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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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grinste erfreut. »Dasist gut! Sehr gut!« Er öffnete den Mund, um weitere Fragen zu stellen, aber Persephone verhinderte das mit einem neuerlichen Hustenanfall. Der Husten schien sich immer mehr aufzubauen, klang abgehackt, kratzig und hörte nicht auf, während die Lunge vergeblich versuchte, ihm Einhalt zu gebieten. Persephone krümmte sich.
    Andrews Magen krampfte sich zusammen. Da war es. Er hatte recht gehabt. Er hatte die Vision gesehen und gewusst, dass Harness Persephone infiziert hatte. Und er hatte den Fehler gemacht, nicht sofort etwas zu unternehmen. Die anderen Anwesenden verzogen angewidert und mitfühlend die Gesichter; dann endlich – endlich! – hörte es auf, und Persephone, der keine Zeit mehr blieb, nach einem Taschentuch zu suchen, spuckte etwas Flüssiges in ihre Handfläche. Sie hob die Hand, um sich den Auswurf anzusehen.
    Agatha fand als Erste ihre Sprache wieder. »O mein Gott, Persephone!«, kreischte sie. »Das ist Blut! Andrew, Persephone hat Blut gespuckt!«
    Andrew spang an Persephones Seite  – er und Agatha beugten sich zu ihr und starrten die Hand an. Hellrotes, glitzerndes Blut. Persephone zog hastig die Hand zurück, um es zu verstecken.
    »Es ist nichts«, behauptete sie matt. »Macht euch keine Sorgen.«
    »Selbstverständlich machen wir uns Sorgen«, widersprach Agatha. »Du siehst schon den ganzen Morgen so komisch aus. Wir gehen besser. In mein Zimmer, dann kannst du dich hinlegen. Tut mir leid, Dr. Cade.« Sie halfen Persephone beim Aufstehen. Professor Cade blieb enttäuscht sitzen; Lena Rasmussen flüsterte: Die brauche ich wieder, sammelte die wertvollen Briefe ein und verstautesie in der Kassette, um sie in die rotierenden Regale zurückzulegen. Chaos brach aus. Alle umringten Persephone und führten sie die schmale Treppe hinauf.
    »Ich bringe sie nach London«, sagte Andrew.
    »London?«, protestierte Agatha.
    »Sie muss in die Klinik.«
    Andrew legte den Arm um sie und stützte sie durch die Studentenbibliothek, wo sie die Blicke auf sich zogen, unter die stille Kolonnade. Plötzlich erschien ihnen der Weg zur Trinity Street entsetzlich lang.
    »Wollt ihr wirklich schon gehen?«, schrie Dr. Cade, der ihnen ins Freie gefolgt war.
    »Tut mir leid, Sir«, rief Agatha über die Schulter, und zu Lena gewandt fügte sie hinzu: »Vielen Dank!«
    Andrew hörte Cades donnernden Bass: »Ich beabsichtige, das zu publizieren. Wie kann ich euch erreichen?« Sie antworteten nicht. Als sie das Tor auf der anderen Seite des Hofes erreichten, schrie er verzweifelt: »Wollt ihr als Entdecker genannt werden?«
    Andrew hielt den Arm um Persephone gelegt und beugte sich immer wieder vor, um ihr ins Gesicht zu schauen. Er überwachte ihre Blässe, den flachen Atem und suchte nach Merkmalen, die er bei Roddy oder Theo gesehen hatte.
    Agatha bombardierte ihn mit Ratschlägen. Es gibt hier ein Krankenhaus; wir können in wenigen Minuten dort sein. Andrew ignorierte sie. Er wusste, was er tun musste.
    Er trug Persephone halb durch die Straßen, durch die sie am Abend zuvor gelaufen waren. Die Strecke zog sich endlos dahin. Ein belebter Marktplatz, und kein Mensch bot ihnen Hilfe an. Es ist schon gut, ich weiß, wohin ich dich bringenmuss, sagte er. Du übertreibst, flüsterte sie, ehe sie wieder von einem Hustenanfall gepeinigt wurde. Sie krümmte sich hier auf der Straße. Die Leute machten einen weiten Bogen um sie, angeekelt, als wären sie irgendwie entartet – Drogen, Nadeln, HIV ! Es war, als könnten die Menschen Symptome, die einen normalen Husten oder eine Erkältung übertrafen, erahnen. Kommt wieder Blut?, fragte er unglücklich. Ich glaub nicht, antwortete sie.
    Endlich kamen sie am Bahnhof an. Andrew ließ Persephone bei Agatha, die ihre Überredungsversuche schon vor einer Weile aufgegeben hatte, auf einer Bank zurück und rannte zum Fahrplan. Der nächste Zug fuhr um 12  Uhr  55. Jetzt war es 11  Uhr  57. Fast eine Stunde. Er ächzte gequält. So lange konnten sie nicht warten. Er lief hinaus. Persephone saß noch aufrecht – Gott sei Dank – und hatte eine Art Schutzhaltung angenommen: zusammengepresste Hände, hochgezogene Schultern, geschlossene Augen. Aber ihr Gesicht war noch immer kreidebleich.
    Andrew kämpfte gegen die Panik an. Er musste nachdenken und machte die Augen zu.
    Als er sie wieder öffnete, fiel sein Blick auf einen Taxistand.
    Er hastete zum ersten Wagen und bückte sich zum Fahrerfenster.
    »Ich muss nach London«, sagte er.
    Der Fahrer,

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