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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Edwin, ich brauche dringend Ihre Hilfe. Es ist sehr wichtig.«
    »Es gibt viele Jungen hier in den Dörfern. Ich glaube, es ist einer von denen.«
    »Welches Dorf?«
    »Ich werde versuchen, es herauszubekommen.«
    »Moment«, sagte Emma und ging zum BMW. Sie kam mit einem Hundert-Rand-Schein zurück. »Edwin, ich will nur wissen, wer dem
     Jungen die Nachricht gegeben hat. Der Junge kriegt keinen Ärger. Ich werde ihn bezahlen, wenn er es mir sagen kann. Und das
     hier ist für Sie. Wenn Sie ihn finden, gebe ich Ihnen mehr.«
    »Madam, danke, Madam«, sagte er, während der Schein in einer Tasche verschwand. »Vielleicht kann ich den Jungen finden.«
    »Vielen Dank.« Emma sah auf die Uhr. »Wir sind spät dran«, sagte sie.
     
    Sie hielt den Brief in den Händen, während wir fuhren. Sie starrte ihn lange an.
    »
›Miss Emma‹
«, sagte sie. »So hat mich auch der Mann genannt, der mich zu Hause angerufen hat.« Sie sah mich an, dann wieder den Zettel.
     »Am Telefon klang es wie ein Schwarzer, Lemmer, und das hier liest sich, als wäre Englisch nicht die Muttersprache des Verfassers.«
    Ich würde dazu nichts sagen. Glücklicherweise klingelte ihr Handy wieder, und sie meldete sich und sagte: »Carel!« Er musste
     sie gefragt haben, wie es lief, denn sie sagte: »Wenn du mich gestern gefragt hättest, hätte ich gesagt, schlecht, aber jetzt
     glaube ich, ich habe etwas, Carel. Wir sind gerade auf dem Weg dorthin. Und erinnerst du dich an den Anruf, den |152| ich bekommen hatte, bei dem ich nicht sicher war, was der Mann gesagt hatte? Den habe ich mir doch nicht eingebildet.«
    Mein Freund Carel, der Reiche aus Hermanus. Offenbar wollte er einen vollständigen Bericht, denn Emma erzählte ihm die komplette
     Geschichte, den ganzen Weg bis Mogale.
     
    Eine hübsche junge holländische Freiwillige mit Safarihut und langen Beinen in Shorts brachte uns zu Donnie Branca, der in
     Frank Wolhuters Büro saß. Emma versuchte, Afrikaans mit ihr zu sprechen, aber sie antwortete ausschließlich in Englisch. Sie
     sagte, sie sei immer noch ganz entsetzt, sie könne noch gar nicht fassen, dass Mr. Wolhuter tot sei.
    Branca schob Unterlagen auf dem Schreibtisch herum. Er schaute düster und sprach mit gedämpfter Stimme. Als die Holländerin
     gegangen war, sagte er: »Es war kein Unfall. Es kann keiner gewesen sein. Der Honigdachs war schon öfter in dem Käfig, aber
     wir haben Simba immer mit einem Tranquilizer betäubt. Das hätte auch Frank getan. Aber das Betäubungsgewehr ist im Lager.
     Er hätte das auch niemals alleine gemacht. Phatudi sagt, es gebe keine Beweise, aber ich habe gerade etwas gefunden. Kommen
     Sie mit!«
    Er ging vor uns her durch die innere Tür des Büros. Dahinter befand sich Wolhuters Wohnbereich. Im Schlafzimmer stand ein
     Bücherregal. Es war an die Wand geschraubt. Dahinter befand sich in der Mauer ein Waffentresor, die Stahltür war geöffnet.
     Branca blieb vor dem Safe stehen.
    »Sehen Sie!« Er deutete mit dem Finger darauf.
    Der Safe war zwei Meter hoch und einen halben Meter breit. Er hatte zwei Ebenen – in der unteren war Platz für sechs Waffen.
     Dort befanden sich aber nur zwei Jagdgewehre. Am Staub konnte man erkennen, dass jemand in der jüngsten Vergangenheit die
     übrigen vier herausgenommen hatte. In der oberen Hälfte befanden sich Unterlagen und ein paar Bündel Banknoten, vielleicht
     dreitausend Rand, ein Päckchen Dollar, ein Bündel Euro, vielleicht jeweils eintausend. Etwa auf der Höhe der Ablage prangte
     am Rand des Safes ein rostroter |153| Streifen. Er sah aus wie eingetrocknetes Blut, das jemand versehentlich verschmiert hatte.
    »Blut«, sagte Branca.
    Emma beugte sich näher heran. Sie sagte nichts.
    »Es gibt zwei Safes. Jeder weiß von dem im Lagerschuppen, wo wir die anderen Waffen aufbewahren. Aber nur Frank und ich wussten
     von diesem. Wenn er irgendetwas für Sie gehabt hätte, hätte er es hier hineingelegt. Deswegen habe ich heute Morgen nach Ihrem
     Anruf hier nachgesehen. Da habe ich es entdeckt.«
    »Glauben Sie …« Emma unterbrach sich, verwirrt von den zahlreichen Möglichkeiten.
    »Haben Sie Franks Nachricht noch?«
    Sie nickte und zog ihr Handy aus der Handtasche. Sie drückte Knöpfe und hielt es ihm hin. Aus dem Grab wiederholte Frank Wolhuter:
Emma, hier ist Frank Wolhuter. Ich glaube, Sie hatten recht, ich habe etwas gefunden. Bitte rufen Sie mich zurück, wenn Sie
     diese Nachricht hören.
    Brancas Gesicht war angespannt, als er ihr

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