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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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riss ängstlich die Augen auf.
    Andrews Aufregung wuchs. »Du hast ihn gesehen?«, fragte er eifrig nach.
    Die äußere Tür ging auf.
    »Sag es mir, Roddy, bitte«, flehte er. »Du hast ihn gesehen, oder?«
    Roddys Blick ging ins Leere, als ob er die Momente in seinem Zimmer noch einmal durchlebte, die einzelnen Teile zusammensetzte. »Ich weiß nicht, was vor sich geht«, sagte er traurig.
    »Was ist hier los?«, rief die Schwester, die ins Zimmer kam. Andrew erschrak. »Es ist verboten, diese Räume zu betreten! Und noch dazu in Straßenkleidung!« Ihr Gesicht war von einem weißen Mundschutz verdeckt. Ihre Augen blitzten vor Wut. »Raus hier! Wer sind Sie? Es ist sehr gefährlich!«
    Roddy sank resigniert und erschöpft zurück. Die Schwester wandte sich ihm zu. Andrew stürmte die Treppe hinunter. Er brach in Schweiß aus  – nicht wegen der Anstrengung. Nein, er hatte höllische Angst.
    Sie saßen seit zwanzig Minuten in einem Taxi, das sich durch den Londoner Verkehr kämpfte. Die beiden Jungs fühlten sich ausgelaugt, müde. Die verknitterten Schuluniformen hingen an ihnen wie Kostüme an Schauspielern,die mitten in der Vorstellung entführt worden waren. Besonders Rhys ließ sich hängen. Fawkes hatte sie abgeholt und ein Taxi auf der belebten Straße vor dem Hospital angehalten – teuer, aber notwendig, wenn sie öffentliche Verkehrsmittel meiden wollten. Es war eines der alten Londoner Taxis mit Trennscheibe zum Chauffeur. Zu dritt drängten sie sich auf dem doppelseitigen Rücksitz.
    Fawkes berichtete von seiner Unterredung mit dem Mann von der Health Protection Agency. Andrew und Rhys gehörten, erklärte Fawkes, zum inneren Kreis   – zu den Menschen, die am meisten Kontakt mit Roddy und Theo hatten. Die Röntgenaufnahmen zeigten keinerlei Auffälligkeiten. Die endgültigen Resultate der Blutuntersuchungen waren frühestens in achtundvierzig Stunden zu erwarten. Bis dahin brauchten sie keinen Mundschutz – die waren nur nötig gewesen, solange das Ausmaß ihrer Erkrankung gänzlich unbekannt war. Aber sie mussten sich zurückhalten. Es bestand nur noch eine kleine Chance, dass sie eine aktive Tuberkulose hatten, machte Fawkes deutlich. Und noch geringer war die Gefahr, dass sie andere anstecken konnten. Das Beste sei, über die Untersuchungen und Roddys Krankheit nichts verlauten zu lassen, damit keine Panik entstand.
    Rhys starrte düster aus dem Fenster. Andrew brannte vor Ungeduld.
    »Haben Sie meine Eltern schon verständigt?«, wollte Rhys wissen.
    »Nein«, gestand Fawkes. »Ich dachte, wir rufen sie gemeinsam an, wenn wir zurück sind.«
    »Sie werden durchdrehen.«
    »Es ist Harness«, platzte Andrew heraus. Er konnte sich nicht länger zurückhalten.
    Fawkes warf einen unsicheren Blick auf Rhys, ehe er sich zu Andrew drehte. » Was? «
    »Harness macht die Leute krank.« Andrew beugte sich vor. »Der Arzt hat gesagt, dass sie keine Erklärung für den schnellen Fortschritt der Krankheit bei Roddy und Theo haben.«
    »Es sei denn, sie haben oder hatten Aids«, warf Rhys verbittert ein.
    »Haben sie einen Aids-Test mit euch gemacht?«, fragte Fawkes erstaunt.
    »Ich denke schon.«
    Jetzt verstand Fawkes, warum sie so niedergeschlagen waren. Die Untersuchung auf eine potentiell tödliche Krankheit war genug für einen Nachmittag ; zu erfahren, dass Verdacht auf eine zweite bestand, konnte den stärksten Mann umhauen. Und die Jungs wurden zweifellos gründlich ausgefragt, mit all den Vorurteilen über Jungeninternate – besonders über die bekannten wie Harrow – konfrontiert und mussten sich Vorwürfe anhören, dass auf dem Hill Zustände herrschten wie im alten Rom.
    »Es ist kein Aids«, behauptete Andrew.
    »Auf keinen Fall«, pflichtete Rhys ihm bei.
    »Es ist Harness «, wiederholte Andrew.
    »Wovon redest du? Was ist Harness?«, wollte Rhys wissen.
    »Nicht was, sondern wer«, korrigierte Andrew. »Harness ist der Name des Lot-Geistes. Er ist real. Er starb an Tuberkulose.«
    Rhys verdrehte die Augen. »O Gott.«
    »Du hast selbst gesagt, dass du etwas Eigenartiges in Roddys Zimmer gefühlt hast.«
    »Ich …« Rhys schüttelte den Kopf. »Das stimmt. Aber es war nicht der Lot-Geist.«
    »Na klar, es war das Newlands-Gespenst, das zu Besuch war. Ich hab mit Roddy gesprochen . Er glaubt, ihn gesehen zu haben.«
    »Roddy ist krank. Wir haben vielleicht Tb oder Aids. Und genug Stoff zum Nachdenken, auch ohne irgendwelche Geistergeschichten.«
    »Ganz recht«, sagte Fawkes mit einem

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