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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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konfuse Debatte mit sich selbst.
    Du leidest unter Schlafmangel , argumentierte er. Du bist durchgedreht, weil du in einer neuen Schule anfängst.
    Aber die Leiche war real. Er hatte sie angefasst – sie war kalt und steif gewesen und war ein wenig zur Seite gerollt, als er sie berührt hatte.
    Sie. Ihn.
    Theo ist wirklich tot.
    In Andrews Erinnerung flackerten all die Bilder auf, die er in den letzten vierundzwanzig Stunden von Theo gesammelt hatte. Ihm war schlecht.
    Er dachte an die hagere Gestalt. Wenn sie Theo umgebracht hatte, konnte sie dann auch noch andere töten? Andrew hatte ihr in die Augen gesehen. Etwas war zwischen ihnen geschehen, als hätten sie sich wiedererkannt. Konnte die Gestalt ihn hier finden? Würde er ihr nächstes Opfer sein?
    Er setzte sich auf. Er musste mit der Polizei sprechen und ihnen erzählen, dass die bleiche Gestalt Theo erdrosselt hatte. Was immer sie sein mochte, sie war gefährlich.
    Nein. Sie werden dich für geisteskrank halten und deine Eltern anrufen.
    Und seine Eltern würden ihn aus der Schule nehmen. Dann saß er richtig in der Scheiße.
    Mit zitternden Händen suchte er in der Schreibtischschublade nach seinem Handy. Er fand es und schaltete es ein. Dann klickte er in seinem Nummernverzeichnis D an. Namen erscheinen.
    DAD
    DANIEL
    Er bewegte den Cursor zu DAD. Der 203-Code leuchtete auf. Sein Daumen wanderte zu der grünen Taste. Er sehnte sich nach einer vertrauten Stimme. Sogar nach der seines Vaters. Nach einem amerikanischen Akzent. Er wollte seinem Dad die ganze Geschichte erzählen. Nicht nur Bruchstücke, nicht nur die Teile, mit denen sein Vater seinerAnsicht nach leicht fertig werden konnte, sondern alles, nur um die Meinung seines alten Herrn und ein mitfühlendes Ja, das ist ziemlich merkwürdig zu hören.
    Er nahm den Daumen von der Taste. Ihm war klar, dass sein Vater das nicht konnte.
    Selbst wenn sie nicht Tausende von Meilen getrennt wären, könnte Andrew nicht die Reaktion hervorrufen, die er sich wünschte. Früher wäre ihm das vielleicht gelungen. Bevor Andrew in die Pubertät kam, hatte sein Vater ein Kanu gekauft und ihn oft mit auf den Housatonic genommen. Er hatte ihm die Vögel im Sumpfgebiet gezeigt und alte Geschichten – aus seinen Tagen an der Penn – oder von seinen paranoiden Theorien über das Bestehen des gemeinsamen Lebenskampfes erzählt. Und er hatte sich nach Andrews Erlebnissen mit seinen Schulfreunden erkundigt. Manchmal vergaßen sie sogar zu paddeln und ließen sich einfach treiben, redeten, hörten zu und beobachteten, wie die Fischadler ihre Beute davontrugen; ohne sich anschauen zu müssen, weil sie hintereinandersaßen. Aber Streit lauerte bereits am Horizont. Nur ein Jahr später bekamen sie sich zu Hause immer wieder in die Haare. Erst wegen ganz normaler Dinge wie Schulnoten und Ausgangszeiten. Doch dann wurden die Auseinandersetzungen verbitterter. Die Frustration des Vaters wuchs  – wegen Andrews Auswahl seiner Freunde, seiner Frisur und der Gewohnheit, schon mit vierzehn Zigaretten zu rauchen; ein paar Monate später hatte sein Vater ein Tütchen Hasch in Andrews Kommode gefunden. Der festverwurzelte Groll des Vaters sickerte in all ihre Scharmützel (die unfaire Behandlung bei American Express, sein Komplex wegen der Herkunft und all der erfolgreichen Taylors, während er selbst im mittleren Management verharrte,zwar wie ein Südstaaten-Aristokrat leben wollte, aber nicht konnte, und Schulden anhäufte, um sich die Ferien in Aspen und Biarritz leisten zu können; zu guter Letzt hatte er auch noch die Demütigung einstecken müssen, dass ein fetter Kerl, dessen Lippen mit Kautabak verschmiert waren, ins Haus kam, um den nicht bezahlten Audi zurückzufordern). Und nach den ersten neun oder zehn lautstarken Wortwechseln mit bitteren Vorwürfen, falschen Beschuldigungen und gebrüllten Beschimpfungen blieb zwischen ihnen nur noch ein immer größer werdender See aus giftiger Galle. Als Andrew einmal in den Ferien nach Hause kam, bemerkte er, dass das Kanu nicht mehr in der Garage stand. Seine Mutter erklärte ihm beiläufig, dass es verkauft worden war.
    Ich hole dich von dort weg.
    Er hatte die Stimme seines Vaters im Ohr.
    Beherrschend. Wütend. Übergriffig. Mit seinem Jähzorn machte er seinen Sohn, sollte er sich rühren oder gar rebellieren, mundtot.
    Ist das nicht genau das, was du willst  – weggeholt werden?, sagte eine innere Stimme. Dann wärst du sicher vor den Händen, die sich auf Theos Gesicht

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