Weisser Schrecken
denn?«
Gemeinsam rückten sie die Tische und Stühle vor der Tür beiseite, und Andy öffnete die Tür einen Spalt breit. Erst als er sich davon überzeugt hatte, dass Niklas wirklich allein gekommen war, machte er ihm Platz. Umgehend verrammelten die Freunde die Tür wieder. Niklas sah sich verwundert um.
»Leute, was ist denn hier los?«
»Komm hoch, da erzählen wir es dir.« Andy bedeutete ihm mit dem Baseballschläger, ihnen nach oben zu folgen.
»Mann, wo bist du gestern gewesen?«, fragte Robert gereizt. Niklas, der längst seinen Verband musterte, sah wütend auf. »Mach mich nicht an! Dass ich nicht da war, wird wohl seine Gründe gehabt haben, oder?«
»Ach ja? Du hast ja keine Ahnung, was alles passiert ist«, konterte Robert. »Der absolute Horrorfilm. Einmal das volle Programm, echt!«
»Hört auf, ihr beiden!«, ermahnte sie Andy von oben zur Ruhe. »Wir haben jetzt anderes zu tun, als uns gegenseitig Vorwürfe zu machen.« Müde schraubte er eine Colaflasche auf und nahm ein paar Schlucke. »Kommt rüber ins Spielzimmer. Wir müssen reden.«
In diesem Moment klingelte im Wohnzimmer das Telefon.
Robert sah Andy und Niklas aufgeschreckt an. Es klingelte abermals. »Soll ich rangehen?«, fragte er.
Andy oben auf der Treppe verengte misstrauisch die Augen und senkte die Flasche. »Meinetwegen.«
Robert eilte hinüber in den überhitzten Raum und nahm ab. »Ja?«, sagte er.
»Andy? Ich bin es, Miriam«, tönte es aus leise aus dem Hörer.
»Nein, ich bin es, Robert!«
»Strobel ist tot!«, war Miriams Flüsterstimme zu hören. Offenbar konnte sie nicht offen reden. »Wir haben es eben erfahren.«
»Ja, wissen wir.« Robert schluckte. »Andy hat ihn letzte Nacht aufgespießt im Wald gefunden.«
»Echt?«
»Ihr habt keine Ahnung, was gestern noch passiert ist. Wo seid ihr?«
»Zu Hause. Wir …« Es raschelte. »Mist. Ich muss Schluss machen.« Es klickte, und die Leitung war tot.
»War das eben Elke?«, wollte Andy wissen. Er und Niklas standen jetzt in der Tür. »Nein, Miriam.« Robert ließ den Hörer nachdenklich auf die Gabel sinken. »Sie sind daheim, aber offenbar nicht allein. Sie wollten uns darüber informieren, dass Strobel tot ist.«
»Dann habt ihr mit seinem Fund also doch etwas zu tun?«, fragte Niklas. »Ich hab’s aus dem Ort. Ihr glaubt nicht, was da los ist. Er soll sich erhängt haben.«
»Erhängt!?« Andy lachte freudlos. »Ich wünschte ihm, dass er sich bloß erhängt hat. Alter, der hing aufgespießt am Baum. Einmal komplett durchbohrt.«
Niklas wurde blass. »Angeblich wurde heute morgen vor Krapfs Haus ein Jungendlicher gesehen.«
»Scheiße.« Andy sah besorgt zu Robert hinüber. »Jetzt kommt erst mal nach oben. Lasst uns da reden. Aber eines nach dem anderen.« Robert und Niklas folgten ihm und ließen sich schweigend auf der Couch im Spielzimmer nieder.
»Also, was war mit Strobel los?«, wollte Niklas wissen.
»Eins nach dem anderen«, wiederholte Andy. »Erzähl erst einmal, wo du gestern warst. Wir haben im Bootshaus auf dich gewartet.«
»Du glaubst offenbar auch, dass ich gestern bloß keinen Bock hatte, oder wie?« Niklas sah ihn giftig an. Irgendwie kam er Robert verändert vor. Zumindest war er sonst nicht so aufsässig.
»Nein, warum sollte ich?«, gab Andy müde zurück. »Jetzt erzähl schon.«
Niklas berichtete ihnen von der Standpauke seines Vaters, wie dieser ihn im Zimmer eingesperrt hatte und dass er dann doch noch losgezogen war, nur um mitten in den schrecklichen Orkan zu geraten, wo er dann beschloss umzukehren. Robert leistete ihm insgeheim Abbitte und lauschte ihm gebannt, bis er zu der Stelle mit den Geistererscheinungen, dem Hund und dem Kissen, das vom Himmel fiel, kam.
»Ich fasse es nicht«, meinte er. »Diesen toten Hund haben wir gesehen. Auf dem Heimweg.«
»Wirklich?« Niklas’ Augenlider senkten sich. »Dann habt ihr auch die Eiszapfen bemerkt, die ihn durchbohrt haben? Ich sag euch, diese Geister haben den Köter auf mich gehetzt. Wäre der Sturm nicht gewesen, keine Ahnung, ob er mich nicht zerfleischt hätte.« Robert und Andy warfen sich unbehagliche Blicke zu. »Komisch, wir hatten gestern einen ganz anderen Eindruck«, meinte Andy. Er berichtete Niklas nun von der Seance im Bootshaus, den rätselhaften Spukphänomenen und dem eisigen Orkan, der sie letzte Nacht fast das Leben gekostet hätte. »Was auch immer hinter dem Ganzen steckte«, schloss er seufzend, »die Macht hinter diesem Sturm ist gefährlicher
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