Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
Vom Netzwerk:
Adern – vor Schreck. Er fürchtete sich vor dem Sex, vor dem Moment der Wahrheit. »Okay.«
    Er versuchte die Erinnerung, die ihn belastete, zu verdrängen. An das demütigende (extrem seltsame) Ritual im Keller mit John Harness  – jetzt konnte er ihn beim Namen nennen.
    John Harness war Byrons Liebhaber.
    Vielleicht denkt dieser Geist, dass du Byron bist.
    Seine Stimmung verdüsterte sich, und er fürchtete, dass Persephone seine Gedanken erraten könnte.
    »Ich mag dich, Andrew.«
    »Okay.«
    »Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
    »Du machst mich irgendwie sprachlos.«
    Das gefiel ihr. »Gut.«
    Dann überschattete Unsicherheit ihr Gesicht. Vielleicht konnte sie seine Gedanken lesen.
    »Wirst du kommen?«, fragte sie.
    »Klar.«
    Sie lächelte wieder und machte mit der vordergründigen Würde einer Schauspielerin ihren Abgang.
    Der Abendunterricht, der um 17  Uhr  15 im Fastdunkel endete: Französisch. Ein Junge radebrechte ein paar Zeileneines Dialogs, als jemand an die Tür klopfte und eine Nachricht brachte – für Andrew. Ohs, Ahs und Miauen ertönten.
    Sein Hausvater musste dringend mit ihm sprechen.
    Auf dem Weg zu ihm spielten sich alle möglichen Schreckensszenarien in Andrews Geist ab. Sein Vater war pleite. Er musste weg aus Harrow. Doch sobald er das Lot betrat, wurde deutlich, dass ihn keines dieser Melodramen erwartete.
    Fawkes ging im Talar im Foyer auf und ab und wirbelte zu Andrew herum. Andrew wurde sofort argwöhnisch. Fawkes’ Augen waren rot umrandet; er schwankte leicht und überspielte seinen Zustand mit künstlicher Ruhe und einem Mona-Lisa-Lächeln – zweifellos, um sich den Anschein von Zuversicht und Sicherheit zu geben, ohne Erfolg. Er machte eher den Eindruck, als würde er einer Konversation lauschen, dem steten und immer bezaubernden Fest in seinem Blutkreislauf.
    Neben Fawkes standen zwei Handwerker, die mit den Füßen scharrten, beide gelangweilt, weil man sie warten ließ, und skeptisch, weil der Hausvater betrunken war. Um diese drei Männer hatten sich neugierig ein paar der jüngeren Schüler geschart. Andrew sah, warum. Die Arbeiter, in staubigen mit Farbspritzern übersäten Sweatshirts und Jeans, hielten Vorschlaghämmer in den Händen. Die Griffe waren knapp einen Meter lang, die Köpfe so groß wie Ziegel.
    Fawkes winkte Andrew zu sich. »Komm her.« Über die Schulter rief er: »Einen Moment noch, Leute.«
    Er legte die Hand auf Andrews Schulter – eine kumpelhafte Wir-sind-alte-Freunde-Geste (vielleicht wollte er den Handwerkern zeigen, wie dicke er und Andrew waren) undführte ihn zur Treppe, wo sie ein paar Worte unter vier Augen wechseln konnten.
    Der ältere Arbeiter verdrehte die Augen. »Wir sind bereit, wenn Sie es sind, Sir.«
    »Uns bleiben dreißig Minuten, bis die nächste Unterrichtsstunde zu Ende ist und die Jungs ins Haus strömen«, flüsterte Fawkes nahe an Andrews Ohr.
    »Okay …«, erwiderte Andrew unsicher. »Was ist los? Warum haben Sie mich holen lassen?«
    »Wir können den Raum finden!«, verkündete Fawkes mit einem trunkenen Grinsen.
    »Finden …« Andrew war verwirrt.
    »Diesen Raum«, wiederholte Fawkes ungeduldig. »Den Raum  … aus der Vergangenheit  … in dem John Harness und du … Er könnte noch vorhanden sein. Hier im Haus. Diese Gebäude sind wie Labyrinthe. Wenn du ihn finden kannst  …« Er vollzog eine große Geste. Andrew wartete. Fawkes beugte sich nah zu ihm und blies ihm seinen Gin-Atem entgegen. »Das wäre der Beweis.«
    »Der Beweis wofür?«
    »Dass dein Geist existiert!«
    Andrew wand sich. »Ich brauche keinen Beweis.«
    »O doch, und ich auch. All das Zeug – The White Devil , Lord Byron, John Harness  – es könnte nur in deinem Unterbewusstsein herumspuken. Komische Zufälle, das ja, aber kein Beweis. Kein Mensch weiß genau, wie Harness aussieht. Es gibt keine Porträts. Aber es gibt einen Ort, an dem wir uns umsehen können.« Fawkes kam noch näher. »Denk daran, was wir mit dem Stück erreichen wollen. Das ist eine Eins-zu-einer-Million-Chance  … eine Ergänzung. Eine Entdeckung. Der Geist kehrt zurück? Versucht uns etwas zu sagen? Es könnte wichtig sein. Sehr, sehr wichtig.«
    Andrew musterte Fawkes. »Sie meinen, es würde Ihnen das Gefühl geben, sehr wichtig zu sein.«
    Fawkes wich verletzt zurück. War er so leicht zu durchschauen? Er musste sich zurücknehmen, durfte sich nicht so verzweifelt zeigen.
    »Ich gebe es zu. Ich will, dass das Stück einzigartig wird. Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher