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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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für die Untersuchung Nummer drei.«
    Andrew wandte sich ab, als ihm die Schwester eine Staubinde um den Arm legte, nach der Vene suchte, zustach und zwei Röhrchen mit seinem Blut füllte.
    »Jetzt kommt Nummer vier. Rachel, ist alles bereit?«
    »Kommt jetzt der lustige Teil?«, scherzte Andrew.
    »Der Teil, der den Stich mit einer Nadel lustig aussehen lässt«, erwiderte der Doktor. »Eine letzte Ermahnung. Tun Sie, was man Ihnen sagt. Reden Sie nicht über die Untersuchung. Beunruhigen Sie die Leute nicht. Wenn Sie krank werden und unseren Anweisungen zuwiderhandeln, erwirken wir in null Komma nichts einen richterlichen Beschluss und eine Zwangseinweisung in die Isolierstation. Haben Sie mich verstanden?« Dr. Minossah ihn ernst an. »Wir sperren Sie ein. Ganz recht. Wenn wir nicht Ihre volle Kooperation bekommen. Eine Schule ist der schlimmste Ort für Panik. Ich hab es erlebt – es ist chaotisch.« Er zog die Handschuhe aus und warf sie zusammen mit seinem Mundschutz in den Abfalleimer. Dann drückte er einen ordentliche Dosis Desinfektionsmittel auf die Handfläche und ging.
    »Nur noch ein Test, wie?« Andrew täuschte Heiterkeit vor. »Wie schlimm kann der sein nach dem Blutabzapfen?«
    Schwester Rachel hielt ihm die Tür auf. »Wir gehen in einen anderen Raum.«
    Sie führte ihn zu einer Tür mit der Aufschrift S PUTUMINDUKTIONSRAUM . Rachel klopfte an und öffnete die Tür zu einem kleinen, rechteckigen Raum mit zwei transparenten Plastikkabuffs auf der rechten Seite. Sie sahen aus wie Minitelefonzellen. Eine Technikerin erhob sich und sprach leise mit Rachel über die Geräte.
    »Gut«, sagte die Technikerin, eine kleine, schlanke Farbige, zu Andrew. »Setzen Sie sich in die Kammer, und atmen Sie durch diesen Schlauch.« Sie zeigte auf den ziehharmonikaartigen Schlauch, der in der Kammer hing. »Und dann füllen Sie den Becher mit Ihrem Sputum, dem Auswurf. Nicht mit Spucke. Nur mit dem dicken Schleim. In Ordnung?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Andrew. »Was atme ich da ein?« Mit einem Mal hatte er Wahnvorstellungen. Pumpten sie ihn mit Tuberkulin voll?
    »Luft mit Salzwasserdampf. Das stimuliert den Husten. Wir brauchen die Probe, damit wir eine Kultur anlegen können.«
    Andrew begriff, dass er keine Wahl hatte, und setzte sich in die Kammer. Sie war sehr eng. Der Stuhl war niedrig. Er hörte die Motoren über seinem Kopf summen und spürte einen Zug in der Kammer. Eine Art Ventilator saugte die Luft aus der Kammer – um sie sauber zu halten für den nächsten Patienten . Er legte den Schlauch an den Mund und atmete ein. Und zuckte zusammen – es brannte im Hals. Aber es brachte ihn zum Husten, und er spuckte einen Schleimbatzen in den Becher. Die Technikerin nickte aufmunternd und sagte etwas. Aber er hörte sie nicht bei dem Summen. Er nahm noch einen Atemzug durch den Schlauch. Hustete wieder und spuckte. Sein Hals schmerzte. Rachel stand in der Ecke und sah ihm zu. Er starrte die Frauen aus seinem summenden Gefängnis an. Er war eingesperrt und beobachtete die Lebenden, die Gesunden, Freien. Plötzlich fühlte er sich John Harness verbunden. Die Einsamkeit eines Kranken. Und alle betrachten einen mit teilnahmslosem, angewidertem Blick. Sie sagen nicht: Der Ärmste, wie kann ich helfen? Sondern: Wie kann ich mich davor schützen, das zu bekommen, was er hat? Er saugte an dem Schlauch. Der Würgereflex setzte bei seinem fünften Versuch ein, beim neunten öffnete er den Mund und kotzte.

16

Der Pfleger will einen Drink
    Fawkes ritt im Krankenwagen auf einer langen, fürchterlichen Adrenalinwoge, die von den Vororten bis nach London reichte. Panik strömte durch seine Adern, wann immer er Roddy, der um Atem rang, ansah. Das graue Gesicht des Jungen zeigte nicht nur akute Qualen, sondern auch so etwas wie angsterfülltes Staunen, als würde ihm sein Körper jedes Mal, wenn er kämpfte, um Luft zu bekommen, sagen: Etwas stimmt nicht, ich kriege nicht genug Sauerstoff. Und alle paar Sekunden musste er die Prozedur wiederholen. Die Lunge füllen. Und dann: Blankes Entsetzen . Fawkes redete eine Zeitlang beruhigend auf ihn ein. Alles wird gut, Roddy . Doch immer wieder sah er den Leichensack mit Theo und die Aluminiumtische mit den Abflussrinnen vor sich. Er fürchtete, dass die Bilder irgendwie in Roddys Bewusstsein dringen könnten, wenn er noch mehr sagte. Also hielt er lieber den Mund und legte nur eine Hand auf die Schulter des Jungen. Was, zum Teufel, mache ich hier eigentlich?, fragte

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