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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Untersuchungstisch.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Andrew wohl zum fünfzehnten Mal, seit sie Cambridge verlassen hatten. Irgendwie hegte er immer noch die dumme Hoffnung, dass sie plötzlich aufspringen, zwinkern und zwitschern würde: Viel besser.
    »Die Brust schmerzt.« Sie zuckte zusammen. Wiederherrschte Schweigen. Persephone hustete. Erst kurz, dann länger. Mehr Blut. Es war ein Alptraum. Ihr weißer Mundschutz war blutdurchtränkt. Sie nahmen ihn ab, vorsichtig, als ob das Blut giftig wäre. Andrew missachtete die Anweisung, im Zimmer zu bleiben, stürmte hinaus und rief um Hilfe. Die Schwester kam zurück und machte sich, sobald sie sah, in welchem Zustand Persephone war, daran, sie zu säubern. Andrew fühlte sich nutzlos elend. Sein Handy summte, um ihm zu melden, dass eine Nachricht auf die Mailbox eingegangen war. Er schaute auf das Display. Es waren sogar drei Nachrichten. Das bedeutete nichts Gutes. Obwohl die Benutzung von Handys strikt verboten war, drückte er den Hörer verstohlen an sein Ohr.
    Andrew, ich bin’s, Piers. Ich bin in deinem Zimmer  … und es ist leer. Ruf mich an.
    Die zweite Nachricht beinhaltete dieselbe Botschaft. Nur Fawkes’ Stimme war um eine halbe Oktave höher: Andrew  … wo steckst du? Es ist Sonntagabend. Ruf mich zurück. Bitte. Sobald du kannst.
    Die dritte hörte sich ernster an: Andrew, hier ist Piers. Montag. Die Neuigkeiten über Roddy haben sich in der ganzen Schule herumgesprochen. Die Jungs wissen jetzt, dass er Tuberkulose hat. Father Peter ist irgendwo unterwegs – verdammt. Du bist der Einzige, der mit dem Geist und dem ganzen Chaos hier helfen kann. Ich decke dich in der Hoffnung, dass du im Trinity bist und dort Nützliches erfährst. Die Zeit wird verdammt knapp. Komm zurück!
    Andrew nahm benommen den Hörer vom Ohr. Die Schwester hatte Persephone auf den Tisch gesetzt. Das Mädchen war apathisch. Die Schönheit und der Humor waren aus ihrem Gesicht gewichen.
    Dr. Minos mit der glänzenden Glatze und den dichten Wimpern kam herein. Andrew klappte sein Handy zu. Der Arzt ging schnurstracks auf Persephone zu, ohne auch nur einen Blick in Andrews Richtung zu werfen, band sich eine Maske vor den Mund und nahm Persephone die ihre ab. Dann stellte er mit leiser, besänftigender Stimme Fragen und hörte ihre Brust mit dem Stethoskop ab. Er runzelte die Stirn. Offenbar hatte er zu schnell gefunden, was er gesucht hatte. Er gab der Schwester ausführliche Anweisungen. Die nickte und verschwand. Schließlich wandte sich Dr. Minos an Andrew.
    »Ich hätte Sie fast nicht erkannt ohne Ihre Uniform«, sagte er. »Sie waren gestern hier wegen der Tb-Tests.«
    »Hi.«
    »Ich vermute, Sie haben die Verbotsschilder für die Benutzung von Mobiltelefonen gesehen. Aber Vorschriften scheinen für Sie nicht zu gelten, wie?«
    Andrew sank das Herz.
    »Dies ist Ihre Freundin?«, fragte der Doktor.
    Andrew zögerte. Er hatte das Gefühl, dass ihm alles, was er jetzt sagte, zur Last gelegt wurde.
    »Soweit ich mich erinnere, sollten Sie in Ihrer Schule bleiben und sich mit niemandem treffen. Trotzdem sind Sie hier, mitten in London, mit einer kranken Freundin. Habe ich Ihnen gestern nicht erklärt, dass wir in solchen Fällen eine Zwangseinweisung bewirken?« Seine Augen blitzten. »Ich habe Sie gewarnt, dass wir Sie in die Isolierstation stecken, wenn Sie den Anweisungen zuwiderhandeln.« Andrews Augen wurden groß. »Nun, ich denke, Sie haben die Kriterien erfüllt.« Man hörte Dr. Minos an, dass er seinen Ärger unterdrückte. Er deutete mit dem Kinn auf Persephone. »Sie ist in einem kritischen Zustand.«
    »Ich weiß.«
    »Dann sind Sie jetzt ein Arzt, wie? Zeigen Sie mir Ihren Arm.« Ehe Andrew reagieren konnte, rückte ihm der Arzt auf den Pelz. »Ziehen Sie die Jacke aus.« Er gehorchte. »Und jetzt den Ärmel hochkrempeln.«
    Dr. Minos hielt Andrews Handgelenk fest und rieb die Stelle, in die die Schwester am Tag zuvor das Tuberkulin gespritzt hatte. Der Arzt sah Andrew verblüfft an.
    »Was?«, wollte Andrew wissen. »Ist es schlimm?«
    »Nichts«, sagte der Doktor ratlos. »Bei einem positiven Befund entsteht eine kleine Beule. Bei Ihnen ist die Haut glatt.« Er runzelte die Stirn. »Egal. Wir bekommen in fünfzehn Prozent der Untersuchungen falsche negative Ergebnisse. Wir untersuchen noch Ihr Blut.« Er funkelte Andrew an. »Ich behalte Sie in jedem Fall hier. Sobald wir die Patientin versorgt haben, erledige ich den Papierkram. Sie bleiben gleich

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