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Weisser Schrecken

Weisser Schrecken

Titel: Weisser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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der Anpfiff ertönte. Er und Robert hatten ihre Taktik geändert, denn Robert schoss nun angriffslustig heran, gelangte in Puckbesitz, und stürmte im Zickzack auf das gegnerische Tor zu. Andy und Konrad teilten noch immer Keile aus, sodass sich Elke ebenfalls dazu entschloss, nach vorn zu stürmen. Liesel jagte abermals auf Robert zu, doch diesmal rammte Elke ihre Kontrahentin, bevor Liesel Robert ein zweites Mal mit dem Schläger zu Fall bringen konnte. Unvermittelt raste Lugge heran, wild dazu entschlossen, Robert den Puck abzunehmen. Der setzte zu einem Befreiungsschlag an, und plötzlich sah sich Elke im Besitz des Pucks. Das war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Gekonnt kreuzte sie Liesel Kahlinger aus und jagte auf das gegnerische Tor zu, wo sich Wastl bereits wie ein schäumender Bulle aufgebaut hatte. Jäh stoppte sie und sah ihn mit unschuldigem Kleinmädchenblick an. »Du schlägst doch keine Mädchen, oder?«
    Wastl schnaufte verblüfft. Elke hämmerte den Puck zwischen seinen Beinen hindurch ins Tor und grinste triumphierend. Hinter ihr erklang Jubel. Es stand 2 zu 1.
    Der Kampf auf dem Eis wurde zunehmend härter ausgetragen, und manches Mal verschlug es die Jungs weit auf den See hinaus, wo sie erbittert dem Puck nachjagten. Auch Elke musste harte Schläge einstecken. Vor allem Liesel Kahlinger, die in ihr offenbar ihre persönliche Erzfeindin sah, hielt sich nicht mit Gewalttätigkeiten zurück. Die Vogelscheuche war zwar besser mit dem Schläger, konnte ihr auf dem Eis aber nicht ansatzweise das Wasser reichen.
    Als Köhler die Pause anpfiff, stand es 5:3 für Konrad und seine Bande, und es schneite dicke Flocken, die die Sicht auf dem Spielfeld nicht besser machten. »Okay, es ist nicht hoffnungslos«, versuchte Andy die Freunde aufzubauen. »Hauptsache, wir lassen uns von denen nicht ihr Spiel aufzwingen.« Robert nickte wütend. Auf seinem rasierten Kopf prangte eine blutige Schramme, und sein schwarz gefärbter Haarschopf hing ihm verschwitzt in die Stirn. Niklas hingegen sah aus, als stünde er kurz davor, in Tränen auszubrechen. Konrad hatte ihn zweimal mit dem Puck regelrecht ins Kreuzfeuer genommen und hart an Brust und Ellenbogen erwischt. Immerhin, auch Konrad und seine Bande, die nicht weit von ihnen entfernt saßen, sahen inzwischen etwas derangiert aus.
    »Köhler spinnt, dass er so was zulässt«, jammerte Niklas, während Miriam besorgt seinen Arm rieb.
    »Was klagt ihr? Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben«, ertönte es schräg hinter ihnen. Der Leiter der Pass kam zu ihnen und lächelte sparsam. »Ich war es nicht, der heute Mist gebaut hat, oder?« Argwöhnisch sah er zu dem wolkenverhangenen Himmel auf, von dem immer mehr Schneeflocken herabwirbelten. Die Dunkelheit brach viel früher als erwartet über Perchtal herein, und es wurde mit jeder Minute kälter. »Auf mit euch! Bei dem Wetter sollten wir wohl besser früher fertig werden.«
    Die Freunde schleppten sich zurück auf die Eisfläche, und der Kampf begann aufs Neue. Endlich gelang es Andy, an Konrad vorbei zum gegnerischen Tor durchzubrechen und einen weiteren Punkt für sie herauszuschlagen. Nur noch ein Tor, und sie hätten Gleichstand erzielt. Elke glaubte plötzlich hinter Wastls Tor zwei Kinder stehen zu sehen. Was machten die denn dort? Sie blinzelte, doch die beiden Gestalten waren ebenso plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Elke flitzte auf ihren Schlittschuhen über das Eis und drosch mit dem Schläger fast so hart zu wie die Jungs. Zweimal versuchte ihr Liesel Kahlinger das Schlägerende in die Rippen zu rammen, doch beide Male schaffte Elke es, der Vogelscheuche zu entwischen.
    In diesem Moment brach über den nahen Bergen die Wolkendecke einen Spalt breit auf und übergoss das Spielfeld bis hinüber zum gegnerischen Tor mit rotem Abendlicht. Elke sauste mit wehenden Zöpfen über das Eis und sah, wie ihr Robert den Puck zuspielte, kurz bevor er und Lugge ineinanderkrachten und gemeinsam zu Boden gingen. Andy kurvte weiter hinten über das Eis und wurde noch immer von Konrad gedeckt. Alles schien plötzlich so unwirklich. Elke erwischte den Puck mit dem Schläger, kreuzte Liesel Kahlinger mit ihrer hässlichen Zahnspange aus und setzte in voller Fahrt zu einem kräftigen Schlag quer über das Spielfeld an. Der Carboneschläger vibrierte leicht, und sie sah, dass der Puck wie eine Pistolenkugel an Wastl vorbeischoss. Tor! Elke jubelte und sah aus den Augenwinkeln, wie am Ufer Miriam

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