörte dort nicht hin, war unnormal. Ich verlangsamte vor
     der T-Kreuzung, wo die R531 zur R40 wurde. Aus dem Augenwinkel sah ich die Sonne auf Metall reflektieren. Ich wollte abbiegen
     und genauer hinschauen, aber dann bemerkte ich den alten blauen Nissan Pick-up am linken Straßenrand knapp vor dem Stoppschild.
     Zwei Leute saßen darin, die Türen öffneten sich im Gleichtakt.
    Sie hatten Balaclavas auf, Schusswaffen in den Händen.
    »Festhalten«, rief ich Emma zu und trat aufs Gas. Ich schaute rechts nach Verkehr, ich musste zügig links abbiegen, bloß weg
     hier.
    »Was?«, fragte sie und packte ihren Türgriff. Sie klang verängstigt.
    Bevor ich antworten konnte, platzte der linke Vorderreifen mit einem dumpfen Knall.

|158| 20
    Adrenalin schaltet die Welt auf Zeitlupe.
    Die Motorhaube des BMWs sackte einen Augenblick herunter, als der Reifen platzte. Ich kämpfte mit dem Steuerrad, der Wagen
     reagierte nicht wie erwartet, ich wollte zurückschauen, wo waren die beiden aus dem Nissan? Ich trat wieder aufs Gas, der
     Hinterradantrieb griff, der Wagen blieb einen Moment in der Kurvenlinie, aber ich fuhr zu schnell, und die Traktion vorn reichte
     nicht mehr. Das Hinterteil brach aus und schleuderte über die R40 in Richtung des Kiesbettes am Rande. Ich kämpfte darum,
     es unter Kontrolle zu bekommen.
    »Lemmer!«
    Die Reifen quietschten, der BMW drehte sich um hundertachtzig Grad, die Schnauze zeigte jetzt zurück in Richtung der T-Kreuzung.
     Die zwei aus dem Nissan kamen auf uns zu, Balaclava-Köpfe, schwere Waffen. Handschuhe?
    Ich versuchte den Wagen zu wenden.
    Etwas knallte gegen den Wagen.
Donk
.
    Am Rande meines Blickfeldes blitzte etwas auf dem Feld. Sonnenlicht auf einem Gewehrlauf? Ich kurbelte am Steuerrad, die Hände
     nass vor Schweiß, drückte aufs Gas.
    Donk
– noch ein Reifen, rechts hinten, war kaputt. Der BWM kurvte und schaukelte, setzte sich gerade noch in Bewegung.
    »Lemmer!«
    »Ruhe bewahren!« Ich wendete und beschleunigte, die Motorhaube drehte sich, weg von den Sturmhauben, sie zeigte nach Norden,
     dorthin mussten wir. Ein Wagen näherte sich uns, hupte verzweifelt, wich gerade noch rechtzeitig aus. Ein ängstliches Gesicht
     huschte vorbei. Ich trat wieder aufs Gas, |159| der Reifen hinten löste sich endgültig. Metall kreischte auf Teer, ein Jaulen. Wir zuckten nach vorn, weg von ihnen, dreißig,
     vierzig, fünfzig

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