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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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eine Welle über ihr zusammengeschlagen: lädiert, doch alle Anzeichen sprachen dafür, dass sich die Gewalt in Wasser und Sand auflöste.
    Sie machte Licht in der Küche und brühte sich mit zitternden Händen einen Tee auf, der sie beruhigen sollte. Sie dachte über Fawkes’ Nachricht nach. Könnten Sie uns noch einmal helfen? Sie stolperte über das uns . Der erste Schluck Tee brachte ihr die Antwort: der Amerikaner.
    Der Junge, der angeblich einen Geist gesehen hatte.
    Nach der Expedition in den Kellerraum vergingen nur vierundzwanzig Stunden, bis Fawkes eine Nachricht erhielt. Sie wurde durch den Briefschlitz in der Tür geschoben. Keine Briefmarke, durch Boten abgegeben, so dass selbst er sie nicht übersehen konnte. Das war sicherlichbeabsichtigt. Kommen Sie morgen nach dem Unterricht zu mir – das war Colin Jutes Handschrift.
    Und jetzt saß er in Jutes Büro, das wegen der vielen Fenster an ein Kapitänsquartier in einem alten Schiff erinnerte. Sofa und Sessel auf der einen Seite; ein großer Schreibtisch auf der anderen: Ausblick auf den Harrow-Park, darum herum das Headmaster’s House.
    Fawkes hatte am Abend zuvor zu viel getrunken, weil ihn die Aussicht auf diese Unterredung ziemlich nervös gemacht hatte. Gin vor dem Essen, Wein während des Essens und danach wieder Gin. Im Nachhinein betrachtet, ein schrecklicher Fehler, aber er hatte das Zeug in sich hineingeschüttet, als wäre sein Nervensystem ein verstopftes Rohr, das er durchspülen musste. Und heute hatte er den ganzen Tag gegen Übelkeit angekämpft.
    Jute stand hinter seinem Schreibtisch, schob Papiere hin und her, seine Wangen zitterten, sein Blick war gefährlich böse. Er fing an zu reden, ohne Fawkes eines Blickes zu würdigen. »Mir ist einiges über Ihr Abenteuer im Lot-Keller zu Ohren gekommen.« Er spie das Wort Lot-Keller aus, als wäre es das Äquivalent zu einem Strip-Club.
    Fawkes wusste sofort, was ihm blühte und wie sich das herumgesprochen hatte.
    Die Jungs, die auf der Treppe gestanden und zugesehen hatten, wie die Handwerker die Mauer niedergerissen hatten. Normalerweise passierte nicht viel Interessantes in dieser Schule, deshalb machte ein solches Ereignis rasch die Runde. Die Jungs mussten Bericht erstattet und verdrehte Erklärungen angeführt und das alles in der ganzen Schule verbreitet haben wie einen Grippevirus  – von einem Schüler zum anderen im Speisesaal, in den Klassenzimmern und auf der High Street. Und natürlich war danoch Matron, die sich bestimmt unverzüglich bei Macrae beschwert hatte.
    »Sie scheinen auf Abwege geraten zu sein, Piers«, sagte Jute. »Ihr Haus braucht Sie mehr denn je. Und Sie haben nichts anderes zu tun, als es buchstäblich zu zerstören.«
    Jutes Ton war nicht einmal ärgerlich, bemerkte Fawkes zerknirscht. Offensichtlich verdiente er keine Wut und keine Ausbrüche mehr.
    »Der Grund, warum ich Sie sprechen will, ist die Geschichte, die ich gehört habe. Dass der Amerikaner einen Geist da unten gesehen haben soll. Stimmt das, Piers? Den Lot-Geist ?« Jute rümpfte die Nase. »Weibergeschichten?«
    Fawkes wurde rot. »Der Junge vermutete«, stammelte er, »dass es … dass ein Teil von dem alten Haus noch vorhanden ist …«
    »Also haben Sie den Archäologen gespielt, ja? Mit Vorschlaghammer?«
    »Ich hatte keine Ahnung, was ich vorfinden würde. Ich wusste nicht …«
    »Waren Sie betrunken?«
    Fawkes verschluckte sich fast. »Wie bitte?«
    »Meine Frage war klar genug.«
    »Der … es war erst halb fünf.«
    Jute starrte ihn hasserfüllt an
    »Nein«, antwortete Fawkes. Eine Lüge aus reinem Selbstschutz. »Darf ich erfahren, weshalb Sie diese Frage stellen?«
    »Sie trinken, Piers. Tun Sie nicht so schockiert. Früher hat man in dieser Schule ein solches Verhalten toleriert. Und ich nehme an, Sie als Schriftsteller denken, dass das zu Ihrer Profession dazugehört.« Er seufzte. »Es steht Ihnenins Gesicht geschrieben, Piers. Ihre Augen. Die Nase. Die Blutgefäße und Äderchen. Es ist nicht zu übersehen. Mir fällt es auf. Die Schüler merken, wenn Sie betrunken sind. Sogar im Unterricht, wie man mir sagte«, fügte er unfreundlich hinzu.
    »Niemals.«
    »Dann zu anderen Zeiten?«, hakte Jute siegesgewiss nach. Fawkes realisierte, dass er einen schweren Fehler begangen hatte, indem er die letzte Behauptung zu schnell abgestritten hatte  – damit hatte er anderes eingeräumt. »Bei Hausversammlungen? Beim Empfang neuer Schüler? Sie haben Ihren gesamten Unterricht am

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