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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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das Handy zurückreichte. »Nachdem Sie vorgestern gegangen waren, hat Frank Cobies
     Zimmer aufgeschlossen. Er war den ganzen Nachmittag dort. Ich habe mich von ihm verabschiedet, ich wollte zu meiner Freundin
     in Graskop. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen haben.«
    Emma starrte die Blutspur an. »Hat diese Nacht … Hat jemand …?«
    Branca schüttelte den Kopf. »Nur Frank, Cobie und ich wohnen hier. Die Unterkünfte der Arbeiter befinden sich am Fuße des
     Berges, die Volontäre leben in zwei Kilometern Entfernung in Schlafsälen. Als ich nach Mitternacht zurückkam, war alles ruhig.
     Ich dachte, Frank schläft, er ging früh zu Bett und stand früh auf. Am nächsten Morgen hat Mogoboya ihn bei Simba gefunden.«
    Branca zog ein Taschentuch hervor und drückte damit die Safetür zu. »Ich werde Phatudi kommen lassen …« Er deutete auf die
     Tür. »Ich war noch nicht in Cobies Zimmer. Wollen Sie mitkommen?«
    |154| »Gern.«
    Er holte einen Schlüsselbund aus Wolhuters Büro, und gemeinsam gingen wir zu einem kleinen Gebäude, das halb in den Mopani-Bäumen
     am Rande des Zentrums verborgen war. Branca deutete auf ein zerbrochenes Fenster. »Da haben sie letzte Woche versucht einzubrechen.«
    »Wer?«, fragte Emma.
    »Keine Ahnung. Wir glauben, es waren Phatudis Leute. Nachts kann man die Gitter nicht sehen. Frank hat Glas splittern hören
     und das Licht angeschaltet …«
    Branca öffnete die Tür, erst das Türschloss, dann das Yale-Schloss. Ich fragte mich, ob hier alle so sicherheitsbewusst waren.
     Drinnen war es dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen. Er schaltete das Licht an.
    Es war spartanisch. Ein einzelnes Bett an der Wand, ein Nachttisch aus Pinienholz, zwei abgenutzte Sessel und ein hohes Regal
     aus verblasstem weißem Melamin in einer Nische. Die Wände waren kahl, auf dem Boden lag ein alter Teppich mit einem geometrischen
     afrikanischen Motiv. Zwei Türen, eine in die Küche, wo ein quadratischer Tisch aus dunklem Holz und drei Holzstühle standen,
     ein uralter Elektroherd und ein Bücherregal. Die andere führte ins Bad. Alles war verhältnismäßig sauber und ordentlich für
     eine Junggesellenbude. Eine Jeans hing über die Rückenlehne eines Sessels. Emma rieb den Stoff zwischen den Fingern, während
     sie sich umsah. Branca ging hinüber zum Bett, auf dem etwas lag, das wie ein Buch aussah.
    Er nahm es hoch und schlug es auf.
    »Fotos«, sagte er.
    Emma kam zu ihm. Es war wie ein kleines Fotoalbum, gerade groß genug, um normalgroße Fotos aufzunehmen.
    »Das ist Melanie Posthumus«, sagte Emma. »Das sind Cobies Fotos.«
    »Wer ist Melanie? Die Freundin?«
    »Ja.«
    »Zwei, drei, vier Fotos. Er muss sie sehr gern gehabt haben.«
    »Und das ist Stef Moller«, sagte Emma.
    |155| Branca blätterte um und zeigte mit dem Finger auf ein Bild. »Und da sind Frank und ich. Und das war eine schwedische Volontärin.
     Sie mochte Cobie gern. Wir dachten …«
    »Was?«
    »Na ja, vielleicht …«
    »Was?«
    »Also, wir haben sie eines Morgens früh aus Cobies Haus kommen sehen … Aber sie ist wieder abgehauen. Wie alle anderen.«
    Branca blätterte bis zum Ende. »Das war’s.«
    »Moment«, sagte Emma und nahm ihm das Album weg. Sie schlug es wieder auf. »Hier, sehen Sie.« Sie zeigte es mir. »Da fehlen
     zwei Bilder. Ganz vorne.«
    Ich sah es mir an. Auf beiden Seiten eines Blattes fand sich nur transparentes Plastik mit weißem Hintergrund und dem schwachen
     Umriss von zwei postkartengroßen Fotos.
    »Hmmm«, sagte Branca.
    »Dieses Zimmer … Ist es genauso, wie Frank es zurückgelassen hat?«, fragte Emma.
    »Auf jeden Fall. Niemand war hier drin.«
    »Vielleicht eine Putzfrau?« Sie ging in die Küche.
    »Frank und ich haben eine Putzfrau, aber wir sind unordentlich. Cobie hat alles selber gemacht.«
    Die Küche war nicht groß genug für alle. Branca und ich standen in der Tür. Emma untersuchte das Bücherregal.
    »Es könnte also Frank gewesen sein, der das Album auf dem Bett hat liegenlassen?«
    »Vielleicht.«
    Sie wandte sich um. »Vielleicht hat er die Fotos herausgenommen, um sie mir zu zeigen.«
    »Vielleicht.«
    »Haben Sie im Safe nachgesehen? Ist da etwas?«
    Natürlich hatte er im Safe nachgesehen, direkt nachdem er die vier Gewehre herausgenommen hatte.
    »Nein. Als ich das Blut gesehen habe … Ich wollte keine möglichen Spuren zerstören.«
    |156| Er log – und er war gut darin.
    »Können wir es uns einmal ansehen? Wir sind auch vorsichtig.«
    »Okay«,

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